Innovative Ideen für Rennen mit wenigen Zuschauern

Von Ivo Schützbach
Mit seiner Firma «Big Beat PA-Service» hat sich Robert Lienemann als Veranstaltungstechniker einen Namen gemacht. Jetzt will er neue Ideen im Bahnsport etablieren.

Der Oldenburger Robert Lienemann ist Inhaber und Geschäftsführer der Firma «Big Beat PA-Service». Er hat in der Formel 1 gearbeitet und sorgte bei Festivals wie dem «Pop meets Classic» oder «Springtime Rock» für die richtige optische und akustische Präsentation.

Für den Bahnsport schwebt ihm folgende Idee vor: Seine Firma sorgt für die komplette Vermarktung und Präsentation eines Rennens, sucht Sponsoren, bezahlt die Fahrer und trägt das finanzielle Risiko.

Was er dafür braucht, sind Clubs die mitziehen und ihm ihre Rennbahn zur Verfügung stellen. Die Clubs sorgen für Personal und Infrastruktur, sämtliche Erlöse aus dem Catering fließen in die Clubkasse. Bei angestrebten Zuschauerzahlen von 4000 plus ein rentables Geschäft für Veranstalter, die ihre Rennen normal vor leeren Rängen austragen.

SPEEDWEEK.com sprach mit Robert Lienemann, welche Ideen hinter seinem Konzept stecken.

Robert, du hast im Internet eine Idee online gestellt, wie man mit einer neuen Serie dem Speedway-Sport auf die Sprünge helfen könnte. Wie kam es dazu?

Ich bin als Veranstaltungstechniker und Promoter in den letzten Jahrzehnten auf vielen unterschiedlichen Events tätig gewesen, vorrangig bei Konzerten, aber meine Dienste wurden auch bei der Formel 1, dem 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring und der Superbike-WM in Anspruch genommen.

Selber aktiv war ich als Jugendlicher kurz beim MC Norden als Speedway-Fahrer und habe meine gesamte Kindheit und als Jugendlicher im Bahnsport verbracht, da meine Familie aus Bahnsportverrückten bestand. Die letzten Jahrzehnte bin ich zudem im Kart-Sport, 2006 wurde ich NKC-Vizemeister und fahre seit Jahren die Deutsch-Niederländische Kart-Meisterschaft mit Platzierungen in den Top-10.

Seit geraumer Zeit begeistert mich wieder der Bahnsport und ich habe diverse Rennen in der Vergangenheit gesehen. Dabei ist mir aufgefallen, dass es um den deutschen Bahnsport teilweise schlecht bestellt ist und ich habe mir Gedanken darüber gemacht, wie man den Sport attraktiver verkaufen könnte.

Deine Idee ist nicht neu, auch andere haben in den letzten Jahren versucht mit hohen Preisgeldern zu locken. Was unterscheidet deine Idee von anderen Konzepten aus der Vergangenheit?

Ich sehe das Problem im Bahnsport, dass die Veranstaltungen wie Fast-Food behandelt werden: Schnell kommen, in der großen Bahndienstpause eine Bratwurst essen und ein Getränk holen und nach dem Rennen schnell gehen.

Alle erfolgreichen Veranstaltungen im Motorsport sind mehrtägige Veranstaltungen. Kein großer Sponsor ist bereit, für so ein kurzes Event seine Etats auszugeben. Den Zuschauern wird nichts geboten mit Ausnahme von einigen Rennen, die sich in einem modernen Gewand präsentieren, wie Cloppenburg und Dohren zum Beispiel bei uns im Norden. Aber auch dort werden nur die alten Motorsport-Fans angesprochen, es fehlt an Angeboten, um neues Publikum anzusprechen.

Wie genau soll dein Konzept umgesetzt werden?

Ich habe erst einmal auf eine etwas naive Art und Weise aufgeschrieben wie es laufen könnte, weil sich mir ein Sponsor angeboten hat, der bereit wäre eine hohe Summe für so eine Serie bereitzustellen.

In meinem Konzept gibt es den Qualifikationstag und den Renntag, dazwischen ein Abendprogramm mit Showacts. Nur wer den Qualifikationstag erfolgreich bestreitet, kann am nächsten Tag am finanziell attraktiven Renntag teilnehmen. Um die Spannung zu erhöhen, gibt es für die ausgeschiedenen Fahrer am Vormittag des Renntags noch die Möglichkeit sich über die Hoffnungsläufe für das eigentliche Rennen zu qualifizieren.

Wichtig ist, dass den Zuschauern nicht wie gewohnt ein schnelles stressiges Programm vor die Nase gesetzt wird, sondern ein Programm, das es sogar wert ist dafür mal einen Tag Urlaub zu nehmen. Das Abendprogramm soll dafür sorgen, dass auch neues Publikum den Weg zur Rennstrecke findet und vor allen Dingen im nächsten Jahr wiederkommen möchte.

Die meisten Spitzenpiloten fahren am Sonntag in der polnischen Liga. Welche Fahrer könnte Interesse haben, sich zu deinen Rennen einzuschreiben?

Da gebe ich dir erst mal vollkommen Recht, glücklicherweise trifft das im Groben für die deutschen Fahrer erst einmal nicht zu. Ebenso nicht für einige Fahrer aus Dänemark, Holland oder Schweden. Mit etwas Glück würde es auch Briten geben, die sich einschreiben.

