Donington: Kommentator bekam Herzinfarkt

Kolumne von Ralf Waldmann
Ralf Waldmann triumphierte 2000 in Donington

Ralf Waldmann triumphierte 2000 in Donington

Dieses Wochenende bin ich mit Max Neukirchner bei der Superbike-WM in Donington Park. An diesem geschichtsträchtigen Ort habe ich außergewöhnliche Rennen erlebt.

2009 fuhr ich mein letztes Rennen in Donington: Bei Kiefer in der 250er-WM, als Ersatz für Leonov. Oder Ivanov? Ich glaube Ivanov. Wäre ich sitzen geblieben, wäre ich aufs Podium gefahren. Aber wenn der Hund nicht geschissen hätte, hätte er auch den Hasen gekriegt.

Das Rennen wurde als Regenrennen gestartet, es hatte aber aufgehört zu regnen und war am abtrocknen. Ich stand in der vorletzten Startreihe, also sagten wir uns: Klar, da fahren wir mit Slicks. Was hatten wir zu verlieren? Die anderen hatten alle Regenreifen drauf. Die ersten zwei Runden war es auch sehr rutschig, in der dritten begann es dann abzutrocknen und ich habe zum Angriff geblasen.

In Old Hairpin bin ich dann aber auf den weißen Streifen gekommen und habe mich so dermaßen auf die Nase gelegt. Nach dem ich wieder Luft bekam, habe ich das Ding aufgehoben und wollte das Bike anschieben, aber es hat nur gestottert. Ich hätte nur ’nen kleinen Schubs gebraucht, aber der Streckenposten hat mich immer festgehalten. Ich sagte ihm, er soll mich gehen lassen und mich anschieben! Er sagt mir, ich soll das Motorrad ins Innenfeld schieben, ich könne nächstes Jahr wieder fahren. Ich sagte ihm: «Nix next year, I am grandfather, my time is over, es gibt kein next year.» Ich habe mit ihm rumgefightet, da hat er mir ein Pfefferminzbonbon gegeben und gesagt, ich solle meinen Mund halten und mich hinsetzen – er hat mich nicht angeschoben.

Das Wasser lief zu den Stiefeln rein

2000 war ich in Donington das letzte Mal richtig gut. Das kann sich jeder auf youtube unter «Ralf Waldmann Donington» anschauen. Der englische Kommentator musste sich danach ins Krankenhaus einliefern lassen – wegen Herzinfarkt.

Das Rennen vor Donington, in Assen, stand ich auf Pole, im strömenden Regen. Es stand ungefähr zehn Zentimeter Wasser. Aprilia-Rennchef Jan Witteveen meinte damals zu mir, dass es aufklart und gleich trocken wird. Meine Jungs meinten dann, dass ich mit Slicks losfahren muss. Aber es war so am regnen, dass mir das Wasser oben zu den Stiefeln reinlief. Ich fragte noch: «Ihr wollt mich jetzt doch nicht mit Slicks von Pole-Position losschicken? Es regnet. Alle rundherum haben Regenreifen drauf.» Dann sagten sie mir, ich solle den Mund halten und fahren, es würde trocken. Das habe ich dann auch gemacht, wurde zweimal überrundet, bin schön gemütlich gefahren. Wie man halt im strömenden Regen mit Slicks fährt. Aber ich bin mein Rennen ganz brav zu Ende gefahren.

Waldi wollte Martin Wimmer killen

Zurück zu Donington 2000. Martin Wimmer hat das Pace-Motorrad gefahren, eine Runde. Er kam danach zu mir gelaufen und sagte: «Da unten fängt es schon an zu regnen, es regnet in Old Hairpain, da steht schon das Wasser. Mach Regenreifen drauf.» Die anderen hatten alle Medium-Reifen montiert. Ich sagte also zu meiner Truppe, «jetzt aber Regenreifen drauf». Sie meinten: «Nee, den Fehler haben wir schon mal gemacht.» Was die wollten, habe ich grade anders herum gemacht, aus Trotz. Ich bin losgefahren und dachte mir schon in der ersten Runde, dass ich den Typen kille, wenn ich ihn krieg – es war total trocken. Ich also los, ganz gemütlich. Nach drei oder vier Runden habe ich es schon hinter mir brummen gehört, das war der Olivier Jacque. Dann sah ich die Schauer ankommen, so ganz leichtes Tröpfeln auf dem Visier. Ich dachte mir «schön, mehr davon». Dann fing es richtig an zu regnen.

Dann sagte ich mir: «Jetzt Waldmann, Pokal oder Hospital. Den Berg runter, volle Rotze so quer gestanden, in der Schikane auch nur noch über die Knie gerutscht ... ich machte eine Pace, vom Allerfeinsten. Ich war pro Runde zehn Sekunden schneller als alle anderen, auf Start/Ziel habe ich dann noch gewonnen. Der Jacque sagte danach zu mir: «Ich habe dich schon gesehen, ich war an dir dran, das gibt es doch gar nicht!» Er war kurz vor dem Überrunden. Das war eine coole Nummer.

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