Darcy Ward bekommt 3000 Pfund Strafe: Ist das alles?

Kolumne von Ivo Schützbach
Kommt Darcy Ward ohne Sperre davon?

Kommt Darcy Ward ohne Sperre davon?

Es sieht nicht so aus, als hätte der positive Alkohol-Test von Darcy Ward vor dem Speedway-GP in Lettland weiterreichende Konsequenzen. Für viele Fahrerkollegen ein Skandal.

Auch fünf Tage nachdem Darcy Ward beim Speedway-GP in Lettland durch den Alkohol-Test fiel, gibt es vom Motorrad-Weltverband FIM keine Mitteilung darüber, welche Strafe der trinkfreudige Australier erhält. Oder ob.

Als der Schwede Stefan Dannö im September 2000 vor dem Bromberg-GP positiv auf Alkohol getestet wurde, bekam er eine achtmonatige Rennsperre aufgebrummt, letztlich war das der Anfang vom Ende seiner Karriere.

Ward erzählte Fahrerkollegen diese Woche, dass er 3000 Pfund Strafe bezahlen müsse, von einer Rennsperre weiß er nichts. Eine solche wurde bislang auch nicht ausgesprochen, die FIM ignoriert Presseanfrage dazu.

Inzwischen ist durchgesickert, dass der 22-Jährige vor dem Lettland-GP mehrfach auf Alkohol getestet wurde. Beim letzten Versuch hatte er dem Vernehmen nach immer noch 0,3 Promille, was auf einen Alkoholpegel von um die 1,5 Promille mitternachts zuvor hindeutet. Eine Faustformel besagt, dass der menschliche Körper innerhalb einer Stunde zirka 0,1 Promille Alkohol abbaut.

Ward begründete seinen Zustand im TV-Interview damit, dass er eine schlimme Woche hinter sich habe, am Vorabend des Grand Prix schlechte Neuigkeiten erhielt, einen zu viel trank und der Pegel nur daher komme, dass sein Körper dehydriert gewesen sei. Von Einsicht keine Spur, seine Entschuldigungen glaubt ihm längst keiner mehr, zu oft machte der zweifache U21-Weltmeister mit indiskutablem Verhalten abseits der Rennstrecke Schlagzeilen.

«Er müsste vier, mindestens einen Monat gesperrt werden, er riskiert unser Leben», sagte ein Grand-Prix-Fahrer diese Woche.

Langes Verfehlungsregister

Man gewinnt fast den Eindruck, als stände Darcy Ward unter einem besonderen Schutz und könne sich alles erlauben. Verschwörungstheoretiker lassen nicht unerwähnt, dass der Australier in Energy-Drink-Hersteller Monster den gleichen Sponsor habe wie der Speedway-Grand-Prix.

Tatsache ist, dass ihn lediglich sein übermäßiges Talent und sein gigantisches fahrerisches Können davor bewahren arbeitslos zu werden. Weder seine Ligaclubs noch die GP-Macher von BSI billigen Wards Eskapaden, er bringt den Sport regelmäßig mit fragwürdigen Schlagzeilen in die Medien. Die Liste reicht inzwischen von Alkoholmissbrauch über Rauchen von Marihuana bis zu Fahren ohne Führerschein und Fahrerflucht. Auch in eine Kneipenschlägerei war er schon verwickelt, vom Vorwurf der Vergewaltigung einer 17-Jährigen sprach ihn im Mai 2012 ein britisches Gericht frei.

Derartige Vorkommnisse wurden in Ländern wie Großbritannien, Schweden, Dänemark und Polen auch von der Tagespresse aufgegriffen und ausgeschlachtet, auf einmal war der Speedway-Sport auch abseits der Fachpresse gefragt. Die alte Regel, dass auch schlechte Presse gute Presse sei, greift im Zusammenhang mit Doping, Alkohol oder Drogen nicht.

Der falsche Umgang

Fragt man langjährige Wegbegleiter von Darcy Ward, weshalb er wiederholt Entgleisungen hat, kommt stets sein Umfeld zur Sprache. Der 22-Jährige hatte so lange er als Profi in Europa Rennen fährt nie jemanden an seiner Seite, der auf ihn aufpasst. An einer guten Kinderstube mangelt es ihm außerdem.

Als einige Mechaniker des Grand-Prix-Tross’ Anfang April auf ihrer Flugreise von London nach Auckland so viel tranken, dass der Kapitän kurz davor war das Flugzeug notzulanden und auszuladen, wurden WM-Vermarkter BSI und FIM genötigt, die Fahrer darauf hinzuweisen, dass sie für das Handeln ihrer Crew verantwortlich sind. Zur damaligen Fahrerbesprechung kam Darcy Ward zu spät. Anstatt sich kleinlaut zu entschuldigen und um Verzeihung zu bitten, lachte er die Offiziellen an und riss blöde Sprüche. Sein Verhalten wurde sowohl von CCP-Boss Armando Castagna als auch von BSI-Manager Paul Bellamy toleriert, niemand zeigt dem Australier seine Grenzen auf oder verweist ihn in diese.

Es gab schon immer Sportler, die durch Doping, Alkohol oder Drogenmissbrauch auffielen oder gar in Straftaten involviert waren. Lange dauerten diese Karrieren nicht, ohne fremde Hilfe kommen solche Leute aus dem Sumpf nicht mehr heraus. Es ist zu hoffen, dass sich Darcy Ward diese Hilfe sucht und sich mit den richtigen Leuten umgibt.

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