Analyse: Was bringt das Comeback von Sébastien Loeb?

Kolumne von Christian Schön
Comeback nach drei Jahren Pause – der neunmalige Weltmeister Sébastien Loeb

Comeback nach drei Jahren Pause – der neunmalige Weltmeister Sébastien Loeb

Der neunmalige Weltmeister wird bei drei Rallyes für ordentlich Wirbel sorgen. Ob das was Positives ist, muss sich erst noch zeigen.

Der Mann ist doch immer wieder für Überraschungen gut. Sébastien Loeb kehrt für drei Rallyes in der Weltmeisterschaft zurück, nach drei Jahren Pause. Schauen wir uns das Teilzeit-Comeback des neunmaligen Champions mal im Detail an.

Zunächst stellt sich die Frage: Was bezweckt Citroën damit?

An erster Stelle sicherlich: ordentlich Medienrummel. Loeb wird in beider Heimat Frankreich wie ein Gott verehrt. Da kommen ein Kris Meeke oder ein Craig Breen nicht einmal ansatzweise mit. Loeb auf Rang fünf verursacht zehn MAl mehr Wirbel als ein Sieg eines der beiden Citroën-Stammfahrer.

Andererseits zeigt dieser merkwürdige Schachzug aber auch, unter welchem Druck Teamchef Yves Matton steht. Er hat nicht einmal genügend Budget, um regelmäßig drei Autos einzusetzen. Bei Loebs Gasteinsätzen muss Breen – nach dem derzeitigen Stand der Dinge – sogar pausieren. Damit dürfte der Hersteller-Titel schon unerreichbar sein, bevor die Saison überhaupt angefangen hat.

Ganz zu schweigen von der Unruhe, die ein so im Mittelpunkt stehender Gaststarter wie Loeb ins Team bringt. Ob eine solche Vorgehensweise eines Werksteams würdig ist, mögen andere beurteilen.

Kommen wir also zum Maestro selbst. Loeb hat sich die Rallyes in Mexiko, Frankreich und Spanien ausgesucht. Die Termine kollidieren nicht mit seinen Starts für seinen eigentlichen Arbeitgeber Peugeot bei der Rallye Dakar beziehungsweise in der Rallyecross-WM.

Mexiko. Eine sehr clevere Wahl. Erstens hat Meekes Sieg 2017 gezeigt, dass der Citroën C3 WRC auf dem mexikanischen Schotter und in der extremen Höhe von teilweise mehr als 2.000 Meter deutlich konkurrenzfähiger ist als beispielsweise in Portugal.

Und zweitens wird Loeb dort stark von seiner voraussichtlichen Startposition profitieren. Da er die ersten beiden WM-Läufe in Monte Carlo und Schweden auslässt, wird er zur ersten Etappe vermutlich als letzter der Werkspiloten starten – ein Riesen-Vorteil. Wenn ich einen gescheiten Buchmacher finde, wette ich auf einen Loeb-Sieg in Mexiko.

Frankreich. Auf dem korsischen Asphalt ist die späte Startposition eher ein Nachteil. Außerdem findet die Rallye inzwischen in einer ganz anderen Gegend Korsikas statt als bei Loebs vier Siegen in den Jahren 2005 bis 2008. Auch im Kapitel Streckenkenntnis wird der dann 44-Jährige also Nachteile gegenüber den Konkurrenten haben.

Selbst wenn Citroën-Werksfahrer Meeke hat an gleicher Stelle 2017 zeitweise geführt hat, der C3 WRC auf Asphalt also gut funktioniert, Loebs Start auf der Mittelmeerinsel würde ich weniger unter sportlichen als vielmehr unter werblichen Gesichtspunkten sehen. Loeb ist zurück, das ganze außerdem beim Heimspiel – die Kollegen der L’Equipe und anderer französischer Blätter werden sich überschlagen vor Begeisterung.

Spanien. Hier wird während der ersten Etappe auf Schotter gefahren. Loeb profitiert dann noch einmal von einer vermutlich sehr späten Startposition. Nach dem Wechsel auf Asphalt zur zweiten Etappe sind erfahrungsgemäß die Zeitunterschiede auf den Wertungsprüfungen so gering, dass auch ein nicht voll austrainierter Loeb einen eventuellen Vorsprung ins Ziel retten könnte.

Ich halte also zwei Siege von Loeb für durchaus möglich. Was uns zu der Frage bringt: Wird er damit vielleicht sogar Teamkollege Kris Meeke den Fahrertitel vermasseln?

Ich bin mal gespannt, wie Citroën-Teamchef Matton reagiert, wenn – sagen wir mal in Spanien – Loeb kurz vor dem Ziel führt und Meeke Zweiter ist.

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