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Am Ziel!

Kolumne von Marc Lieb
Geschafft: Wir sind LMS-Sieger 2010

Geschafft: Wir sind LMS-Sieger 2010

Marc Lieb über seinen Titelgewinn in der LMS.

Was für ein Abschluss nach einer Achterbahnsaison in der LMS. Am letzten Wochenende in Silverstone fuhren wir mit einem siebten Platz und einem Punkt Vorsprung zur LMS-GT2- Meisterschaft. Dieses 1000km-Rennen war wirklich das i-Tüpfelchen auf eine aufregende Saison zusammen mit meinem Teamkollegen Richard Lietz und dem Team Felbermayr/ Proton.

Die Situation vor dem Rennen war eigentlich klar. Ein sechster Platz ohne Pole Position oder ein achter Platz mit Erreichen des ersten Starplatzes würde für den Titel reichen. Doch manchmal kann auch ein rettender achter Platz ziemlich schwierig werden…….

Im Training wussten wir schon dass unser Auto richtig gut läuft, nachdem wir beim 1000km-Rennen am Nürburgring doch recht grosse Setup-Probleme hattem und wir damit gegen unsere stärksten Gegner Bell/Bruni auf dem Ferrari chancenlos waren. Im Qualifikations-training hat Richie einen richtig guten Job gemacht und unseren Porsche 911 GT3 RSR auf die Pole gestellt. Also fehlte nur noch ein Punkt.

Im «Warm Up» fühlte sich das Auto toll an und wir gingen gespannt ins Rennen. Als Ritchie fuhr einen verhaltenen ersten Stint. Dann, nach ca. 45 Minuten funkte er und berichtete, dass er Aussetzer hat. Da war natürlich Alarm an der Box. Ich dachte nur, es darf nicht wahr sein, dass uns jetzt der Titel noch durch die Lappen geht.

Was tun? Reparieren und extrem viel Zeit verlieren und eventuell keine Punkte bekommen oder mit 5 Zylindern versuchen, den rettenden Punkt zu ergattern? Wir entschieden uns für die zweite Alternative und Richie und ich fuhren um unser Leben. Wir waren pro Runde im Schnitt ca. 4 bis 5 Sekunden langsamer als die Spitze. Wir hofften natürlich noch auf Schützenhilfe von unseren Markenkollegen Pilet/Narac, die am Anfang des Rennens noch um den Sieg mitfuhren. Doch das hatte sich dann ebenfalls erledigt, als ein LMP1 den IMSA- Porsche ins Kiesbett entsorgte. In meinem letzten Stint fuhr dann der GT2- Aston Martin in die Box und wir erbten den achten Platz.

Am liebsten wäre ich sitzengeblieben im Auto, weil es nichts Schlimmeres gibt als draussen zu stehen und die letzte Stunde am Zeitenmonitor zu verfolgen. Aber Richie fuhr den Schlussturn.

Ganz ehrlich, ich habe das die letzten 30min kaum mehr ausgehalten und bin in den
LKW gegangen und habe mit meiner Frau und meinem Sohn telefoniert, um mich ein wenig abzulenken. Erst kurz vor Rennende habe ich mich wieder in die Box getraut. Zu meiner Erleichterung fuhr unser Auto auf fünf Zylindern immer noch tadellos und wir fuhren als Siebte ins Ziel.

Was sich nach dem Rennen dann in der Box abgespielt hat, kann man sich ja denken…Mich hat es speziell für das Team gefreut, welches jetzt das dritte Jahr in der LMS unterwegs ist und davor eine reine Amateurmannschaft war. Felbermayr/Proton hat sich jedoch prächtig entwickelt, obwohl es im Kern immer noch die gleiche Mannschaft wie 2007 ist. Die Boxenstopps haben toll funktioniert und die Mechaniker haben nach Portimao innerhalb zwei Wochen zwei Karossen aufgebaut. Außerdem war es für mich der erste Titel in einer Meisterschaft mit dem 911 GT3 RSR Modell 997!

Zum Feiern bleibt jedoch nicht viel Zeit. Während ich diese Zeilen schreibe befinde ich mich über dem Atlantik. Denn am kommenden Wochenende bin ich wieder in den USA unterwegs und unterstütze am Steuer des Flying Lizard-Porsche meine Werksfahrerkollegen Patrick Long und Jörg Bergmeister beim Petit Le Mans in Road Atlanta.

Eine wichtige Aufgabe, denn wenn alles gut läuft, kann ich den beiden dabei helfen, vorzeitig den ALMS-Titel zu gewinnen. Die Konkurrenz von Ferrari, Corvette, BMW, Panoz etc. ist jedoch sehr stark. Doch ich freue mich tierisch darauf und werde danach natürlich wieder davon berichten…
 
Euer Marc
 
Marc Lieb (29), wohnhaft in Ludwigsburg, kam aus der Formel-Renault zu Porsche ins Junior-Team und gewann dort 2002 den Porsche Carrera Cup. Seitdem ist er Porsche Werksfahrer und einer der erfolgreichsten Piloten in der GT2. Er gewann u. a. 2003 die 24 Stunden von Spa in der Gesamtwertung, zwei Meisterschaften in der FIA GT und und nun drei in der LMS. 2005 siegte er überdies bei den 24 Stunden von Le Mans, dazu gibt es Klassensiege in Sebring, Daytona und Road Atlanta. 2007 und 2008 wurde Lieb Gesamtsieger bei den 24 Stunden am Nürburgring. Darüberhinaus begann er 2006 parallel zu seiner Karriere ein Studium der Kraftfahrzeug-Technik, das er 2009 erfolgreich abgeschlossen hat. Marc Lieb ist verheiratet und hat einen Sohn. 

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