Fragliches Format: DMSB Meisterschaft Seitenwagen

Kolumne von Rudi Hagen
Brandhofer/Scheunemann in Kampf mit den Niederländern Detz/Arling in Werlte

Brandhofer/Scheunemann in Kampf mit den Niederländern Detz/Arling in Werlte

Das Format «DMSB Meisterschaft» ist unbefriedigend. Das zeigte sich zuletzt in Werlte. Teams mit ausländischer Lizenz nahmen Meisterschaftsteilnehmern die Punkte weg, die am Ende fehlten.

Markus Venus und Beifahrer Markus Heiß vom RSC Pfarrkirchen sind die neuen DMSB Meister in der Seitenwagen-Klasse. Ein Unwetter in Werlte verhinderte ein Aufeinandertreffen mit den Zweitplatzierten Markus Brandhofer/Tim Scheunemann vom AMC Haunstetten, denen am beim wetterbedingten Abbruch ein einziger Punkt auf die Führenden fehlte.

Die Frage, wie es gewesen wäre, wenn die beiden deutschen Top-Teams in Lauf 8 und im Finale noch einmal aufeinander getroffen wären, blieb unbeantwortet. Auf jeden Fall hatte hier das Wetter nicht mitgespielt, aber auch das Reglement nahm durchaus Einfluss auf die Entscheidung, wer Meister wurde.

Als das Unwetter über dem Hümmlingring gegen 21.25 Uhr niederging, hatten die zehn Gespannteams bereits drei von vier Vorläufen absolviert, genug also für die Juroren, um eine Wertung vornehmen zu können. Venus/Heiß hatten ihre drei Läufe souverän für sich entschieden und damit zwölf Punkte auf ihrem Konto.

Brandhofer/Scheunemann hatten ihre ersten beiden Läufe gewonnen. Im Lauf 6 traf das Team vom AMC Haunstetten auf die Niederländer Wilfred Detz/Wendy Arling, die mit niederländischer Lizenz fahren und für die DMSB Meisterschaft nicht gewertet werden. Sie hatten nach einem Nuller zum Auftakt bis dahin sieben Punkte gesammelt.

Dieser Lauf war das aufregendste Gespannrennen des Flutlichtabends, viel besser geht es eigentlich nicht. Brandhofer/Scheunemann waren nicht besonders gut vom Start weggekommen, kämpften sich im Verlaufe der vier Runden aber immer näher an Detz/Arling heran, versuchten innen und außen zu überholen, aber am Zielstrich fehlte ihnen gut eine Radlänge zum Sieg.

So weit, so gut. Die Zuschauer waren zwar begeistert, ob der Qualität des Laufes, aber Brandhofer/Scheunemann war das egal, denn dieser eine Punkt, den sie hier lassen mussten, fehlte ihnen in der Endabrechnung, um mit Venus/Heiß wenigstens gleichzuziehen.

Ein Losentscheid zwischen den beiden deutschen Spitzenteams nach dem anschließenden Rennabbruch wäre zwar auch unglücklich gewesen, aber die Regelung, Teams mit ausländischer Lizenz mitfahren zu lassen, sie dann in der Platzierung nicht zu werten, die Punkte aber doch, ist nicht ganz logisch. Denn die Laufpunkte können sie den Teilnehmern an der Meisterschaft ja doch wegnehmen, wie man nicht nur an diesem Beispiel sehen konnte.

Das ganze Format «DMSB Meisterschaft» ist in sich nicht stimmig. Der Deutsche Motor Sport Bund hatte in Abstimmung mit dem ADAC 2015 beschlossen, einigen Motorrad-Klassen, unter ihnen den Seitenwagen im Bahnsport, das Prädikat «Deutscher Meister» abzusprechen. Dafür sollten sie um den Titel «DMSB Meister» fahren.

Man muss sich inzwischen fragen, was diese Leute zu diesem Schritt bewegt hat? Wie sollen die Bahn-Gespann-Teams als Randsportler eigentlich noch irgendwelche Sponsoren finden, wenn sie gestehen müssen, dass ihr höchstes Event vom Titel her nur eine Clubmeisterschaft ist? Denn der DMSB hat im Zusatz ein «e.V.», er ist von der rechtlichen Stellung her ein eingetragener Verein wie der RSC Pfarrkirchen, der MSC Mulmshorn oder der AC Rastede.

Aber der DMSB hat mächtige Träger, wie zum Beispiel den ADAC.

Die Vertreter des Bahnsports scheinen bei der Entscheidung, DMSB Meisterschaften einzuführen, in den entsprechenden Gremien die Interessen der Gespanne nicht stark genug vertreten zu haben, vielleicht wollten sie es auch gar nicht.

Auch die Teams selbst haben sich nicht mit Ruhm bekleckert, denn wenn sich ein deutsches Team eine ausländische Lizenz nimmt, weil man mit dem DMSB nicht zurecht kommt oder man für andere Prädikate wie die EM mit ausländischer Lizenz lästigen Ausscheidungen aus dem Weg geht, fördert das auch nicht die Stärkung dieses Sports im eigenen Land.

Speziell unter den Gespannleuten gibt es aber auch niemanden, der einmal bereit wäre, die Meinungen aller Teams in den Gremien des DMSB zu vertreten. Da gibt es keine Einigkeit. Viele schimpfen über alles mögliche, aber sich einmal zusammenzusetzen und zu beratschlagen, wie es weitergeht, das fehlt.

Die Veranstalter tun dann noch ihr Übriges und kochen am Ende ihr eigenes Süppchen, denn die Besucher aus der jeweiligen Region, die nur mal ein Event in ihrer Gegend genießen wollen, denken doch, dass sie eine «Deutsche Meisterschaft – Finale Seitenwagen» sehen, wenn das auf dem Plakat steht. Der Titelträger ist aber letztlich nur «DMSB Meister».

Wenn man dieses Format beibehält, dann könnte man Teams, die keine Lizenz des DMSB haben, zwar mitfahren lassen, aber ihre Punkte in den einzelnen Läufen nicht mitwerten. Punktegeld müsste der Veranstalter natürlich den Teams mit ausländischer Lizenz bezahlen.

Aber man könnte auch wieder zur reinen Deutschen Meisterschaft zurückkehren oder man schreibt gleich eine Internationale Deutsche Meisterschaft aus.

Die Titulierung «DMSB Meisterschaft» wird jedenfalls nicht zum Aufschwung in dieser Sportart beitragen. Vielleicht ist das auch irgendwo gewollt, bei den vielen Gespannfans hierzulande auf jeden Fall nicht.

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