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Fazit Rallye Deutschland: Der Boss ist zurück

Kolumne von Christian Schön
Vierter Titel so gut wie sicher – Sébastien Ogier

Vierter Titel so gut wie sicher – Sébastien Ogier

Das Hinterherfahren hat ein Ende. Bei der ersten Asphalt-Rallye des Jahres war Volkswagen-Pilot Sébastien Ogier unantastbar. Und Hyundai ist noch dichter am Weltmeisterteam dran als auf Schotter

Sechs Schotter-Rallyes lang hatte Sébastien Ogier (Volkswagen) keine wirkliche Siegchance. Seit ebenso vielen Monaten beschwerte er sich regelmäßig über das System, dass ihm als Tabellenführer die Startposition eins zuspricht. Kaum wechselte die WM auf Asphalt, verstummten die Klagen des Weltmeisters. Stattdessen ließ er Taten sprechen und machte unmissverständlich klar, dass er noch immer der Boss ist. Ogier gewann nicht nur einfach die Rallye Deutschland, er spielte mit der Konkurrenz regelrecht Katz‘ und Maus.

Zum Beispiel, indem er gnadenlos den Vorteil nutzte, den ihm dieses Mal die Startposition eins bot. Am Freitag in den Weinbergen war die Situation noch weitgehend ausgeglichen – weil Kurvenschneiden hier nur begrenzt möglich war. Prompt wechselte die Führung mehrfach zwischen Ogier, VW-Teamkollege Andreas Mikkelsen und Hyundai-Pilot Thierry Neuville. Die Zeitunterschiede am Etappenende waren minimal. Ogier ließ Rang zwei im Zwischenklassement deswegen kalt. Er wusste genau, seine Zeit würde kommen.

Am Samstag auf dem Truppenübungsplatz Baumholder schlug der Franzose dann zu. Er nutzte jede Kurve, die nur halbwegs einen Abkürzer zuließ, um kräftig Dreck auf die Ideallinie zu schleudern. Was auch deshalb besonders effektiv war, weil Regenschauer für ordentlich Matsch am Streckenrand gesorgt hatten. «Das gehört zum Rallyesport dazu», meinte Mikkelsen zähneknirschend, der mit Startposition zwei als Erster mit der Hinterlassenschaft des Tabellenführers zu kämpfen hatte.

Außerdem wurde Ogier wieder einmal seinem Ruf als «Reifenflüsterer» gerecht. Während er während der gesamten Königsprüfung «Panzerplatte» attackieren konnte, mussten die Konkurrenten gegen Ende der 40 Kilometer mit nachlassenden Reifen Tempo herausnehmen. «Die Prüfung Panzerplatte wird die Rallye entscheiden», hatte Ogier vor dem Start orakelt. Damit lag er zu 100 Prozent richtig. 4,3 Sekunden Rückstand auf den zwischenzeitlichen Spitzenreiter Mikkelsen hatte er in  eine 33,4-Sekunden-Führung verwandelt.

Nach seinem dritten Saisonsieg ist Ogier der vierte Titel in Folge kaum noch zu nehmen. Rechnerisch kann er bereits beim nächsten WM-Lauf auf Korsika den Sack zumachen. Das wäre drei Läufe vor Saisonsende.

Hyundai immer stärker

So unantastbar Ogier an der Spitze war, so spannend war der Dreikampf um Rang zwei. Nach verhaltenem Start mit kleineren Problemen geigten die Hyundai-Piloten Dani Sordo und Thierry Neuville groß auf. Am Sonntag, als die Startreihenfolge umgedreht wurde, konnten sie sogar den hinter ihnen startenden Mikkelsen überholen. Sordo hatte schließlich mit der kleinstmöglichen Marge von 0,1 Sekunden die Nase vorne – umgerechnet ungefähr 30 Zentimeter.

Wenn der Speed der Hyundai als Ausblick auf die Zukunft taugt, dürften zumindest die Rallyes in Frankreich und Spanien ähnlich aufregend werden. Die Koreaner rücken Volkswagen Schritt für Schritt dichter auf die Pelle.

Möglicherweise macht sich langsam bemerkbar, dass sich das Weltmeisterteam mit den vom Reglement begrenzten Testtagen stark auf die Entwicklung des 2017er Polo R WRC konzentriert. «Wenn es nach mir ginge, würden wir nur noch das 2017er Auto testen», gibt Technikdirektor Fran?ois-Xavier Demaison zu. Seine Fahrer müssen regelrecht darum kämpfen, bei den Pre-Event-Tests auch das 2016er Auto fahren zu dürfen. Demaisons Taktik macht Sinn. Volkswagen kann es sich leisten, den 2016er Polo zu vernachlässigen. Denn trotz der Steigerung wird Hyundai den deutschen Konkurrenten den Titel zumindest dieses Jahr nicht streitig machen.

Das könnte 2017 anders aussehen, wenn alle Hersteller mit neuen Autos kommen. Hyundai-Teamchef Michel Nandan ist sich jedenfalls sicher, dass seine Mannschaft noch einmal einen großen Schritt nach vorne tun wird. Bleibt die Personalfrage. Gerade wurde die Vertragsverlängerung mit Dani Sordo verkündet, der Neuseeländer Hayden Paddon bleibt ebenfalls. Nur die Zukunft von Thierry Neuville ist weiterhin unklar.

Abschied von Trier

Es gehört zu den Mysterien des deutschen Motorsports, dass ADAC Landesverbände als Konkurrenten auftreten. War die Rallye Deutschland seit dem Debüt als WM-Lauf im Jahr 2002 unter der Regie des ADAC Mittelrhein durchgeführt worden, steht ab nächstem Jahr der ADAC Saarland am Ruder. Der Serviceplatz zieht vom rheinland-pfälzischen Trier an den saarländischen Bostalsee um. Schließlich will das Bundesland etwas haben für seine Unterstützung.

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