Sainz und VW dominieren weiter
Carlos Sainz warnte vor der Atacama-Wüste
Mit seinem sechsten Tagesieg und dem vierten in Folge auf der 466 Kilometer langen Prüfung in der Atacama-Wüste baute der 46jährige Madrilene seine Führung zu einem Vorsprung von 24:54 auf seinen amerikanischen Teampartner Mark Miller aus. Dirk von Zitzewitz und sein südafrikanischer Fahrer Giniel de Villiers komplettierten auf Rang drei (Rückstand: 41:13 Minuten) das führende Wolfsburger Trio. Der Rückstand von Juan Nani Roma, in der zweiten Woche nach dem Ausfall seiner drei Teampartner nur noch Einzelkämpfer beim zwölffachen Seriensiegers Mitsubishi, wuchs inzwischen auf 1:13:13 Stunden.
Ein Rendez-vous der besonderen Art hatten die beiden bei der Dakar startenden deutsche Rallye-Meister. Auf der Überquerung der sehr hohen Sanddünen traf der dreifache Champion Dieter Depping im offiziellen VW Touareg seinen sechsmaligen Titel-Nachfolger Matthias Kahle im privaten Honda-Buggy. Depping, beim Sprung über den Dünnenkamm natürlich ohne Blick darauf, was ihn danach erwartet, rutschte in sehr weichen Sand auf den Kahle-Buggy, der sich festgefahren hatte. Zum Glück gab es keinen Personenschaden, nur die beiden Fahrzeuge wurden etwas in Mitleidenschaft gezogen, konnten aber später wieder, wenn auch mit Verspätung wieder die Rallye fortsetzen.
In der gnadenlosen Atacama-Wüste mussten die Rallye-Piloten den Durchblick behalten, am Dienstag sahen sie zunächst überhaupt nichts: Dichter Nebel verzögerte den Start zur 10. Etappe der Rallye Dakar um zwei Stunden; die Prüfung wurde zudem um 200 auf 466 Kilometer verkürzt. Hart, härter, Dakar - die chilenische Region zwischen dem Pazifik und den Kordilleren in der Nähe der Bergbaustadt Copiapo gilt als die heißeste und trockenste Wüste der Welt. Die Atacama ist 100 mal trockener als das berühmt-berüchtigte Death Valley in den USA, ihre Sanddünen gelten als die höchsten der Welt. Die Fahrer stufen die Königsetappe rund um Copiapo als die härteste Prüfung aller bisherigen Dakar-Rallyes ein.
«Sie ist die härteste Dakar aller Zeiten», sagte Volkswagen-Motorsport-Direktor Kris Nissen. Der führende Spanier Carlos Sainz warnte vor der Atacama-Wüste. Der zweifache Rallye-Weltmeister wähnt sich und seine Kollegen sogar in Lebensgefahr. «Der Mensch hat in der Wüste eigentlich nicht viel zu suchen. Ganz egal, ob man zu Fuß, auf einem Motorrad oder in einem Auto unterwegs ist», hatte der spanische Volkswagen-Pilot der Tageszeitung «Die Welt» gesagt. «Wer schlecht vorbereitet ist, kann in der Wüste schnell den Tod finden», warnte der 46-Jährige. Sein südafrikanischer Teampartner Giniel de Villiers ergänzte: «Die Hitze ist größer als in Afrika.»
In Südamerika herrscht zurzeit Sommer. Aufgrund der geringen Tragfähigkeit des Sands, den die Testfahrer auf der Strecke der Prüfung festgestellt hatten, beschossen die Veranstalter am Dienstag, den Parcours zu verkürzen. Der nahe Pazifik sorgte für ein weiteres Problem: Wegen des dichten Nebels konnten die Hubschrauber der Veranstalter sowie des medizinischen Personals nicht planmäßig abheben. Aus Sicherheitsgründen wurde die Prüfung zweieinhalb Stunden später gestartet. Chile hat den hohen wirtschaftlichen und auch prestigeträchtigen Nutzen des Motorsportspektakels für das Land erkannt und hofft auf eine weitere Rallye Dakar 2010 in Südamerika. Dies hatte die chilenische Staatspräsidentin Michelle Bachelet bei ihrem Besuch am 8. Januar in Valparaiso angedeutet.