Champion Markus Reiterberger: Als gäbe es kein Morgen

Von Ivo Schützbach
Seit Sandro Cortese 2012 Moto3-Weltmeister wurde, holte kein Deutscher im MotoGP- oder SBK-Paddock einen Titel. Europameister Markus Reiterberger und BMW beendeten die Durststrecke in Magny-Cours.

Nach vier Siegen in sieben Rennen wusste Markus Reiterberger: Kommt er beim Finale in Frankreich als Achter oder weiter vorne ins Ziel, ist er Champion. Egal, was die Konkurrenz macht. Es wurde Rang 3. Dass Federico Sandi vor Roberto Tamburini gewann, ist nicht mehr als ein Schönheitsfehler.

Nur in der vorletzten Runde hatte sein Team kurzfristige Herzaussetzer, als sich der Bayer verbremste und durch die Auslaufzone rauschte.

Seit 2012 haben die deutschen Fans auf einen internationalen Titel gewartet, damals wurde Sandro Cortese Moto3-Weltmeister. Im Jahr zuvor gewann Stefan Bradl den Moto2-Titel.

Kurz nach dem Titel von Reiterberger hat auch dessen alpha-Racing-Van-Zon-Teamkollege Ilya Mikhalchik in der IDM den Titel geholt.
 
«Einfach geil», meinte Henning Putzke, Chef von BMW Motorrad Deutschland. «Nach dem Titel von Reiti jetzt noch der Doppelsieg und Titel in der IDM.» Und versprach: «Auch für Reiti gibt es eine gute Zukunft bei uns.»

Markus, du bist von Startplatz 2 nicht so gut weggekommen und hattest erst den Sandi und Delbianco vor dir.

Mein Start war nicht schlecht, aber Scheib ist wie ein Narrischer außen herum. Mein Plan war, als Führender in die erste Kurve gehen und wegzufahren. Wenn das nicht geht, wusste ich, dass Sandi extrem schnell ist. Und dass es so Verrückte wie Scheib und Delbianco gibt, die in die Haarnadelkurve reinhalten, als gäbe es kein Morgen. Deshalb war ich die ersten paar Runden etwas auf Sicherheit unterwegs. Bis sich das alles gelegt hatte, war ich auf dem zweiten Platz und habe auf Sandi aufgeholt.

Ich fand ein gutes Verhältnis zwischen schnellen Rundenzeiten und Sicherheit. Oberstes Gebot war nicht zu stürzen und nichts kaputt zu machen. Sonst wäre die Meisterschaft wahrscheinlich gelaufen gewesen. Deswegen bin ich nicht ganz so aggressiv ans Werk gegangen wie sonst.

Dann habe ich die Chance gesehen zu gewinnen und bin auf Sandi aufgelaufen. Ich wollte es probieren, mir ist dann aber ein Fehler unterlaufen, ich war einen Tick zu spät auf der Bremse. Ich weiß nicht, ob es gereicht hätte, ich habe sicherheitshalber aufgemacht. Bei der Gelegenheit ist mir Tamburini durch.

Da war es nur noch eine Runde und ich habe etwas an Boden verloren. Mit wenig Risiko schaffte ich es nicht mehr nach vorne, also habe ich den dritten Platz heimgefahren. Schade, dass ich nicht gewonnen habe, es wäre definitiv möglich gewesen. Das war eine Wahnsinnssaison, ich bin Europameister, der Letzte, den es gibt.

Als du nach deinem Verbremser den Notausgang gewählt hast: Wusstest du, dass dort asphaltiert ist?

Ja, ich habe das im Training probiert.

Ich habe eigentlich gebremst wie immer, bin aber wohl ein bisschen zu fest auf die Hinterradbremse gestiegen. Drum kam das Motorrad quer. Mit etwas Risiko hätte ich es wohl rumgekriegt. Aber ich hatte zu sehr den Sicherheitsgedanken im Kopf.

Überwiegt die Erleichterung oder ist es pure Freude?

Mehr Erleichterung. Ich war vor dem Rennen ein bisschen nervös, es war anders als sonst. Ich wusste, dass ich ums Podium fahren kann, aber es gab einen komischen Beigeschmack. 18 Punkte Vorsprung sind nicht so viel, da kann immer etwas passieren. Dass Tamburini gewinnt oder Zweiter wird, war vorauszusehen. Lass etwas kaputt gehen, und du bist draußen. Sobald die Ampel ausging, war das aber nicht mehr ganz so wichtig.

Zu Rennbeginn hat dich Delbianco beim Bremsen ganz schön weit nach außen gedrängt.

Ja, das erste Manöver war nicht so sauber, der Rest war fair. Er hat spät gebremst und riskiert, das ist alles in Ordnung. Beim ersten Mal war es halt etwas enger.

Wie kam es überhaupt, dass dich einer ausbremst? Kaum einer bremst so extrem wie du.

Das war der Sicherheitsaspekt im Kopf. Besonders die ersten paar Runden bin ich etwas vorsichtiger ans Werk gegangen.

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