Vorzeitiger Titelgewinn in Hockenheim

Kolumne von Eckart Rösinger
Eckart Rösinger und Andy Kolloch (#3) in Mitten der Meute

Eckart Rösinger und Andy Kolloch (#3) in Mitten der Meute

Neben dem vorzeitigen Titelgewinn sorgten wir in Hockenheim auch für Gelächter bei der Konkurrenz.

Bereits am Donnerstagmorgen reisten wir nach Hockenheim. Endlich mal eine kurze, 2,5 Stunden dauernde Anfahrt. In dem riesen Fahrerlager galt es einen passenden Platz für die zu erwarteten 27 Teams der Internationalen Sidecar Trophy zu suchen. Das Fahrerlager in Hockenheim ist zwar sehr gross, aber es gibt keine Abgrenzungen, Wege, Bordsteine oder ähnliches, an denen man sich orientieren kann und vernünftig und gerade aufstellen kann. Auch entspricht die Anzahl von Stromkästen und Wasseranschlüssen nicht dem Stand, der bei der Streckenmiete erhoben wird. Dies bekamen wir am Freitagabend zu spüren, als für 30 Minuten Training 80 Euro pro Team erhoben wurden. Auf Grund unserer intakten Meisterschaftschancen beschlossen wir, wie die meisten anderen Teams auch, in den sauren Apfel zu beissen und an dem Training teilzunehmen. Es galt für uns unter anderem den harten Hinterreifen zu testen.

In der Nacht zum Freitag wurden wir gegen 1.00 Uhr von einem Gewitter heimgesucht. Schon am Nachmittag habe ich mir vom Bauhof der Rennstrecke ein paar Beton-Zaunfüsse organisiert, und damit das Zelt zusätzlich befestigt. Das war unser Glück. Trotzdem ging es nicht ohne festhalten, zurechtrücken etc. ab. Nach etwa einer halben Stunde war alles vorbei. Viele der teuren Schnellklapp-Pavillons haben diesen Sturm nicht überlegt, und mussten freitags entsorgt werden. Unser Zelt hat alles gut überstanden. Da die Gullies auch nicht dem Sturm gewachsen waren, gab es im Fahrerlager einen 40 Zentimeter tiefen See. Die Erfahrung sagte mir vorher, sich nicht in die Nähe der Gullies zu stellen. Kurz nach dem Chaos kamen dann noch die «Schmitzes», Fahrer Rolf Schmitz mit Team. Es sollte noch auf ein gemeinsames Bier gehen, dann zu früher Morgenstunde ins Bett. Für das Wochenende hat sich Ralf Unfried angekündigt, der Suzuki Mann schlechthin im Fahrerlager. Ihn in dieser heissen Meisterschaftsphase um mich zu haben gibt mir viel innere Ruhe. Was soll denn jetzt noch schief gehen. Da wir, sowie auch Ralf, einige Gäste erwarteten, haben wir uns im Vorfeld zu einer gemeinsamen Hospitality entschlossen. Die Mädels haben geplant, es war perfekt. Andy kam Freitagnachmittag mit seinem Wohnwagen.

