Yamaha steht vor Einigung mit neuem Kundenteam

Exklusiv: So sieht das Sprint Race-Konzept genau aus

Von Günther Wiesinger
Le Mans 2022: Nächstes Jahr wird auch am Samstag ein MotoGP-Rennen gestartet

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Im kommenden Jahr wird bei allen MotoGP-Events am Samstag ein zusätzlicher WM-Lauf über die halbe Distanz durchgeführt. SPEEDWEEK.com hat alle Details und die Kommentare der Fahrer.

Am morgigen Samstagmittag werden von der Dorna und FIM in Spielberg die Einzelheiten über das neue MotoGP-Format mit einem Sprintrennen (über die halbe Distanz vom Sonntag) präsentiert, dass 2023 am Samstag stattfinden wird. Dieser verkürzte WM-Lauf wird zwar nur halbe Punkte einbringen (also 12,5 Punkte für den Sieg), aber er soll den Samstag am GP-Wochenende aufwerten und auch mehr Zuschauer an die GP-Pisten locken. Allerdings: Für die Klassen Moto3 und Moto2 ist kein Sprintrennen vorgesehen.

Um das «Sprint Race» im engen Samstag-Zeitplan unterbringen zu können, wird das MotoGP-Konzept über den Haufen geworfen. Nach dem FP3 werden die Top-10 direkt ins Qualifying 2 aufsteigen. Das heute um 13.30 bis 14.00 Uhr stattfindende FP4 wird gestrichen und durch ein 20 Minuten langes Warm-up für das Sprint-Rennen ersetzt. Dadurch können das Q1 und das Q2 vorgezogen werden, um 15 Uhr startet dann das Sprintrennen.

Die Startaufstellung für den Grand Prix am Sonntag wird übrigens mit jener des Sprintrennens identisch sein, also wie bisher Q1 und Q2 als Basis haben.

Nachher folgen das Moto2-Qualifying sowie Rahmenrennen wie MotoE-Weltcup (erstmals mit Ducati!) und Red Bull-Rookies-Cup.

Übrigens: Die Frage, wie künftig der GP-Sieger ermittelt wird, ist noch nicht erörtert worden. Sinnvoll wäre, die Punkte vom Samstag und Sonntag zu addieren (wie bei den beiden Sonntag-Läufen in der Motocross-WM MXGP und MX2).

Sonst kann ein echter Dominator vom Kaliber Marc Márquez im Jahr 2019 bis zu 40 oder mehr GP-Siege im Jahr einkassieren. Und dann würden die Rekorde von Giacomo Agostini (122 GP-Siege) und Valentino Rossi (115 GP-Siege) bald ins Wanken kommen.

Etliche MotoGP-Fahrer beschwerten sich, weil sie bei der Meinungsbildung nicht um ihre Meinung befragt wurden. Aber im Fußball wird auch kein Spieler gefragt, wenn irgendein neues Turnier aus der Taufe gehoben wird, die WM wegen mehr teilnehmenden Nationen bald vier Wochen dauert, die Zahl der Clubs in den einzelnen Ligen verändert werden oder plötzlich 3 statt 2 Punkte für einen Sieg vergeben werden.  

Unterschiedliche Meinungen der Fahrer

Der sechsfache MotoGP-Weltmeister Marc Márquez hat an diesem neuen Format nichts auszusetzen. «Ich habe davon gehört», erklärte er am Samstag im Interview mit SPEEDWEEK.com. «Bisher ist es noch nicht offiziell bestätigt worden. Aber wenn ich so ein Sprintrennen in der Formel 1 sehe, gefällt es mir. Inzwischen hat jeder eingesehen, dass wir in unserer Meisterschaft etwas ändern müssen. Wir müssen die Show verbessern und die Grand Prix für neue Interessenten attraktiver gestalten. Wenn dieses Format so umgesetzt wird, gefällt es mir. Ich liebe das Rennfahren. Wenn wir zwei Rennen am Weekend haben, ist das fein für mich.»

