Reichen bessere Schulungen gegen Referee-Versagen?

Von Ivo Schützbach
Obwohl im Speedway-GP so gut wie jede Situation aus verschiedenen Kamerawinkeln aufgezeichnet wird, gibt es immer wieder Fehlentscheidungen der Schiedsrichter. Was die FIM dagegen tun könnte.

Auch wenn es im Fußball den Videobeweis gibt, ist nicht jede Entscheidung der Unparteiischen richtig oder kann von den Fans diskussionslos nachvollzogen werden. Letztlich bleiben es Tatsachenentscheidungen. Fakt ist aber, dass grobe Fehlentscheidungen dank Videobeweis deutlich weniger wurden.

Zuletzt machten die beiden erfahrenen und für gewöhnlich sehr guten Speedway-GP-Schiedsrichter Christian Froschauer und Krister Gardell von sich reden.

In Cardiff sorgte Froschauer wiederholt für Unverständnis, TV-Experte Kelvin Tatum attestierte dem Bayer mehrere Fehlentscheidungen.

Der erste Versuch des Finales in Landsberg wurde von Gardell abgebrochen, weil er einen «gestohlenen Start» von Patryk Dudek vermutete. Der Pole hatte aber einen perfekten Start auf die Bahn gezaubert, wie Gardell bei der Sichtung der TV-Bilder feststellte. Seine Fehlentscheidung gestand er damit ein, dass er keine Verwarnung wegen Rollstart aussprach. Den möglichen GP-Sieg hat er Dudek damit trotzdem vermasselt.

Solche falschen Entscheidungen lassen sich nicht vermeiden, weil sie im Bruchteil einer Sekunde gefällt werden – und irren ist menschlich.

Trotzdem fragen sich viele Fahrer und Fans, weshalb dem Referee im Speedway-GP nicht endlich ein Experte zur Seite gestellt wird. Er könnte Situationen aus Rennfahrersicht beurteilen, außerdem sehen vier Augen mehr als zwei. Nicht jeder Schiedsrichter fuhr selber Rennen und hat ein entsprechendes Gespür für Unfälle, die aus einer Rennsituation heraus entstanden.

In Rennserien wie Formel 1 und MotoGP ist es seit Jahren Standard, dass ein Ex-Rennfahrer der Rennleitung angehört und mitentscheidet.

«Ich stimme zu, dass wir diese Situation im Speedway-Sport verbessern müssen», sagte Armando Castagna, weltweit höchster Bahnsport-Funktionär des Motorrad-Weltverbands FIM, im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Wir diskutieren bereits darüber, wie das erreicht werden kann. Im Fußball hat es auch Jahre gedauert, bis es zur heutigen Lage kam. Wir alle wissen, Schiedsrichter können Fehler machen, wir sind alle Menschen. Es gibt derzeit auch viele Diskussionen, was das Startprozedere betrifft. Dieses hängt mit dem Timing des Referees zusammen. Wir haben die Verwarnungen eingeführt, die Situation muss aber weiter verbessert werden – es gibt zu viele Rennabbrüche. Bei einem Rennen wie einem Speedway-GP, der live im Fernsehen übertragen wird, steht der Schiedsrichtiger unter riesigem Druck.»

«Wir haben die Verwarnungen eingeführt, damit die Fahrer am Start stillstehen», erklärte der Italiener weiter. «Wir wollen das ganze Rumgeschiebe sowie Rollstarts unterbinden. Was mich aber sehr sauer macht ist, dass nicht alle nationalen Regeln diesem FIM-Weg folgen. Zum Beispiel in der britischen Liga wird ein Lauf nach einem Rollstart nicht abgebrochen und es gibt auch keine Verwarnung. Uns wird es schwer gemacht Regeln einzuführen, wenn uns einige Länder nicht folgen.»

Zurückzukommen auf meine Frage: Weshalb wird dem Schiedsrichter kein Experte zur Seite gestellt? «Wir werden das Schiedsrichterseminar umkrempeln», verriet Castagna, der beim kommenden Seminar erstmals persönlich anwesend sein wird. «Experten werden das Seminar leiten. Es ist ja auch so, dass einige unserer Schiedsrichter selber Rennfahrer waren.»

Ob das genügt, ist fraglich.

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