Yamaha steht vor Einigung mit neuem Kundenteam

Schneller als Klaffenböck

Kolumne von Eckardt Rösinger
Rösinger/Kolloch vor dem Start zum Supersprint

Rösinger/Kolloch vor dem Start zum Supersprint

Am vergangenen Wochenende stand für uns die vierte Veranstaltung der Internationalen Sidecar Trophy am EuroSpeedway Lausitz auf dem Programm.

Donnerstagmorgen haben wir noch schnell ein Zeltgestänge für den Rennreifenservice zugeschnitten und sind dann Richtung Osten auf den Lausitzring gefahren. Bei Limburg haben wir uns noch für eine Stunde mit Freund, Sponsor und Bauunternehmer David Baydar auf einen Kaffee getroffen. Nach angenehmer Fahrt kamen wir gegen 21.30 Uhr auf dem Lausitzring an. Aufgebaut wurde routiniert wie immer in etwa 30 Minuten. Erst für den Freitagabend stand das erste freie Trainig auf dem Plan. So konnten wir gemütlich ausschlafen, frühstücken und die Ankunft weiterer Teams verfolgen. In der Ruhe liegt die Kraft. Nach diesem Motto versuchen wir immer ein Rennwochenende zu gestalten.

Für mich war es erst die zweite Veranstaltung in der Lausitz, Andy hatte dort schon mehrere Rennen gefahren. In dem freien Freitagtraining wollten wir zwei verschiedene Vorderreifen gegeneinander austesten. Leider war der richtige trotz Anmeldung nicht beim Service. Da gab es wohl Verständigungsprobleme. Zu allem Übel wurde noch eine meiner vorderen Felgen beschädigt, und so hatte ich nur noch einen Slick zur Verfügung. Der Reifentest sollte schon eine Vorbereitung auf das Rennen in Oschersleben im August sein. Auf diesem Kurs werden die Vorderreifen besonders hart beansprucht, dafür wollten wir uns vorbereiten. Wir fuhren das Training dann mit den in Assen sehr stark strapazieren Reifen. Wir wollten sehen, was damit nach so einer Tortour noch möglich ist. Jetzt wissen wir es. Nach dem Training blieb die Erkenntnis, dass die Strecke sehr wellig ist, aber das bekommen wir hin. Wir änderten das Fahrwerk sowie den Nachlauf entsprechend. Das von Ralf Unfried zur Verfügung gestellte Data-Recording half uns sehr dabei. Danke von hier an das Suzuki-Kompetenzteam aus Ludwigsburg.

Samstagmorgen standen je zwei Qualliläufe a 20 Minuten auf dem Programm. Nach der ersten Sitzung waren wir sehr gute Dritte im Feld von 26 Gespannen. Vor allem haben wir meine Zeit von 2008 (2:00,6) um über 2 Sekunden auf 1:58,398 heruntergeschraubt. Das Gesamtpaket (neuer Beifahrer, neuer Motor, neue Verkleidung, viele geänderten Details) scheint seit Assen vor zwei Wochen zu greifen. Auch Andy fühlt sich immer wohler und hat das Fahrwerk super im Griff. Vor allem die schnelle 180 Grad Rechtskurve hat es uns angetan. Bei 60 Meter kurz angebremst, zweimal runterschalten und über alle drei Räder rutschend durch die Kurve. Am Ausgang genau den etwa 30cm breiten, rot, blau, weiß bemalten Randstreifen mit Vorder- und Hinterrad treffen, das Seitenwagenrad ist da schon jenseits von Gut und Böse. Es hat das ganze Wochenende über perfekt gepasst. Diese Linie habe ich mir bei der DTM am Fernsehen abgesehen und gemerkt. Am Ende der Trainings mussten wir uns nur noch Schmitz/Lehnertz beugen, für die der Lausitzring neu war. Als bestes Formel2-Gespann standen wir auf Platz vier in der zweiten Startreihe. Unsere alter Bekannter, Chris Baert mit Beifahrer Jens Wasiak stand eine Reihe hinter uns. Er ist ein super Starter, das ist bekannt. Mit Andy habe ich mich vorher abgesprochen: egal wo Chris bremst, wir bremsen 20 Meter später! Das langt immer, das wissen wir. Mit einer solchen Ansage ist dann keiner von uns Beiden überrascht, sondern kann das geplante sicher umsetzen. So haben wir uns weitere Überholpunkte abgesprochen. Im Training sieht man ja wo man Stärken und Schwächen hat.

