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Rallye Spanien: Was wir daraus gelernt haben

Kolumne von Christian Schön
Nach Petter Solberg und Mads Østberg dritter WM-Sieger aus Norwegen – VW-Pilot Andreas Mikkelsen

Nach Petter Solberg und Mads Østberg dritter WM-Sieger aus Norwegen – VW-Pilot Andreas Mikkelsen

Die «Heroes» und die «Zeroes» des zwölften Laufs zur Rallye-WM 2015
1. Sébastien Ogier ist auch nur ein Mensch

Zum zweiten Mal in Folge hat sich Sébastien Ogier selbst einen Sieg vermasselt. Gut, beim Reifenschaden - dem dann noch ein unverschuldeter Getriebedefekt folgte - während der Rallye Frankreich kann man darüber diskutieren, wieweit auch Pech mit im Spiel war. Den Unfall vier Kilometer vor dem Ziel beim spanischen WM-Lauf nahm der Weltmeister aber voll auf seine Kappe. «Ich habe im ersten Durchgang die Angabe für diese Kurve in Richtung schneller korrigiert», erzählte er nachdem er in eine Leitplanke gekracht war.

Was wiederum ein Beleg für die unglaubliche Fokussiertheit des ehemaligen Skilehrers ist. Ogier liegt fast eine Minute in Führung, hat den Weltmeistertitel schon in der Tasche – und ist trotzdem nicht zufrieden, wenn er in einer Kurve eine, zwei Zehntelsekunde liegen lässt.

2. Andreas Mikkelsen wird zur Gefahr für Jari-Matti Latvala

Das Bemerkenswerteste am ersten WM-Sieg von Andreas Mikkelsen war vielleicht, dass er Teamkollege Jari-Matti Latvala im direkten Duell schlagen konnte. Die Formkurve des Norwegers steigt seit dem Wechsel zu Volkswagen zwar weniger steil an als von vielen erwartet. Aber sie steigt an.

«Man darf nicht vergessen, dass ich noch lange nicht die Erfahrung habe wie Jari-Matti und außerdem weniger testen darf», sagte er selbst. Die perfekte Fahrwerksabstimmung für die Asphaltprüfungen der Rallye Spanien erarbeitete Mikkelsen im Wettbewerb, zu Beginn der zweiten Etappe.

Mannschaftskapitän Sébastien Ogier ist noch weit weg. Aber bei vielen Rallyes ist Mikkelsen inzwischen auf dem Niveau von Latvala. Sollte Volkswagen Motorsport im Zuge der konzernweiten Sparmaßnahmen demnächst tatsächlich von drei auf zwei Autos reduzieren müssen – wovon Teamchef Jost Capito momentan noch nicht ausgeht –, wird’s spannend zwischen den beiden.

3. Bei Hyundai hängt der Haussegen schief

In der Haut von Thierry Neuville möchte ich gerade nicht stecken. Nach einer Reihe von bescheidenen Leistungen wurde der Belgier fürs bevorstehende Saisonfinale in Großbritannien in die B-Mannschaft von Hyundai versetzt. Teammanager Alain Penasse kritisierte seinen Landsmann öffentlich. Der gerade fixierte Dreijahresvertrag für den immer stärker werdenden Hayden Paddon übt weiteren Druck aus.

Und kaum hat Neuville mal wieder eine halbwegs anständige Rallye, spielt ihm die Technik einen Streich. Wegen einer gebrochenen Antriebswelle ging ein Drift schief und endete in einem Graben.

Wie sehr Neuville intern in der Kritik steht, zeigt Paddons – wiederum öffentlicher – Vorwurf, als er den Teamkollegen am Straßenrand stehen sah. «Er hätte nur ins Ziel fahren müssen. Wir arbeiten hier schließlich als Team», regte sich  der Neuseeländer auf. Dafür entschuldigte er sich später zwar. Freunde werden die beiden trotzdem so schnell nicht mehr.

Immerhin bewies Dani Sordo, Dritter hinter zwei VW-Piloten, dass er auf Asphalt immer noch zu den Schnellsten gehört. Im Kampf um Rang zwei in der Herstellerwertung mit Citroën verlor Hyundai trotzdem wertvollen Boden.

4. Mads Østberg zeigt ansteigende Form – gerade noch rechtzeitig?

Citroën-Teamdirektor Yves Matton hat angekündigt, die Entscheidung zu den Fahrern für die WM-Saison 2016 erst nach dem Saisonfinale zu treffen. Aus Sicht von Mads Østberg konnte es da sicher nicht schaden, endlich mal wieder schneller als Teamkollege Kris Meeke gewesen zu sein. Und das auf Asphalt, wo Schotter-Experte Østberg – in Spanien Vierter – gegen den einen Platz dahinter einlaufenden Nordiren von der Papierform her im Nachteil sein sollte.

Auf der anderen Seite hat Matton nicht gerade freie Auswahl. Thierry Neuville, um den es zuletzt Spekulationen gab, wurde von Hyundai für 2016 bestätigt. Hayden Paddon, der Fahrer mit dem zuletzt größten Leistungssprung, hat bei den Koreanern gerade bis Ende 2018 unterschrieben. Und der eigene Nachwuchsmann Stéphane Lefebvre zeigte bei den bisherigen Einsätzen im World Rally Car keine so berauschende Leistung, dass sich ein Aufstieg ins Citroën-Werksteam aufzwingen würde.

5. VW Motorsport arbeitet weiter nach Plan

Hat zwar nicht direkt was mit der Rallye Spanien zu tun, fiel aber in den selben Zeitraum. Während die WM-Piloten die Wertungsprüfungen der Rallye Spanien trainierten, fuhr Marcus Grönholm auf für Monte-Carlo-Testfahrten beliebten Bergstraßen in Südfrankreich Ausdauertests mit dem Polo R WRC in 2017er Spezifikation (mehr Motorleistung, breitere Karosserie, größere Spoiler). Das Auto machte dabei einen schon ziemlich ausgereiften Eindruck.

Das zeigt nicht nur, dass der Marken-Weltmeister der Konkurrenz schon wieder um mindestens einen Schritt voraus ist. Offensichtlich scheint man bei der Motorsportabteilung des von «Diesel-Gate» erschütterten Konzerns auch davon überzeugt zu sein, dass an dem ursprünglich bis mindestens Ende 2019 verabschiedeten Rallye-Engagements nicht gerüttelt wird.

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