Nach Tragödien: Wo Kenan Sofuoglu seine Kraft hernahm

Von Ivo Schützbach
Toprak Razgatlioglu (li.) und Kenan Sofuoglu

Toprak Razgatlioglu (li.) und Kenan Sofuoglu

In den letzten Jahren hat der dreifache Supersport-Weltmeister Kenan Sofuoglu (31) zwei Brüder, seinen Vater und Ende Juli sein Baby Hamza verloren. Erstmals spricht der Türke darüber, wie er diese Verluste verkraftet.

Als Kenan Sofuoglu zum Supersport-WM-Lauf in Sepang antrat, reagierten einige Fans mit Unverständnis: Erst wenige Tage zuvor musste der dreifache Weltmeister seinen wenige Monate alten Sohn Hamza zu Grabe tragen.

«Der härteste Teil meiner Arbeit ist, dass ich meine Familie auch in schwierigen Zeiten verlassen muss», erzählte Sofuoglu SPEEDWEEK.com in aller Offenheit. «Die drei Monate vor Sepang waren sehr schwierig für mich, am Ende haben wir unseren Sohn verloren. Diese Zeit hat mir soo weh getan. Ich habe ihn verloren und musste zwei Tage später zu einem Rennen reisen, das war unbeschreiblich schwer.»

Es war nicht die erste Tragödie im Leben des erfolgreichsten Supersport-Piloten (66 Podestplätze, 31 Siege): «Ich habe zwei Brüder und meinen Vater verloren, der mich wie kein anderer unterstützt hat. Ich habe nie aufgesteckt und meinen Job erledigt. Was hätte ich auch in der Türkei tun sollen, wenn ich aufhöre? In der Türkei gibt es kaum Motorsport, die Türkische Meisterschaft ist nicht sehr stark.»

Drei Rennen vor Saisonende führt Sofuoglu (Kawasaki Puccetti) die Weltmeisterschaft mit 13 Punkten Vorsprung auf Jules Cluzel (MV Agusta) und 28 vor Patrick Jacobsen (Core Honda) an. «Ich bin stark, aber nicht so gut, wie ich es gerne wäre», sagt Sofuoglu. «Es kommen noch drei Rennen. Wenn ich in denen gute Arbeit leiste, werde ich den Titel holen. Ich bin kurz davor, mir einen Traum zu erfüllen: Ich möchte fünfmal Weltmeister werden und dann aufhören.»

Gewinnt Sofuoglu den Titel in diesem Jahr, hält er bei vier. Er muss also noch mindestens eine Saison fahren. «Ich denke über meinen Rücktritt nach, aber nicht Ende dieser Saison», bemerkte der Mann aus Adapazari. «Toprak Razgatlioglu hat meine Denkweise verändert, ich begleite ihn seit einigen Jahren im Fahrerlager. So lange ich es genieße 600er zu fahren, hänge ich wohl noch zwei Saisons dran. Bis dahin werde ich Toprak helfen in die Superbike-WM zu kommen. 2016 fahre ich sicher weiter, das Jahr darauf eventuell auch – aber da bin ich mir noch nicht sicher. Ich genieße es, dem jungen Toprak zuzuschauen. Er braucht meine Hilfe in den kommenden drei Jahren. Wenn ich eh schon im Fahrerlager bin, kann ich auch weiterhin fahren. Sobald ich merke, dass ich nicht mehr gewinnen kann, höre ich auf. Noch ist das aber nicht so weit, deshalb mache ich in der Supersport-Klasse weiter.»

Wirst du deinem Team 2016 treu bleiben? Sofuoglu: «Ich rede mit Teams über nächstes Jahr, nicht nur mit Kawasaki. Wahrscheinlich bleibe ich aber bei Kawasaki.»

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