Norwegen: STARD raste in Hell in den Himmel

Von Toni Hoffmann
Janis Baumanis in Hell

Janis Baumanis in Hell

Beim fünften Lauf der Rallycross-Weltmeisterschaft in Norwegen holte Janis Baumanis nach einem verrückten Finallauf den dritten Platz und damit den ersten WM-Podestplatz für das österreichische Privatteam.

Im norwegischen Hell ging dieses Wochenende der fünfte Lauf zur Rallycross-Weltmeisterschaft über die Bühne. Vor der bekannt fanatischen Zuschauerschar im hohen Norden kämpften sich 17 Supercars um Punkte und den letztendlichen Sieg. Mit dem Letten Janis Baumanis und dem Finnen Jani Paasonen war auch wieder das österreichische STARD-Team rund um Teamchef Manfred Stohl vertreten – und holte den ersten WM-Podestplatz in seiner noch jungen, zweijährigen Geschichte. Janis Baumanis fuhr nach Abu Dhabi und Barcelona zum dritten Mal ins Finale und dort auf Platz drei, stand überhaupt zum fünften Mal im Semifinale, welches Jani Paasonen mit Platz 14 zwar knapp verpasste, aber auch er konnte in den Vorläufen einige Male aufzeigen.

Dabei begann das norwegische Abenteuer für Janis Baumanis alles andere denn glücklich. Das Geburtstagskind – Baumanis wurde gestern 27 Jahre jung – hatte schon im ersten Qualifikations-Heat Pech. Kurz nach dem Start blieb der Lette mit dem Vorderrad seines Ford Fiesta RX Supercars beim Einlenken in die Jokerlap hängen, dadurch kam es zu einer Kollision mit dem Schweden Timmy Hansen und dem Belgier de Ridder, wobei Baumanis das rechte Hinterrad verlor. Damit gab es keine Zeit und nur den 16. Platz für Baumanis in der Punktewertung. So musste Baumanis im 2. Qualilauf viel riskieren und konnte nach einer sehr guten Leistung den vierten Platz herausfahren. Damit reichte es immerhin zum 10. Zwischenrang.

Am Sonntag genügten mit Platz 10 im dritten und Platz 9 im vierten Vorlauf zwei solide Läufe, um sich als Gesamt-9. das Halbfinale zu sichern. In diesem warteten mit Niclas Grönholm (Fin), Timur Timerzyanov (Rus), Timo Scheider (D), Kevin Abbring (Nl) und Guerlain Chicherit (F) fünf beinharte Konkurrenten um den Einzug ins Finale. Verschärft wurde die Ausgangslage noch durch einen mächtigen Regenguss, der unmittelbar vor dem Lauf niederging, die Strecke kurzzeitig unter Wasser setzte und die Teams bezüglich Reifenwahl und Autoabstimmung noch in Hektik versetzte.

Im Rennen selbst zog Grönholm relativ schnell klar davon, doch hinter ihm lieferten sich Abbring, Timerzyanov und Baumanis ein dramatisches Gefecht um die letzten zwei Finalplätze. Baumanis fightete bis zum Schluss und wurde in der letzten Kurve vor dem Ziel für seinen Einsatz belohnt. Mit einem tollen Manöver zog er innen an seinem letztjährigen Teamkollegen Timerzyanov vorbei und hievte sich noch ins Finale der besten sechs Piloten. Für dieses hatten sich neben Grönholm, Abbring und Baumanis auch noch Liam Doran (GB), Anton Marklund (Sd) und Kevin Hansen (Sd) qualifiziert. Baumanis verkaufte sich auch im Endlauf teuer; machte nahezu keinen Fehler, bremste Doran und schließlich auch sehr spektakulär Abbring aus und holte hinter Anton Marklund, Kevin Hansen und Niclas Grönholm Platz vier.

Sieger Marklund disqualifiziert, Baumanis auf dem WM-Podest

Dann jedoch überschlugen sich die Ereignisse. Denn der vermeintliche Sieger Anton Marklund wurde nachträglich wegen einer nicht regelkonformen Stoßstangenhalterung disqualifiziert. Und noch bevor sich dann Kevin Hansen über seinen Sieg freuen konnte, bekam auch dieser wegen Auffahren auf den Vordermann eine Strafsekunde verpasst, wodurch plötzlich der ursprünglich Drittplatzierte Niclas Grönholm ganz oben und der Viertplatzierte Janis Baumanis auf Platz drei stand. Was für ein verrücktes Finale und was für ein toller Erfolg für den Letten und sein österreichisches Team.

Klar, dass STARD-Cheftechniker und Geschäftsführer Michael Sakowicz strahlte: «Natürlich tut es uns für Marklund leid, aber es gibt eben Regeln, die eingehalten werden müssen. Für uns als Privatteam ist das erste WM-Podest ein riesiger Erfolg. Der Dank gilt der gesamten Crew, angefangen natürlich von Janis bis hin zu den Ingenieuren, Mechanikern und allen, die mitgeholfen und mitgefiebert haben. Nach dem frühen Malheur gestern ist Janis hier sehr früh unter Druck gekommen. Aber vom Speed her hat er immer mit den Besten mitgehalten. Da haben er und auch die Ingenieure sehr gute Arbeit geleistet. Im Semifinale war’s dann für alle nicht einfach. Nach dem Wolkenbruch, der eigentlich erst für den Abend angekündigt war und total überraschend gekommen ist, war es eine Lotterie für die Fahrer und die Teams. Aber Janis hat wieder gezeigt, wie gut er das Auto im Griff hat und sich auf wechselnde Bedingungen einstellen kann. Im Finale hat er sich nach einer abermals tollen Performance den dritten Platz verdient, wenngleich dieser dann natürlich auch mit etwas Glück zustande gekommen ist. Aber andererseits hat Janis auch schon sehr oft Pech gehabt.“ Janis Baumanis war selbstredend ebenfalls hochzufrieden: „Es war nicht einfach, hier zu fahren. Aber ich habe mich von Lauf zu Lauf gesteigert und bin jetzt überglücklich mit dem Erfolg. Es ist ein schönes Gefühl, wenn man dem Team, das immer für einen da ist, so einiges zurückgeben kann.»

Für den zweiten STARD-Piloten, den Finnen Jani Paasonen, lief es ebenfalls recht gut. Er belegte in den ersten beiden Qualiläufen die Plätze 12 und 14, was ihn in der Zwischenwertung nach dem ersten Tag auf den 15. Platz brachte. Heute Vormittag feierte er im dritten Vorlauf sogar einen Sieg in seiner Gruppe und verpasste am Ende als 14. nur haarscharf sein erstes Semifinale. Michael Sakowicz: «Jani war erst das dritte Mal bei einem Rallyecross-WM-Lauf dabei, aber er hat sich wieder sehr steigern können. Mit dem Sieg heute in seiner Vorlauf-Gruppe hat er sein großes Potenzial abermals zur Geltung gebracht. Er macht große Fortschritte.»

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