Fazit Rallye Spanien: Prost Sébastien Ogier

Kolumne von Christian Schön
Sekt-Dusche in Spanien – Volkswagen-Pilot Sébastien Ogier

Sekt-Dusche in Spanien – Volkswagen-Pilot Sébastien Ogier

Der Volkswagen-Pilot ist mit einer Glanzleistung verdient zum vierten Mal Weltmeister geworden. Da kann ihm die FIA noch so viele Knüppel zwischen die Beine werfen.

Es war schon beeindruckend, wie sich Sébastien Ogier den Frust von der Seele fuhr. Sechs Monate, von Februar bis August, war der Volkswagen-Pilot ohne Sieg geblieben. Bei sechs Schotter-Rallyes war er von vorneherein ohne echte Siegchance, weil es die vom Motorsportverband FIA für 2016 geänderten Regeln zur Startreihenfolge so wollten. Genauso lange hatte sich Ogier, mehr oder weniger taktisch ungeschickt, über die offensichtliche Benachteiligung beschwert, ständig als Erster starten zu müssen.

Bei den Asphalt-Rallyes in Deutschland, Frankreich und Spanien schlug der Champ zurück. Zweimal machte er regelrecht Hackfleisch aus den Konkurrenten, die ihm seit der Rallye Mexiko auf der Nase herumgetanzt waren. Zuletzt in Spanien musste er sich erwartungsgemäß noch auf der Schotter-Etappe zum Auftakt hintenanstellen. Kaum hatte er Asphalt unter den Reifen, ließ Ogier die Kollegen erneut stehen wie Parkuhren. Die können eigentlich nur froh sein, dass ihnen durch die Absage der (Asphalt-) Rallye China eine weitere Demütigung erspart blieb.

Hyundai-Werkspilot Thierry Neuville brachte es auf den Punkt. «Séb hat den Sieg und den Titel redlich verdient», lobte der Belgier.

Neuville kann ruhigen Gewissens Komplimente verteilen. Neben Ogier war er derjenige, der bei den letzten WM-Läufen für positive Schlagzeilen gesorgt hatte. Und das nicht nur durch die nach zähen Verhandlungen und Flirts mit anderen Teams doch noch erfolgte Vertragsverlängerung mit Hyundai. Nach einer Schwächephase im Frühjahr zog der 28-Jährige durch einen Sieg in Italien und drei Podiumsplatzierungen bei den Asphalt-Rallyes mit Volkswagen-Pilot Andreas Mikkelsen auf Rang zwei der Gesamtwertung gleich. Der Norweger kugelte in Spanien spektakulär aus dem Rennen.

Das Duell der beiden in Monaco als Nachbarn lebenden Kumpel um die Vizeweltmeisterschaft ist die spannendste Frage für die verbleibenden Rallyes in Großbritannien und Australien. Denn daran, dass Hyundai Tabellenführer Volkswagen auf dem Weg zum Marken-Weltmeister noch abfängt, glauben selbst die größten koreanischen Optimisten nicht mehr.

Den Ehrentitel des Vize-Weltmeisters hatte sich noch 2014 und 2015 Jari-Matti Latvala geschnappt. Ein Jahr später ist der Finne in Volkswagen-Diensten nur noch ein Schatten seiner selbst. Meint man es gut mit ihm, spricht man ihm eine unfassbare Pechsträhne zu. In Spanien stand ihm eine Metallstange im Weg.

Teamkollege Sébastien Ogier hätte sie erst gar nicht getroffen. Und wenn doch, wäre erfahrungsgemäß ein Reifenschaden die überschaubare Folge gewesen. Bei Latvala wird halt gleich die Radaufhängung so massiv beschädigt, dass für ihn die Rallye – wieder einmal – gelaufen ist. Die Niederlage im August bei der Heimrallye in Finnland gegen einen Nordiren (Kris Meeke) hat dem labilen Selbstbewusstsein des 31-Jährigen sicher auch nicht gerade gut getan.

Wenn Latvala – derzeit farbloser Tabellensechster hinter dem Hyundai-Trio – nicht aufpasst, ist er 2017 nur noch die Nummer drei bei Volkswagen. Aufgrund der dann geltenden Drei-Fahrer-Regelung rückt Mikkelsen ohnehin permanent in die Nummer-eins-Mannschaft des deutschen Herstellers auf.

Zu den Verlierern der Rallye Spanien zählt außerdem M-Sport. Die Ford-Speerspitze besteht aus einem Trio, mit dem man wahrlich keinen Blumentopf gewinnen kann. Ein Franzose, der kaum Erfahrung in einem World Rally Car hat, nicht alle WM-Läufe kennt und dementsprechend häufig neben der Strecke landet (Eric Camilli). Ein Norweger scheinbar am Ende seiner Karriere (Mads Østberg). Und ein Este, der ohne das Sponsorgeld eines dem Nummer-1-Ausrüster unterlegenen Reifenherstellers gar nicht am Start wäre (Ott Tänak).

Dazu kam dieses Mal noch eine Geldstrafe von saftigen 30.000 Euro. Bei der Kontrolle nach der Zieldurchfahrt fiel den Technischen Kommissaren auf, das sämtliche Ford Fiesta der «Drive DMack Trophy» eine nicht homologierte Kühlung des Motorsteuergerätes verwenden. Die Fahrzeuge dieses Markenpokals werden von M-Sport zentral aufgebaut und betreut.

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