Fürs freie Training war alles vorbereitet. Wir fuhren als erste auf die Strecke, die ersten zwei Rechtskurven, dann die lange Linkskurve Richtung... ja wo geht es denn dann rechts ab. Es wurde die lange, also die Formel 1, Variante gefahren, Ich war der Meinung, dieser Streckentyp habe keine Motorrad Zulassung. Damit lag ich aber falsch. Natürlich waren wir viel zu kurz übersetzt. Wir haben dann etwa 400 Meter vor dem Bremspunkt das Gas zurückgedreht um den Motor zu schonen. Es ging ja um nichts. Der harte Hinterreifen ist nichts für Hockenheim. Diese Erfahrung haben wir jedenfalls gemacht. Abends im Fahrerlager noch nach dem Rechten sehen, die Übersetzung der langen Streckenvariante anpassen und dann ab ins Bett. Für den Samstag standen die zwei Zeittrainings und abends dann der Supersprint über 5 Runden an. Das erste Training lief zufrieden stellend. Wir tasteten uns an das Limit von Hockenheim. Danach Sprit raus-messen-rein, kurz übers Motorrad sehen, Ende. Direkt ab der ersten Runde des zweiten Trainings hatten wir Aussetzer und Fehlzündungen. Wir fuhren nach zwei Runden an die Box wo wir auf Anraten von Ralf Unfried den Quickshifter abklemmten. Half nichts, also nach einer weiteren Runde wieder an die Box. Mit einem Kabel den Fehlerspeicher auslesen, auch nichts. Rausfahren und den Auslesemodus angeschaltet lassen. Der angezeigte Fehler war in der Box nicht zu beheben, also blieben wir auf unserer Zeit aus dem ersten Training sitzen, 10 Startplatz, dritte Reihe rechts. So weit hinten haben wir dieses Jahr noch nie gestanden. Nach dem Training machten sich Andy und Ralf daran den Fehler im Systhem zu suchen. Die Fehlermeldung half uns dabei nicht. Irgendwann die Erlösung, Kabel im Killschalter gebrochen. Schalter ausgewechselt, fertig. Die Anspannung wich langsam, und wir bereiteten uns auf den ersten Punktlauf vor.

Am Start zum Supersprint waren die französischen Gastteams sehr hektisch. Sie zuckten mehrfach von rechts nach links und umgekehrt. Wir hielten uns in den ersten Ecken zurück und beobachteten die Situation. Nach einer Runde setzte leichter Nieselregen ein. Ich konnte sehr schlecht Details erkennen. Irgendwie hatte ich Schwierigkeiten mit dem Kontrast auf der Strecke. Dazu kam noch die tiefstehende Sonne. Ich fühlte mich jedenfalls nicht wohl auf dem Gespann. Diesen Zustand nutze Tassilo Gall mit Beifahrer Thomas Eisentraut zu einem erfolgreichen Angriff. Wie liessen sie, wie später auch die «Gärner-Buben» ziehen. Es ging um Punkte und die Trophy-600-Meisterschaft. Nach einer weiteren Runde begann es heftig zu regnen. Nach einigen Drehern sowie einem Auffahrunfall entschloss sich die Rennleitung zum exakt richtigen Zeitpunkt das Rennen abzubrechen. Gewertet wurde nach der zweiten Runde, es gab halbe Punkte für die Meisterschaft. Am Ende wurden wir als siebte gewertet. Damit konnten wir leben. Tassilo war einfach unter diesen Umständen schneller. Er hat lange darauf hin gearbeitet uns zu schlagen. Gratulation an die Beiden.

Der Sprint am Sonntagmorgen ging über 7 Runden. Der Start der Gäste war etwas weniger hektisch als noch am Vortag. In der zweiten Rechtskurve drehte sich direkt vor uns eines der Gastteams. Kurz abgewartet wo er sich hindreht, und dann außen an ihm vorbei hin zur Spitzkehre am anderen Ende der Rennstrecke. Spätes Anbremsen, rechts einlenken Dreher, Motor aus, Gelächter der vorbeifahrenden Teams. Motor an und als etwa 20 im Feld der 27 Gespanne den Kampf wieder aufnehmen. Schnell hatten wir einige Plätze gutgemacht, dann standen Schweglers, die Gärners und Tassillo an. An allen sind wir zügig innerhalb von 2 Runden vorbeigekommen. Zu diesem Zeitpunkt befanden wir uns bereits wieder auf dem 10 Platz. Vor uns noch die beiden IDM Gaststarter Beart/Walker und Wotzka/Wassiak, beide auf 1000ccm F1 Gespannen unterwegs. Ich habe Wotzka zweimal in der Sachskurve innen ausgebremst, sie haben bis zur langen Geraden gewartet, und sind mit hohem Geschwindigkeitsüberschuß an uns vorbeigeflogen. Es blieb uns nur die letzte Runde. Also erneut etwas Luft lassen vor der Einfahrt Motodrom. Dort waren wir deutlich schneller und konnten mit dem Schwung erneut Wotzka/Wassiak ausbremsen. Um die Sachskurve herum mit viel Schwung in den nächsten leichten Linksknick über die Kuppe und dann innen an Beart/Walker vorbei, beim Anbremsen etwas quergestellt und mit 7/10 Sekunden den 8. Platz gerettet. So geht’s. Wir waren sehr zufrieden, vor allem gab es volle Punkte für die Trophy 600 Wertung. Mit den bis dahin erreichten Punkten haben diese Meisterschaft vorzeitig gewonnen. Danke Andy und Konni, das war Teamwork in Vollendung.

