Fazit Rallye Argentinien: Ott Tänak am Ende?

Kolumne von Christian Schön
Als Favorit in die Saison gestartet, jetzt einer der Verlierer – Toyota-Pilot Ott Tänak

Als Favorit in die Saison gestartet, jetzt einer der Verlierer – Toyota-Pilot Ott Tänak

Wieder einmal hat ein Defekt den Toyota-Piloten aus Estland einen möglichen Sieg gekostet. Ein Ausweg ist nicht in Sicht

Die Nerven von Ott Tänak möchte ich haben. Sein Toyota Yaris WRC hat ihn bei der Rallye Argentinien zum x-ten Mal im Stich gelassen – und der Este reagiert nicht mit in dieser Situation verständlichen Wutausbrüchen oder öffentlicher Kritik an seinem Team.

Was hinter den Kulissen zwischen Tänak, der immer wirkt, als würde er zum Lachen in den Keller gehen, und Teamchef Tommi Mäkinen oder Chefingenieur Tom Fowler vorgeht, weiß natürlich kein Außenstehender. Nur die Ansage Tänaks, sich alsbald Gedanken um seinen Arbeitgeber für die Saison 2020 machen zu wollen, kann als Warnschuss Richtung Toyota verstanden werden.

Doch welche Alternativen hätte Tänak, sollte er wirklich ernsthaft über einen Weggang von Toyota nachdenken? Hyundai? Dort ist Thierry Neuville auch 2020 an Bord, möglicherweise mit dem Weltmeistertitel auf dem Konto. Citroën? Tänak hat sicher keine Lust, noch einmal als «Wingman» von Sébastien Ogier zu fungieren.

Bliebe also M-Sport/Ford, wo Tänak bis zu seinem Wechsel zu Toyota zur Saison 2018 unter Vertrag stand. Teamchef Malcolm Wilson hat bereits verkündet, starkes Interesse an seinem ehemaligen Schützling – und an sonst niemandem – zu haben.

Aber das wäre für Tänak ein Schritt ins Ungewisse. Ohne volle Unterstützung von Ford wird Wilsons Mannschaft immer der Außenseiter bleiben. M-Sport war zuletzt dann stark, wenn es darum ging, ein neues Technik-Reglement umzusetzen. Je länger das aktuelle gilt (seit 2017), desto deutlicher werden sich die vollwertigen Werksteams von M-Sport absetzen können.

Und da reden wir noch nicht darüber, dass Tänak mit Sicherheit Abstriche beim Honorar machen müsste. Bei Toyota verdient er angeblich jenseits von fünf Millionen Euro pro Jahr. Eine Summe, die – nach allem, was man glaubt zu wissen – noch nicht einmal der damals viermalige Weltmeister Sébastien Ogier bei M-Sport bekam. Und der hatte immerhin Red Bull als Hauptsponsor im Schlepptau.

Zusammengefasst lässt sich sagen: Tänak wird wohl oder übel bei Toyota bleiben müssen. Was uns zu den Schwächen des Teams zurück bringt.

2017 hatte Jari-Matti Latvala gute Chancen, im Toyota Weltmeister zu werden. Ein Grund, warum er es nicht schaffte, waren häufige technische Defekte. 2017 war vielleicht noch verzeihbar, es war das erste Jahr nach Toyotas Rückkehr in die WM. Aber auch 2018 waren Technikprobleme ein Grund, warum Tänak nicht Weltmeister wurde. In beiden Jahren ließ sich Sébastien Ogier, dank fahrerischer Brillanz und einem vielleicht unterlegenen, aber extrem zuverlässigen Ford Fiesta WRC, diese Chance nicht nehmen.

Schon Ende 2018 war die Kombination Tänak/Toyota so überlegen, dass viele in der Szene davon ausgingen, der Este werde 2019 alles in Grund und Boden fahren. Inzwischen sind fünf von 14 WM-Läufen durch. Tänak ist wie erwartet schnell, hat aber nur einen davon gewonnen. Er wird in der Fahrerwertung auf Rang drei geführt, mit schon 28 Punkten Rückstand auf Tabellenführer Thierry Neuville. Aus Sicht von Toyota vielleicht noch dramatischer: Das Team liegt in der Markenwertung deutlich hinter Spitzenreiter Hyundai zurück.

Hauptursache ist – wie schon 2017 und 2018 – die Unzuverlässigkeit des Yaris WRC. Es sind nie die großen Dinge. Dass Kleinigkeiten wie gebrochene Kabel oder im Vergleich zur Konkurrenz ungewöhnlich viele Reifenschäden vielleicht den WM-Titel kosten, macht die Sache aber nicht besser.

Es ist höchste Zeit, dass Tommi Mäkinen seinem Technikerstab Beine macht. Der Finne ist zwar inzwischen richtig gut darin, Probleme mit nichtssagenden Statements kleinzureden. In seiner Zeit als Fahrer hätte er eine derartige Teamleistung aber sicher nicht akzeptiert. Sein Nervenkostüm war damals lange nicht so belastbar wie heute das von Ott Tänak.

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