So waren wir nach der ersten Kurve Dritte. Rolf Schmitz hatte eine rutschende Kupplung und lies es etwas langsamer angehen. Er überholte uns dann nach einer halben Runde unmittelbar vor unserer Spezialecke. Da mussten wir natürlich nochmals vorbeifahren, aber auf dem anschließenden geraden Stück hatten wir dem 1000er von Schmitz/Lehnertz endgültig nichts mehr entgegen zu setzen. Wir konzentrieren uns ja auch auf die Trophy 600, also die Klasse mit den kleinen Motoren. Alles was darüber noch möglich ist, ist ein Extra. Als Vierte konnten wir den Kampf zwischen Schmitz und dem Team Pichler verfolgen. Ganz mithalten konnten wir nicht. In der letzten von 5 Runden explodierte der Suzuki Motor von Schmitz/Lehnertz 4 Kurven vor dem Ziel. So erbten wir den letzten Podestplatz der Gesamtwertung, und erneut volle Punkte bei den 600ern. Abends gab es ein gemeinsames Chilliessen, dass mein Ex-Beifahrer Stefan Vosskuhl mit seiner Beate für die Teams organisierte, Sehr lecker, danach sehr lustig....Ausser Kette schmieren und Spritnachfüllen gab es am Gespann nichts zu tun. Ich versteh die Teams nicht, die nach jeder Fahrt das halbe oder gar das ganze Gespann zerlegen, nur um beim anschliessenden Zusammenbau Fehler zu machen. Ich erledige diese Arbeiten lieber in Ruhe zu Hause. Seit vier Jahren haben wir bei keinem Rennen einen technischen Defekt gehabt. So falsch kann diese Vorgehensweise nicht sein.

Für den Start für das erste Rennen am Sonntagmorgen war der «Belgier» gewarnt. Es rutschte sogar noch das französische F2 Team Hergott (ja der heisst wirklich so) mit Beifahrer Josse durch. In der ersten langsamen Rechtskurve haben wir dann Beide auf einmal ausgebremst. Im Verlauf der folgenden Runden konnten wir schnell einen Vorsprung von 7 Sekunden herausfahren. Da das Team Schmitz erneut Probleme mit dem Motor hatte, sowie auch das Team Pichler wegen technisch nicht lösbaren Problemen auf den Start verzichteten fuhren wir ein einsames Rennen auf Position zwei, hinter den Seriensiegern Ducouret/Hermann aus Frankreich ins Ziel. Auch hier weitern 25 Punkte für die Trophy 600 Wertungen. Bis zu dem zweiten Rennlauf des Tages über 11 Runden blieben uns nur 1,5 Stunden Pause. Ausser dem Nachtanken gab es nichts zu tun. Ein wenig zu Kräften kommen und den Flüssigkeitshaushalt ausgleichen. Auch bei diesem Rennstart bogen wir als Vierte in die erste Kurve ein. Die Gegner waren ja gewarnt. So nutzten wir eine weitere, vorher abgesprochenen Passage vor der 180 Grad Linkskurve, um innen an den Franzosen Hergott/Josse vorbei zu gehen. Dabei gab es eine leichte Berührung aber das gehört bei verschärfter Gangart dazu. Wir haben nach dem Rennen den Vorfall beide mit einem Lächeln abgehakt - «Thats Racing». Chris Baert war dann nach der ersten Runde fällig. Wir wussten ja dass wir mindestens 2 Sekunden pro Runde schneller fahren konnten. Anscheinend bin ich etwas träge in Fahrt gekommen, denn die Boxentafel gab mir die folgenden Runden nur ein plus1. das bedeutet, das nächste Gespann ist nur eine Sekunde zurück. Nach 4 Runden haben wir die Gangart verschärft, ohne aber zu Hacken. Der Lohn war ein komfortabler Vorsprung von 11 Sekunden gegenüber dem dritt platzierten Team, weiterhin konnten wir unsere Rundenzeit auf eine 1:57,488 runterschrauben. Mit dieser Zeit waren wir sogar schneller als Exweltmeister und zweifacher TT-Gewinner 2010 Klaus Klaffenböck beim IDM Wochenende. Es wäre vermessen zu sagen wir sind dran, aber der Abstand zu dem Mann, den es in der F2 Szene zu schlagen gilt, hat sich deutlich verringert. Darauf sind wir stolz. Wir sind jetzt in der Gesamtmeisterschaft Zweite hinter den Seriensiegern aus Frankreich. Bei der Trophy 600 Wertung haben wir auch nach 10 Rennen eine weisse Weste. Ergebnisse und Punkte unter: www.sidecar-trophy.de
 

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