Speedway-EM: Mit viel TV-Zeit GP-Fahrer locken

Kolumne von Ivo Schützbach
Zukünftig muss ein Fahrer wählen, ob er Speedway-Grand-Prix oder Speedway-EM (SEC) fährt. Das muss nicht schädlich sein für den Speedway-Sport.

2013 sahen wir die Grand-Prix-Stars Tai Woffinden, Tomasz Gollob, Fredrik Lindgren, Emil Sayfutdinov, Nicki Pedersen und den späteren Europameister Martin Vaculik in der erstmals professionell vermarkteten und auf TV-Sender Eurosport zur besten Zeit am Samstagabend live übertragenen Speedway-EM. Wir sahen auch, dass die GP-Asse bis auf Ausnahmen das Geschehen bestimmten.

Welchen Sinn machen zwei hochkarätige Meisterschaften, in denen sich ein Drittel der Fahrer überschneidet? Sicher, die Hardcore-Fans freuen sich, weil sie die Besten der Welt öfters im Stadion oder vom heimischen Sofa aus sehen können. Dem Normal-Motorsportbegeisterten ist es jedoch egal wenn die Stars fehlen, er kennt weder Tomasz Gollob noch Maciej Janowski. Für solche TV-Zuschauer ist es gleichgültig, wenn in der Europameisterschaft nur noch die dritte Garde fährt.

Nachteile für die Clubs und One Sport

Es wird sogar so kommen, dass die Rennen dadurch spannender werden, weil sich durch das Fehlen der Stars die Leistungsdichte erhöht. Bessere Rennen begeistern mehr Fernsehzuschauer und steigern damit das Interesse am Sport.

Auch für die Fahrer ist es positiv: So haben neben 15 fixen Grand-Prix-Fahrern auch 15 EM-Piloten die Chance, sich im Fernsehen einem Millionenpublikum zu zeigen. Nur wer im TV ist, findet zahlkräftige Sponsoren.

Dass EM-Vermarkter One Sport Media aufheult, ist verständlich. Schließlich werden sie um die bekanntesten Namen und damit die Hauptattraktionen betrogen. Das wird besonders in den Verhandlungen mit interessierten Veranstaltern ein Riesenproblem.

Wenn weniger Stars mitfahren, kommen weniger Zuschauer. Kommen weniger Fans, können die Clubs keine so hohen Gebühren an One Sport bezahlen. Ein Kreislauf, aus dem es auszubrechen gilt. Ein Wildcard-Fahrer Gollob alleine wird nicht reichen, um in Polen das Stadion zu füllen. One Sport muss das Kunststück gelingen, dass sie für die Fans vor Ort eine so attraktive Meisterschaft auf die Beine stellen, dass es egal ist, dass die Top-15 der Welt fehlen.

Keine einzigartige Entscheidung

Bei der Entscheidung des Motorrad-Weltverbandes FIM, den 15 GP-Piloten Fixstarts bei allen EM-Läufen zu untersagen, handelt es sich keinesfalls um eine Premiere im Sport. Im Fußball darf ein Spieler nur für ein Team kicken. Im Straßenrennsport schließen Fahrer Verträge mit Teams ab, die wiederum Verträge mit einer Rennserie haben. Dass ein Fahrer fix in zwei WM- oder EM-Serien fährt, gibt es nicht. Alleine schon aus Termingründen.

Auch im Bahnsport ist das nicht neu: Früher haben die nationalen Föderationen dafür gesorgt, dass sich ein Fahrer entscheiden musste, ob er Langbahn-WM oder Grasbahn-EM fahren will. In Wirklichkeit war es keine Wahl, jeder gute Pilot zog ohne zu überlegen die WM vor.

So wird es zukünftig auch im Speedway laufen: Ein Fahrer muss sich entscheiden, ob er Grand Prix oder SEC fahren will. Lassen wir persönliche Eitelkeiten außer Acht, wird ausschließlich TV-Sendezeit darüber entscheiden, welche Serie interessanter ist.

Jason Crump erhielt in seinen besten Zeiten alleine von Red Bull über 250.000 Euro pro Saison. Die Rechnung für den Energy-Drink-Giganten ist simpel: TV-Zeit X entspricht Betrag Y. So rechnen auch die Sponsoren von Nicki Pedersen, Tomasz Gollob oder Jarek Hampel. Mit vier oder auch sechs EM-Läufen auf Eurosport wird niemals die gleiche TV-Zeit zu erzielen sein, wie mit zwölf Grands Prix. Ich muss deswegen kein Prophet sein um zu wissen, für welche Serie sich die Besten der Welt entscheiden werden.

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