Speedway-Sport mit veralteter Technik einmalig extrem

Kolumne von Ivo Schützbach
Im Speedway-Sport ist an moderner Technik so gut wie alles verboten. Torben Olsen, Managing-Director des Grand Prix, hält genau diese Spezialität für den größten Vorteil.

Die Speedway-WM wurde 1936 erstmals ausgefahren und ist damit die älteste Motorrad-Weltmeisterschaft.

Für Nicht-Speedway-Fans muten die Motorräder seltsam an, geradezu archaisch. Sind sie auch. Eine perfekt auf die Bedürfnisse angepasste Rennmaschine, ohne Schnickschnack oder ein Gramm zu viel daran. Die Motorräder haben luftgekühlte Einzylinder-Viertakt-Motoren mit 500 ccm, vier Ventilen und Vergaser. Sie drehen über 13.500/min, haben ein extrem breites Leistungsband und müssen mit Methanol befeuert werden. Das Motorrad muss mindestens 77 Kilogramm wiegen, es beschleunigt auf Sand in unter 3 sec von 0 auf 100 km/h.

Bis auf eine digitale Zündung ist im Speedway jegliche Elektronik verboten: keine Einspritzung, keine Traktionskontrolle, kein Anti-Wheelie.

Ein Speedway-Motorrad hat keine Bremse, nur einen Gang, kein Getriebe, nur eine ordentliche Fußraste rechts und es wird ausschließlich links herum gefahren. Gebremst wird über den Driftwinkel, nimmt ein Fahrer das Gas weg, bremst auch der extrem hoch verdichtete Motor.

Weil die Motorräder so perfekt auf die Bedürfnisse zugeschnitten sind, kann kaum Serienmaterial von Straßen- oder Motocrossmotorrädern verwendet werden. Die Motoren kommen von GM, Jawa und GTR, die Rahmen sind von Jawa, Stuha oder anderen Kleinserienherstellern, von denen die meisten Motorradfahrer noch nie etwas gehört haben.

Mehr Geld dank anderen Herstellern?

Seit Jahrzehnten wird deshalb darüber diskutiert, ob man das Reglement nicht so gestalten sollte, dass auch Hersteller wie KTM, Honda oder Yamaha ihre Motoren einsetzen können. Denn: Kein Serienmotor passt zu den extremen Anforderungen im Bahnsport.

Der Traum der Befürworter: Werksteams von großen Herstellern, wie wir sie aus der MotoGP-, Superbike- oder Motocross-WM kennen. Würde sich erst einmal die Industrie engagieren, so die Argumentation, wäre mehr Geld im Sport vorhanden.

Dafür müsste der Sport in seinen Grundfesten verändert werden. Fundamentalisten im Bahnsport bekommen beim Gedanken daran Schüttelfrost, es biegt ihnen die Zehennägel nach oben.

«Ich halte es sogar für einen Vorteil, dass mit besonderen Motorrädern gefahren wird», meint Torben Olsen, Managing-Director des Speedway-GP. «Wir müssen das aber besser vermarkten. Das sind Prototypen, speziell für diesen Sport gebaut. Und es ist nicht das Motorrad, das Rennen gewinnt, sondern es sind die Menschen darauf. Speedway ist nicht vergleichbar mit MotoGP oder Motocross, wo sich die Hersteller stark einbringen und wo es in den Rennen vor allem um die Bikes und die Motoren geht. Die ersten Meter beschleunigt eine Speedway-Maschine schneller als ein Formel-1-Auto und hat keine Bremsen, das beeindruckt Leute, die nicht aus dem Sport kommen. Speedway hat sehr extreme Elemente.»

Der Däne weiter: «Speedway ist diesbezüglich einmalig, für unseren Sport interessieren sich traditionell auch nicht nur Motorradfahrer. Auch das Konzept des Grand Prix ist anders. Bei einem MotoGP-Rennen, mit den ganzen Rahmenklassen, gibt es von morgens bis abends Rennen. Zum Speedway-GP kommst du, setzt dich auf die Tribüne und genießt zwei Stunden lang großartige Unterhaltung. Das macht uns einmalig und ist auch eine Stärke.»

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