«Das Sprintrennen bedeutet das Ende meiner Karriere», seufzte Repsol-Honda-Werksfahrer Stefan Bradl, was er natürlich nicht ernst meinte. Er glaubt jedoch, das zusätzliche Sprintrennen werde nächstes Jahr alles auf den Kopf stellen. «Wenn du eine gute Basis hast und dein Motorrad gut funktioniert, ist so ein Zusatzrennen gut und vielleicht sogar besser. Aber in unserer augenblicklichen Situation war ich nicht so happy, als ich diese Neuigkeit gehört habe. Besonders weil in der MotoGP 2023 gleich an jedem Weekend so ein Rennen stattfinden wird. Man hätte ja am Anfang einzelne Events als Test auswählen können. Aber es wird auf jeden Fall aufregend, für die Zuschauer, für die Journalisten, für die Teams. Dieses neue Format wird für viel Gesprächsstoff sorgen. Die Formel 1 hat die Sprintrennen bereits. Das wird spannend – und eine große Herausforderung für alle Beteiligten.»

Pit Beirer, KTM-Motorsport-Direktor: «Wenn wir schon da sind, fahren wir lieber gleich ein zweites Rennen. Nach einem Rennen verstehen wir mehr, als wenn wir nur die Rundenzeiten der freien Trainings studieren.»

Auch Stefan Pierer, Vorstandsvorsitzender der Pierer Mobility AG (mit den KTM, GASGAS und Husqvarna), fand auf Anhieb Gefallen an diesem neuen Konzept. «Wir müssen nur bedenken, dass so ein 10-Runden-Sprint ziemlich gefährlich werden kann, weil noch aggressiver gefahren wird als sonst. Ich habe mich darüber auch mit Miguel Oliveira unterhalten. Man hätte überlegen können, das Q1 und Q2 zu kombinieren, weil dieses System für die Zuschauer sowieso schwer verständlich ist. Man hätte die 22 MotoGP-Fahrer im nächsten Jahr im Qualifying alle gemeinsam rausschicken und bei Halbzeit die zehn Langsamsten ausscheiden können. Die restlichen zwölf hätten dann die ersten vier Startreihen unter sich ausmachen können, also auch den Grid für das Sprintrennen.»

Pol Espargaró wettert über das neue Format. Auch sein Bruder Aleix erklärte: «Ich halte nichts von dieser Idee. Bei allem Respekt für die Superbike-WM, aber MotoGP ist nicht Superbike, denn die MotoGP hat viel Elektronik, viel Aerodynamik und viele Ingenieure. Bei uns ist es schwierig, in kurzer Zeit ein gutes Set-up zu finden. Ich liebe das Rennfahren und hasse die Wintertests, aber ich glaube nicht, dass ein Sprintrennen eine gute Lösung darstellt.»

Auch Weltmeister und WM-Leader Fabio Quartararo (Yamaha) hält wenig vom Samstag-Sprint: «Ich glaube, es ist dumm. Das Rennen ist am Sonntag. Ich weiß nicht, warum wir am Samstag etwas machen sollen. Sie fragten uns nicht wirklich nach unserer Meinung und wir bereiten uns alle so sehr darauf vor, am Sonntag ein gutes Rennen zu zeigen. Ein Sprintrennen am Samstag bei jedem Grand Prix ist meiner Meinung nach dumm.»

Lenovo-Ducati-Star Jack Miller hingegen outete sich als Sprint Race-Anhänger. «Ich bin ein massiver Fan und Unterstützer dieses Konzepts. Wir Fahrer bekommen künftig zweimal am Weekend die Chance auf einen Bonus! Ja, warum sollten wir das nicht ausprobieren? Wir werden halbe Punkte bekommen. Ich denke, das verleitet dich dazu, als Fahrer mehr zu riskieren. Du musst dir keine Gedanken über die Reifen und den Spritverbrauch machen. Bei den meisten Rennen am Sonntag über die volle Distanz schränken dich die Reifen oder der Spritvorrat in der Performance ein. Ich bin dafür, dieses Element ein Jahr lang zu testen und es dann am Jahresende zu bewerten. So ein Sprint Race ist eine zusätzliche, erstaunliche Attraktion für den Samstag. Die Fans werden sich das liebend gerne anschauen. Da werden ein paar wirklich gute Rennen zustande kommen.»

Miller ist sich bewusst, dass ein zusätzliches Rennen auch mehr Risiko bedeutet. «Sicher, das Risiko wird zunehmen. Was den Risikofaktor betrifft: Wir sind alle extrem fitte Athleten. Heute gehen wir Samstagmittag im FP4 alle raus und legen im Rennspeed fast eine komplette Renndistanz zurück. Warum sollen wir das nicht lieber in einem Sprint Race machen und Geld damit verdienen? Wir sind hier, um Motorradrennen zu bestreiten, nicht um einen Balletttanz aufzuführen.»

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