Keine richtige Organisation, kein Nachtrennen!

Kolumne von Markus Niegtsch
In der Nacht von Latina: Hell sieht anders aus

In der Nacht von Latina: Hell sieht anders aus

Der Supermoto-GP in Latina sollte als Nachtrennen ausgetragen werden. Nachdem man es am Freitag nicht geschafft hat die Nacht zum Tag zu machen, wurde letztlich bei Tageslicht gefahren.

Gute Ideen alleine reichen nicht, man muss auch in der Lage sein, sie nicht umzusetzen. Frei nach diesem Motto scheint man an die Organisation des ersten Nacht-GP in Latina gegangen zu sein. Die Idee, bei der Austragung der Supermoto-WM neue Wege zu beschreiten, ist löblich und notwendig. Dabei bestehende Zeitpläne und Standards hinter sich zu lassen und Dinge neu zu schaffen, richtig. So kam auch die Idee eines Nacht-Grand-Prix zu Stande. Was dann aber in der Umsetzung gemacht wurde, offenbarte grobe handwerkliche Mängel.

14 Tage vor dem Rennen in Italien wurde lapidar ein Zeitplan zur Verfügung gestellt, der die Reiseplanung aller Beteiligten zu kurzfristigen Änderungen nötigte. Freitags war bereits das erste freie Training, der Rest der Veranstaltung war für Samstag geplant, der Sonntag frei. Eine offizielle Info dazu gab es nie. Auf Rückfrage durch SPEEDWEEK.com wurde versichert, dass es eine zusätzliche Beleuchtung wie bei der Formel 1 beziehungsweise MotoGP geben werde. Da Organisator Youthstream bereits im Motocross Nacht-GP ausgerichtet hat, eine glaubhafte Versicherung. Man konnte davon ausgehen, dass die Anforderungen an eine entsprechende Streckenbeleuchtung hinlänglich bekannt sind.

Stockdunkle Stellen

Nach einer Probebeleuchtung am Donnerstag suchte man am Freitag vergeblich nach den aus F1 und MotoGP bekannten Gasstrahlern, welche eine blendfreie Ausleuchtung der Strecke ermöglichen. Stattdessen hatte man zusätzlich zu den vorhandenen Flutlichtern weitere Strahler an mobilen Kränen in den Nachthimmel gezogen, und damit versucht die Strecke partiell zu beleuchten. Weder von Ausleuchtung noch von blendfrei konnte die Rede sein. Es gab teilweise Stellen die stockdunkel waren, danach fuhren die Fahrer in gleißendes Flutlicht. Eine Anpassung, welche die Augen nicht so gut können.

Außerdem war es mit den mickrigen Funzeln so dunkel, dass die Fahrer weder den Staub auf der Strecke sahen, noch die Löcher im Offroad-Teil. War der Hinweg zur Haarnadel gut ausgeleuchtet, fuhren die Piloten auf dem Rückweg direkt in das Licht des Strahlers, der den Hinweg auf einer Länge von 300 Metern ausleuchtete. Die Fahrer konnten sich aussuchen, weswegen sie nichts sahen: Entweder wegen des blendenden Flutlichts, oder weil sie den Kopf nach unten nahmen, um mit dem Helmschild den Lichtstrahl abzudecken. In beiden Fällen eine schlechte Lösung. Im dichten Pulk bei Renngeschwindigkeit sowieso.

Youthstream und FIM reagierten gereizt

Bereits vor dem freien Training hatten einige Fahrer und Teamchefs ihre Bedenken bei der Rennleitung deponiert, die im Riders-Briefing erklärte, dass man sich das Ganze anschauen wolle und dann danach entscheide, was gemacht wird. Nach dem Training wurden einige Fahrer befragt, wobei der eine mehr, der andere weniger zu bemängeln hatte. Um 1:45 Uhr wurde dann ein neuer, massiv gestrafter Zeitplan verabschiedet, bei dem das letzte Rennen um 19:45 Uhr gestartet wurde. Auf Rückfragen bei der FIM und Promotor Youthstream gaben sich beide zugeknöpft und gereizt und verwiesen bei der Frage nach Hintergrundinformationen auf die jeweils andere Partei. Weder Teams noch weitere unwesentlich Beteiligte wie Fahrer, Presse und Zuschauer wurden informiert.

Fahrer und Teams sind sich einig, dass der Ansatz eines Nachtrennens begrüßenswert ist. Bei den abendlichen Diskussionen zu diesem Thema wurden Teelichter von Ikea als Beleuchtungsalternative nach eingehender Diskussion verworfen. Insofern steht bei einer entsprechenden Ausleuchtung der Strecke, welche sowohl die Zuschauer etwas erkennen lässt als auch die Gesundheit der Fahrer garantiert, ein nicht zu vernachlässigender zusätzlicher Kostenblock im Raum. Erst wenn dieser abgedeckt ist, ob durch weitere Zuschauer oder zusätzliche Sponsoren (Osram?) macht es Sinn, dieses Thema erneut anzugehen. Aber es ist zu attraktiv, um für immer in der Schublade zu verschwinden.

Und bevor sich jetzt die lokalen und nationalen Funktionäre und Organisatoren die Hände reiben und sagen: «In der WM läuft es ja genau so schlecht wie bei uns, was beschwert ihr euch …?» Schlechte Prozesse in der WM sind keine Entschuldigung für eigenes Versagen in den nationalen Serien.

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