Sehr entspannt gingen wir das letzte Rennen des Wochenendes an. Es sollte über 11 Runden gehen. Ein guter Start, der französische Walzerkönig aus Rennen 2 legte erneut einen Dreher hin, nur etwas später, und wir befanden uns an Position 10. Beart/Walker und Wotzka/Wassiak konnten zwar bei der ersten Anfahrt zur Spitzecke noch vorbei, aber wir haben noch vor der Einfahrt zur Mercedes Arena gekontert, Wotzka beim Beschleunigen nicht von den Curbs gelassen und Beart in der superschnellen Rechtskurve außen überholt. Mit dem Vorsprung den wir uns bis zur langen Geraden herausfahren konnten war ein Kontert der Beiden mit reiner Motorkraft nicht mehr möglich. Wir machten uns auf die Verfolgung der zwei verblieben F2 Gaststarter aus Frankreich. Für sie sollte es das ganze Wochenende nicht langen. Wir erkennen ihren Speed und ihre Überlegenheit an. Nach der Hälfte des Rennens versuchten Schmitz/Lehnerts an den Pichlers, beide auf F1 Gespannen und der F2 Meute enteilt, außen in der Zieleingangskurve vorbeizugehen. Das ging mächtig in die Hose. Sie berührten sich, bei Schmitz brach ein Aufhängungsteil, Pichlers trugen einen Plattfuß davon. Auf Grund der Tatsache das eines der havarierten Gespanne nicht geborgen werden konnte, wurde das Rennen abgebrochen und nach etwa 15 Minuten als Teil zwei gestartet. Da wir nicht sicher waren wieviele Runden noch gefahren werden schickten wir Vossy schnell ins Fahrerlager 2 Liter Sprit zu holen. Man muss halt auf alles vorbereitet sein.

Beim Restart war das Feld vor uns schon sehr gelichtet. Wir hatten erneut einen guten Start, haben in der Anfangsphase sehr schnelle Runden gedreht und uns dann auf dem 4. Platz festgesetzt. Nach vorne ging nichts, nach hinten hatten wir 2 Sekunden Luft. Wir fuhren diesen Platz dann ungefährdet nach Hause. Auch in der Addition beider Rennhälften belegten wir den 4. Platz. Das Podest dieses Rennens war vollständig in französischer Hand. Für den dritten Platz bei den 600tern gab es wenigstens noch einen Pokal. Aber der vorzeitige Gewinn der Meisterschaft entschädigt für alle Pokale dieses Wochenendes. Schön war das wir viele Gäste und Sponsoren in Hockenheim begrüssen durften. Neben Freund und Sponsor David Baydar sowie Michael Kellersch waren noch Kerstin (Ex-Freundin von Basti) mit Vater, sowie Kumpel Manni mit Monia vor Ort. Wir genossen mit Familie Unfried und den Freunden die gemeinsamen Malzeiten an der grossen Tafel im Zelt. Auf der Heimfahrt sind alle aus der Trierer Region noch in Kaiserslautern gemeinsam zum Essen eingekehrt. Ein schöner Ausklang eines ereignisreichen Wochenendes.
 

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