Melandri und das geheime BMW-Projekt: Eine Erfindung

Kolumne von Ivo Schützbach
Kein anderer war für BMW so erfolgreich wie Marco Melandri

Kein anderer war für BMW so erfolgreich wie Marco Melandri

BMW baut ein «Über-Motorrad», BMW entwickelt für die MotoGP-WM – und das alles mit der tatkräftigen Hilfe von Marco Melandri. An Kreativität mangelt es einigen italienischen Medien nicht.

Trotz 22 Grand-Prix-Siegen und 49 Podestplätzen in der Superbike-WM, darunter 19 Siege für Yamaha, BMW und Aprilia, tut sich Marco Melandri schwer, nach seinem Rauswurf aus dem Aprilia-MotoGP-Werksteam Anfang Juli 2015 einen Job zu finden.

Der Italiener greift nach jedem Strohhalm und ist sich auch für Testarbeiten nicht zu schade. Für MV Agusta probierte er Ende November 2015 die F4RR von Leon Camier, Melandri spricht mit zahlreichen Teams im Superbike-Fahrerlager über die WM 2017 – mit kaum Erfolg. Außer dem neuen Superbike-Team Kawasaki Puccetti will keiner den ehemaligen MotoGP- und Superbike-Vizeweltmeister haben.

Um sich selbst in den Schlagzeilen zu halten, steckt Melandri auch mal einem Kumpel von der italienischen Presse etwas. So ließ er durchsickern, dass er für BMW ein Ultra-High-Performance-Bike testen werde. Eine exklusive Über-BMW, vergleichbar mit der 400 km/h schnellen, kompressoraufgeladenen H2R von Kawasaki. Sogar von Entwicklungen für einen eventuellen MotoGP-Einstieg von BMW schrieb der Kollege.

Die Wahrheit ist: Marco Melandri sollte für BMWs Entwicklungsabteilung die Basis der zukünftigen S1000RR testen, kein außerirdisches Über-Motorrad. Gemäß dem normalen Entwicklungszyklus wird der Nachfolger des Verkaufsschlagers wohl 2019 auf den Markt kommen. Bis dahin fließen laufend alle aktuellen Erkenntnisse in das Motorrad ein.

Dass Marco Melandri testen sollte, will bei BMW niemand bestätigen. Offiziell ist zu erfahren: «Im Rahmen der Entwicklung unserer Motorräder ist es gelebte Praxis, professionelle Rennfahrer, welche Erfahrung mit unseren Modellen mitbringen und vertraglich nicht an andere Marken gebunden sind, zu Testzwecken zu involvieren.»

All das trifft auf Melandri zu, doch zu dem Test für BMW ist es nie gekommen. Das war nicht mehr als ein gedanklicher Schnellschuss, der nie hätte bekannt werden sollen, und der auch umgehend intern korrigiert wurde. Öffentlich wurde es nur, weil Melandri über den gescheiterten Job plauderte.

Melandri hat nach seinen zwei Jahren im BMW-Werksteam immer noch ausgezeichnete Kontakte nach München. 2012 und 2013 eroberte der 33-Jährige 23 Podestplätze, neun Siege und die WM-Ränge 3 und 4 für die Bayern – kein anderer BMW-Fahrer war so erfolgreich.

Mit seinem mäßig teamdienlichen Verhalten hat er sich bei BMW aber ebensowenig Freunde gemacht, wie später bei Aprilia. Beide Hersteller wollen mit dem schnellen Italiener nichts mehr zu tun haben. Bei Yamaha verhält es sich ähnlich. Damit er nicht bei seinem alten Weggefährten Andrea Dosoli für das Yamaha-Werksteam unterschreibt, kam sogar eine Order vom Management in Japan. Sylvain Guintoli und Alex Lowes erhielten für 2016 den Zuschlag.

Wie beliebt der 19-fache Laufsieger ist zeigt die Entscheidung des Teams Althea BMW, das lieber Superbike-Rookie Raffaele De Rosa in Laguna Seca als Ersatz für den verletzten Markus Reiterberger fahren lässt, als den tausendfach medienträchtigeren und eventuell auch flotteren Melandri.

Schade – ein paar mehr polarisierende Charakterköpfe mit großer Klappe würden der Superbike-WM guttun.

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