Wissen Sie alles? Das Bahnsport-Alphabet – Teil 1

Kolumne von Rudi Hagen
Jawa gehört zu den erfolgreichsten Motoren-Herstellern im Bahnsport

Jawa gehört zu den erfolgreichsten Motoren-Herstellern im Bahnsport

Was muss man über das Thema Bahnsport wissen, um unter Experten nicht als Dummer dazustehen? SPEEDWEEK.com geht das Alphabet Buchstabe für Buchstabe durch und klärt auf.
A wie Airfences:

Die Kurven samt Eingang und Ausgang müssen bei Bahnrennen des DMSB mit Airfences, das sind luftgefüllte Kissensysteme, ausgerüstet sein (außer Eisspeedway). Das gilt nicht, wenn ein Sicherheitsstreifen beziehungsweise eine neutrale Zone von einem Prozent der Bahnlänge, mindestens jedoch vier Meter, vorhanden ist.

B wie Bahnsport:

Bahnsport ist Rennsport, bei dem mit Prototypen-Motorrädern auf bis zu 1000 Meter langen Gras-, Sand- oder Granulatbahnen gefahren wird. In der Regel fahren vier bis sechs Fahrer einen Lauf über vier Runden, dafür gibt es Wertungspunkte. Jeder Fahrer absolviert im Laufe eines Renntages mehrere Läufe. Je nach System gewinnt der Punktbeste oder der Sieger des Endlaufs. Bei allen Rennen (mit Ausnahme von 1000-ccm-Bahngespannen) sind ausschließlich Einzylinder-Motoren zulässig.

C wie Challenge:

Der Challenge ist ein «Hoffnungsrennen», bei dem man sich im Speedway wie auch auf der Langbahn für den Grand Prix im darauffolgenden Jahr qualifizieren kann. Bevor man den Challenge erreicht, muss man eine oder mehrere Qualifikationsrunden überstehen.

D wie Driften:

Driften ist ein typisches Element im Bahnsport (außer beim Eisspeedway), vor allem bei den Solisten. Gelenkt wird das Motorrad über das Vorderrad, aber das Hinterrad bricht in den Kurven nach außen aus und verliert an Bodenhaftung. Dieses Übersteuern nutzt der Fahrer möglichst sinnvoll aus, um daraus weiteren Vortrieb zu schaffen. Anders gesagt: Der Fahrer drückt die Maschine unter sich in Schräglage, während er selbst aufrecht sitzend bleibt. Ein Stahlschuh am linken Fuß unterstützt ihn dabei.

E wie Eisspeedway:

Beim Eisspeedway wird nicht gedriftet. Die Reifen werden mit maximal 28 mm langen Spikes bestückt. Über beiden Rädern sind zum Schutz vor Verletzungen stabile Rohrkäfige angebracht. Durch den enormen Halt der Spikes werden höchste Beschleunigungswerte auf der kurzen Strecke sowie die größten Schräglagen im Motorradsport erreicht. Eisspeedway wird auf Natur- oder Kunsteisbahnen gefahren. Die besten Fahrer kommen traditionell aus Russland. WM-Austragungsorte in Deutschland sind Berlin und Inzell.

F wie Flaggensignale:

Auch im Bahnsport gibt es Flaggensignale. Die gelbe Flagge mit schwarzen Streifen bedeutet letzte Runde, eine rote Flagge signalisiert einen Abbruch und die schwarz-weiß karierte Flagge das Ende des Laufes. Die schwarze Flagge mit einer dazugehörigen Startnummer wird geschwenkt, um einen Fahrer aus dem Lauf zu nehmen. Lichtzeichen geben Ampeln. Sie sind am Außenrand der Bahnen installiert, die bei Rot den Rennabbruch signalisieren. Das grüne Licht am Start bedeutet, dass der Start unmittelbar bevorsteht.

G wie Gespanne:

Gespanne oder Seitenwagen-Motorräder gehören für viele Fans zu Gras- und Sandbahnrennen. Auf Speedwaybahnen sind sie selten zu sehen. Nationale Meisterschaften und eine Europameisterschaft werden mit Einzylindermotoren bis 500 ccm gefahren. Das Motorrad ist in Kurvenrichtung nach links geneigt, der Beiwagen ist rechts fest angebracht. Das Getriebe hat zwei Gänge, der erste wird nur für den Start benötigt. Bremsen gibt es wie bei den Solomaschinen nicht. Ein Bahnsport-Gespann muss mindestens 115 kg wiegen.

H wie Helme:

Während des Trainings und Rennens müssen alle Teilnehmer einen Sturzhelm tragen. Er muss ordnungsgemäß geschlossen sein, gut sitzen und in gutem Zustand sein. Der Helm muss über ein Kinnriemen-Verschluss-System verfügen. Gängige Helm-Marken sind zum Beispiel Shoei, Arai, Uvex, X-lite oder LS2.

I wie I-Lizenz:

Wer Speedway- oder Langbahnrennen fahren will, benötigt eine Lizenz. Als Jugendlicher beginnt man mit einer C-Lizenz, danach folgt die B- und später die A-Lizenz. Mit einer Inter-Lizenz ist man berechtigt, im In- und Ausland für alle bei der FIM registrierten und international offen ausgeschriebenen Veranstaltungen ohne FIM-Prädikat eine Nennung abzugeben. Das heißt, man darf in der Internationalen Lizenzklasse starten.

J wie Jawa:

Lange Zeit galten Motoren des tschechischen Motorradherstellers Jawa und des Italieners Giuseppe Marzotto (GM) als das Nonplusultra im Bahnsport. Aber auch der Schweizer Marcel Gerhard, der 1992 in Pfarrkirchen Sandbahn-Weltmeister wurde, hat mit dem GTR (Gerhard Track Racing) ein höchst bahnsporttaugliches Aggregat entwickelt. Während bei GM und Jawa erst die Tuner dafür sorgen, dass ein Motor konkurrenzfähig wird, hat der GTR alle leistungssteigernden Teile bereits serienmäßig verbaut.

K wie Klassen:

Bahnrennen können für folgende Klassen ausgeschrieben werden: Solo und Seitenwagen bis 500 ccm, Seitenwagen bis 1000 ccm, Junioren U21 bis 500 ccm, Junior A (U11) 50 ccm, Junior B (U16) 125 ccm, Junior BII (U16) 85 ccm, Junior C (U17) 250 ccm.

L wie Langbahn:

Langbahnrennen sind Gras- und Sandbahnrennen auf Bahnen, die bis zu 1000 m lang sind. Die bekanntesten Bahnen dieser Art in Deutschland sind die in Herxheim, Mühldorf, Lüdinghausen, Vechta, Scheeßel, Dingolfing, Altrip, Rastede, Osnabrück, Werlte, Pfarrkirchen, Melsungen, Hertingen, Bad Hersfeld, Berghaupten, Schwarme und Haunstetten. Langbahnrennen haben in Deutschland eine lange Tradition, die Hälfte der Weltmeister in dieser Disziplin waren Deutsche. Gerd Riss aus Bad Wurzach wurde in seiner Karriere achtmal Langbahn-Weltmeister und dreimal Team-Weltmeister. Dazu holte er sich elfmal den deutschen Langbahn-Titel und wurde auch fünfmal Deutscher Meister im Speedway.

Teil 2 folgt.

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