Da nicht nur der Gewinn einer solchen Serie hochdotiert sein soll, sondern auch das Punktegeld und die Tagesgewinne, könnte es durchaus passieren, dass sich mal ein GP- und auch SEC-Fahrer zu uns bemüht, um zu versuchen den Preis abzuräumen.

Welcher Verein könnte seine Strukturen für deine Rennen zur Verfügung stellen?

Veranstalter, die ihre Rennen mit guter Zuschauerbeteiligung haben, werden sicher nicht interessiert sein. Einige Clubs diskutieren derzeit darüber, ob sie es statt ihrer bisherigen Läufe mal mit meinem Konzept probieren könnten. Und ob sie in der Lage sind, so etwas auch leisten zu können. Die meisten Vereine sind ausschließlich mit Ehrenamtlichen ausgestattet, da hat jeder das Recht zu sagen, dass er sich diesem Stress nicht aussetzen will.

Was genau hätten die Vereine davon, ihr Stadion zur Verfügung zu stellen?

Wie man das genau absolviert, muss mit den Vereinen besprochen werden. Ich habe vorgesehen, den Vereinen die Gastrorechte einzuräumen, um ihnen risikolos zu ermöglichen Gewinne zu generieren. Es sind aber auch durchaus andere Modelle möglich, sofern der Verein dann auch das Risiko mittragen möchte.

Im Ursprung ist vorgesehen, dass der Verein sein Stadion mit Infrastruktur zur Verfügung stellt, das Risiko beim Serienveranstalter bleibt, dafür aber auch die Möglichkeit an der Eintrittskasse und mit Saisontickets Gewinne zu generieren.

Ist eine solche Serie für 2015 vorstellbar?

Realistisch gesehen eher nicht. Wenn sich ein Verein finden lässt, der so was als Pilotprojekt ausprobieren möchte, wäre ich an einer Zusammenarbeit interessiert – im Rahmen einer einzelnen Veranstaltung. Allerdings würde sich das Risiko dadurch deutlich erhöhen, da es sich bei einer Serie um eine Mischkalkulation handelt, ein der das Saisonticket eine wichtige Rolle spielt.

Der potenziell existierende Sponsor müsste gefragt werden, ob er an einem solchen Versuch teilnehmen würde. Von Fahrern fehlt bisher jegliches Statement, ob sie sich für so eine Rennserie begeistern könnten.

Die Art, wie mit Sponsoren umgegangen wurde, ist im Bahnsport bisher relativ plump. Das Motto, «schalte die Anzeige in unserem Programmheft und du erhältst eigentlich nichts dafür außer einer Anzeige in einem Heft, die keiner sieht» zeigt, dass hier das erste Mal Hebel angesetzt werden könnte. Sponsoren muss man etwas bieten, zum Beispiel Pakete aus Innenfeldwerbung, Freikarten, VIP-Lounge und so weiter, was wiederum nur interessant ist, wenn ein Abendprogramm stattfindet.

Wie sieht der Ablauf der Veranstaltung aus?

Das Rennen wird als offene Serie beziehungsweise als Pilotrennen ausgeschrieben und jeder Inhaber einer Lizenz könnte dafür eine Nennung einreichen, bis zu einem festgesetzten Termin. Eine geringe Nenngebühr wird erhoben, um zu gewährleisten, dass er auch wirklich erscheinen wird, da sonst die Nenngebühr verfällt.

Ab diesem Termin kann auch die Liste der eingeschriebenen Fahrer veröffentlicht werden, zirka vier Wochen vor dem Rennen. Am ersten Qualifikationstag fahren alle Fahrer im KO-System gegeneinander, sollte eine gewisse Starterzahl überschritten werden. Nur zwölf Fahrer qualifizieren sich direkt für den Renntag, die verbleibenden vier Plätze können erst am nächsten Tag besetzt werden, durch sogenannte Hoffnungsläufe, in denen alle ausgeschiedenen Fahrer noch einmal die Chance erhalten, sich für den Renntag zu qualifizieren. Ebenso werden die Bahnreserven aus diesen Läufen ermittelt. Auf diese Art können Fahrer, die zum Beispiel technische Defekte in der Qualifikation hatten aber eigentlich gut fahren, noch in den Rennverlauf zurückkehren.

Erst wenn das Starterfeld des Renntags ermittelt ist, befinden sich die Fahrer im Moneymodus. Ab diesem Zeitpunkt wird ein Punktegeld ausbezahlt, für die drei ersten Plätze gibt es zusätzlich noch Geldbeträge zu gewinnen.

Das Konzept ist ganz klar leistungsbezogen, wer es nicht schafft durch die Qualifikation zu kommen, verdient kein Geld an dem Wochenende. Wer auf dem Treppchen landet, verdient mehr Geld als er bei vergleichbaren Rennen in Deutschland verdienen könnte.

Ich halte nichts davon, Goldene Bänder, Silberhelme und dergleichen unter den Gewinnern zu verteilen, davon kann kein Fahrer seinen Kühlschrank füllen und eine Krankenversicherung nimmt auch keine Pokale anstatt der Beiträge.

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