Immer wieder geht die Sonne auf....
Dakar Sonnenaufgang
Nicht einer unter den Piloten, keiner bei den Service-Crews, nicht einmal bei den bekannt morgenscheuen Journalisten. Am wenigsten haben Motorradler vom Sonnenaufgang, der in der klaren Luft Patagoniens höchst spektakulär ausfällt – die kämpfen um diese Zeit schon mit Pisten-Fallstricken und schauen nach unten. Am intensivsten schafft der Planet für die LKW-Piloten - sie werden erst Stunden nach den Zweiradlern auf die Reise geschickt. Dafür haben sie dann allabendlich das Vergnügen, den Mond in ihren Frontscheiben zu sehen, wenn alle anderen Dakar-Soldaten schon Zelt-Pfähle zersägen.
Das zum Auftakt der höchst sonnigen 4. Etappe zwischen Jacobacci und Neuquen, die landschaftlich fast ein wenig an Afrika erinnerte. Hier wie dort bestimmen oft Wadis - die in Argentinien einfach «rios» ( Flüsse) genannten, trockenen Flussbetten - das Landschaftsbild.Wenn über dieser Region dann Sandwind pfeift, fast 200 Motorradfahrer gegen kaum weniger Autos auf Pulversand zwischen dürren Büschen um die Vorfahrt kämpfen, die Sonne von oben ordentlich mitheizt und dazu noch Werksinteressen im Spiel sind, dann ist Dakar-Bildrbuch-Zeit.
Carlos Sainz, Erster heute und auch im Gesamt, maulte. «Wind, Sand und Bäume. Dazu die Motorradler und Nasser Al Attijeh. Gerade als ich ihn überholt hatte, ging mir die Luft aus. Ich hatte vorne links einen schleichenden Plattfuß, musste raus, um nachzufüllen. Der Druck hielt aber nicht, der Touareg schwamm nur so durch die letzten Passagen. ».Immerhin, die zwei schlugen sich nach der Etappe auf die Schultern und Nasser, ohne Bug-Stoßstange an seinem BMW eingelaufen, jauchzte: «Ideal, dass Carlos vorne liegt. Dann kann ich morgen in den Dünen in seinen Spuren fahren!» Carlos konterte: «Morgen lass' ich Dich vorbei, mein Lieber, dann spurst Du für mich übermorgen im Treibsand der Kordilleren!» Hinter den zwei Schnellsten sortierten sich - ganz natürlich- all' jene, die auch gestern schon schnell gewesen waren. Touareg – Pilot Giniel de Villiers hielt seinen dritten Platz im Gesamt: «Es war sehr tricky, wie in der Baja. Wir haben einen Zaun mitgenommen und uns prompt einmal verfahren. Damit war Peterhansel vor uns, bekam dann aber ein Platten». Peter mit seinem Mitsubishi blieb dennoch - wie gestern- auf Position vier im Gesamt, sein Stallgefährte Nani Roma behauptete seinen fünften Platz von gestern und Mark Miller von VW seinen sechsten. Sensationell der Argentinier Orlando Terranova mit dem X-Raid BMW: Er hat's mit der sieben- gestern auf der Etappe und im Gesamt, heute dito. Orly: «Man sagt ja schon, ich sei die Überraschung hier – vielleicht. Gegen all' die Großen. Morgen könnte es noch besser gehen – ich komme in Gelände, das ich von Motorradrennen her kenne». Wahrlich- trotz Kämpfen gegen den Staub von Mark Miller und gegen Motorradfahrer im Zickzack, mit einem Plattfuß hinten und einen Navi-Fehler- der Lokal-Matador ist bewundernswert.
Besonders auch seine Ruhe, als plötzlich am Interview- Punkt der rabenschwarze Hummer von Robbie Gordon von hinten in seinen BMW einschlug und den auf den vor ihm stehenden Mitsubishi von Luc Alphand schob. Robbie kroch aus seinem Auto, hochrot: «Ich habe mich überschlagen, 70 Kilometer vor dem Ziel, als ich Peterhansel folgen wollte. Seitdem habe ich hinten keine Bremsen mehr». Orly nickte nur - weder an seinem Auto noch am Mitsu von Alphand gab es Schäden. Luc: «Das hätte mir noch gefehlt, wo ich mich gerade vom 10. auf den 8.Platz vorgeschoben habe.»
Apropos vorschieben: Dieter Depping brachte seinen Touareg vom gestrigen 15. Platz trotz zweier Platter auf den 13. Rang – auch nicht schlecht.
Die morgige Sonderprüfung nach San Rafael ist 47 Kilometer länger als die heutige mit ihren 459. Es wird einen Dünenriegel von 20 Kilometern geben, sehr viel Offroad, Wadis en masse und die Kordilleren im Hintergrund.
Und Sonne, Sonne satt, wie heute. Sonnenaufgang ist übrigens morgen, am 8. Januar, am Dakar-Startort Neuquen um 05.03 Uhr Ortszeit