Fazit Korsika: Zerstört Sébastien Loeb seinen Ruf?

Kolumne von Christian Schön
Rekordweltmeister Sébastien Loeb bleibt 2019 bisher hinter den Erwartungen zurück

Rekordweltmeister Sébastien Loeb bleibt 2019 bisher hinter den Erwartungen zurück

Bei bisher drei Starts im Hyundai lieferte der neunmalige Weltmeister nur Mittelmaß ab. Schon kommt erste Kritik von Teamchef Andrea Adamo

Was hatten sie nicht alles von ihm erwartet. Sébastien Loeb, Anfang der Saison völlig überraschend von seinem langjährigen Arbeitgeber Citroën zu Hyundai gewechselt, hat keine geringere Aufgabe, als dem koreanischen Hersteller endlich den ersten Titel in der Marken-Weltmeisterschaft sichern. Und auf dem Weg dahin nach Möglichkeit auch noch Thierry Neuville im Kampf um die Fahrerkrone zu unterstützen.

Inzwischen ist die Saison vier Rallyes alt. Wie am Teamsitz Alzenau geplant, liegen Neuville und Hyundai an der Spitze der beiden WM-Wertungen. Der neunmalige Weltmeister Loeb hat allerdings praktisch keinen Anteil daran. In Monte Carlo und Schweden blieb er weit hinter den Erwartungen zurück. Und auf Korsika, wo er Anfang der 2000er jahrelang quasi nach Belieben gewinnen konnte, feuerte er seinen i20 WRC schon in der ersten Wertungsprüfung so vehement gegen einen Randstein, dass die Radaufhängung brach. Mit 22 Punkten ist Loeb in der Tabelle derzeit enttäuschender Siebter.

Anders als bei Citroën, wo der Elsässer den Status eines unantastbaren Helden hatte und Probleme lieber gleich mit dem Unternehmensvorstand als mit dem Motorsportdirektor klären konnte, weht bei Hyundai ein anderer Wind. Auf jeden Fall, seitdem Andrea Adamo das Kommando übernommen hat.

Der Italiener sieht nicht nur so aus, er versteht auch wenig Spaß. «Wir brauchen uns keine Illusionen zu machen. Wir sind nicht da wo wir hinwollen», sagte er nach der Rallye Frankreich mit erstaunlicher Offenheit. «Thierry hat eine starke Leistung gezeigt, wir als Team nicht.» Eine unverhohlene Kritik, auch an Sébastien Loeb.

Der Ex-Champion hat momentan Glück, dass Adamos Alternative auch nicht gerade in Bestform unterwegs ist. Andreas Mikkelsen, eigentlich Hyundais dritter Mann mit Startgarantie, hat es bei ebenfalls drei Rallyes auf sogar nur zwölf Punkte gebracht. Dani Sordo sollte ursprünglich nur die Rallyes fahren sollte, für die Loeb keine Lust haben würde. Auf Korsika als Ersatz für Mikkelsen im Dienst, riss er bisher auch nicht gerade Bäume aus. Rang neun in Mexiko und Platz vier in Frankreich sind die bisherige Ausbeute des Spaniers.

Bei aller Kritik, warum Adamo ausgerechnet bei der bevorstehenden Rallye Argentinien auf Loeb verzichtet, erschließt sich mir nicht. Immerhin hat der die Rallye bereits acht Mal gewonnen. Stattdessen vertraut der Hyundai-Teamchef auf das Trio Neuville, Sordo und Mikkelsen – von denen noch keiner in Südamerika gewonnen hat. Loeb kommt erst wieder beim folgenden, neuen WM-Lauf in Chile zum Einsatz. «Wir brauchen dort seine Erfahrung mit unbekannten Strecken», begründet Adamo.

Kann Loeb, noch im November 2018 umjubelter Sieger der Rallye Spanien, dort die in ihn gesetzten Erwartungen wieder nicht erfüllen, dürfte Adamo kaum noch Interesse an mehr als den sechs geplanten Starts des Rekordweltmeisters haben. Es könnte das unrühmliche Ende einer einzigartigen Karriere werden.

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