Wales Rally GB: Was wir daraus gelernt haben

Kolumne von Christian Schön
Die Rückkehr zum Käfer ist für Volkswagen Motorsport inzwischen kein Thema mehr

Die Rückkehr zum Käfer ist für Volkswagen Motorsport inzwischen kein Thema mehr

Die WM-Saison 2015 ist Geschichte. Doch was hat das Finale schon über 2016 verraten?
1. Volkswagen macht weiter

Seit dem Bekanntwerden von «Diesel-Gate» bei Volkswagen gab es immer wieder Gerüchte, auch das Rallye-Programm könnte von den Konzern-weiten Sparmaßnahmen betroffen sein. Sogar über einen kompletten Ausstieg war spekuliert worden.

Doch letzte Woche hat der Aufsichtsrat grünes Licht für die Fortsetzung des WRC-Engagements gegeben, wie bisher mit drei Autos. Auch die Entwicklungsarbeit am – ohnehin schon sehr weit fortgeschrittenen – Polo R WRC nach dem 2017 neuen Reglement geht weiter.

2. Offene Fragen bei Citroën und Ford

Weder Citroën-Motorsportdirektor Yves Matton noch Ford-Teamchef Malcolm Wilson wollten sich während der Wales Rally GB auf Fahrer für 2016 festlegen.

Allzu viele Alternativen haben allerdings beide nicht. Nachdem endgültig klar ist, dass Sébastien Ogier, Jari-Matti Latvala und Andreas Mikkelsen auch 2016 für Volkswagen fahren und Thierry Neuville bei Hyundai bleibt, sind die bisherigen Fahrer Mads Østberg und Kris Meeke für Citroën die logischste Wahl. Werksjunior Stéphane Lefebvre ist sicherlich noch nicht reif für ein Werkscockpit.

Zumal noch nicht klar ist, wie es mit dem französischen Team nach 2016 weitergeht. Sollte Citroën – oder die Marke DS – auch 2017 Rallyesport betreiben, würde Matton gerne Neuville zurückholen.

Und für Malcolm Wilson und sein finanziell begrenzt agierendes privates Team bleiben ohnehin nur Fahrer, die woanders nicht unterkommen beziehungsweise Geld mitbringen. Eine Alternative wäre beispielsweise Lorenzo Bertelli, der 2016 nicht mehr alle WM-Läufe bestreiten will. Der Prada-Sprössling ist außerdem der Herkulesaufgabe müde, ein eigenes Team zu betreiben.

3. Rallyezukunft von Robert Kubica weiter unklar

Auch Robert Kubica konnte beim Saisonfinale 2015 wenig Erhellendes zu 2016 verkünden. Der ehemalige Formel-1-Pilot schaut sich - sehr zum Entsetzen seiner Fans - auch außerhalb der WRC um. Er könnte sich vorstellen, nicht mehr alle WM-Rallyes zu bestreiten, um Zeit für andere Motorsportdisziplinen zu haben.

Denkbar wäre eine B-Mannschaft von M-Sport in Kombination mit Lorenzo Bertelli. Sogar eine Rückkehr in die WRC2, in der Kubica 2013 den Titel holte, ist nicht völlig ausgeschlossen. «Mit den begrenzten finanziellen Mitteln, die mir zur Verfügung stehen, ist es sinnvoller, sich auf ein paar Rallyes zu konzentrieren», sagte der Pole.

4. Fahrer kritisieren Kalender 2016

Die diesjährige Wales Rally GB war – wie es Franz Beckenbauer ausdrücken würde – «a Klassiker». Anfangs Regen und Sonne im schnellen Wechsel, am Samstag Dauerregen. Und am Sonntag dank der Überreste von Hurrikan Kate so starke Winde, dass der Servicepark über Nacht arg in Mitleidenschaft gezogen wurde und eine Prüfung sogar für Zuschauer gesperrt werden musste – direkt am Meer pfiff der Sturm mit 150 km/h.

Das alles sorgte für extrem anspruchsvolle Streckenverhältnisse. Der Grip wechselt von Kurve zu Kurve, war die meistgehörte Aussage der Fahrer. In Spurrillen stehendes Wasser verursachte heftiges Aquaplaning. Aber die Piloten fanden’s großartig, sie lieben Herausforderungen.

Umso heftiger kritisierten sie die Verlegung von Mitte November auf Ende Oktober im WM-Kalender 2016. Sie befürchten, die Wales Rally GB würde durch dann vermutlich besseres Wetter ihren einzigartigen Charakter verlieren, wäre nur noch eine gewöhnliche Schotter-Rallye.

Auch die damit einher gehende «Beförderung» der Rallye Australien zum Finale stößt auf Unverständnis. «Australien hat tolle Strecken, aber null Atmosphäre», wurde Citroën-Werkspilot Kris Meeke am deutlichsten.

Die Hoffnung des WM-Vermarkters ist, mit der Änderung im Kalender die Präsenz im Fernsehen zu verbessern. Das Kalkül: Die TV-Coverage der Wales Rally GB wird sich auch durch den früheren Termin nicht verschlechtern. Sollte die WM nächstes Jahr ausnahmsweise beim vorletzten Lauf noch nicht entschieden sein, verbessert sie sich vielleicht sogar.

Die Rallye Australien Mitte November würde im heimischen TV dagegen weniger unter der Konkurrenz von Rugby und Tourenwagenrennen leiden. Außerdem soll eine große Gala zum Jahresabschluss das bislang müde Interesse der Fernsehsender anheizen. Als Ort für die Party ist die großartige Metropole Sydney vorgesehen. Und natürlich sollen Prominente aus Sport und Show für öffentlichkeitswirksamen Glamour sorgen. Dass diese Strategie funktioniert, zeigte der Erfolg der VIP-Taxifahrten vor der diesjährigen Rallye Monte Carlo.

Ich finde, einen Versuch ist es wert.

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