Achte Änderung und Kritik am Veranstalter
Giniel de Villier und Dirk von Zitzewitz
Bei der ersten Dakar in Südamerika hat der Veranstalter für die vorletzte Etappe von La Rioja nach Cordoba bereits die achte Streckenänderung vorgenommen. Grund hierfür sind sintflutartige Regenfälle der letzten Nacht mit unpassierbaren Wasserdurchfahrten. Der Veranstalter hat deswegen die erste Hälfte der ursprünglich 545 km langen Prüfung aus der sportlichen genommen. Der Start der auf nun 220 km verkürzten vorletzten Entscheidung verschiebt um fast vier Stunden. Wegen der vielen Änderungen und Verkürzungen respektive auch Absage einer Prüfung wurde bereits ein Fünftel der geplanten Bestzeitkilometer gestrichen. Die Gesamtkilometer der zeitlich gewerteten Abschnitte reduzierten sich bis Freitag von einst 5.591 auf nun mehr 4.429 km. Dem Veranstalter wird teils eine Fehleinsätzung der neuen Herausforderungen und klimatischen Bedingungen in Südamerika vorgeworfen. Den Lobeshymen auf die neue Dakar in der ersten Woche folgt in der zweiten Hälfte immer mehr Kritik.
Bei der Ankunft im Biwak bei La Rioja am späten Donnerstagabend kritisierten viele Teilnehmer die teils fehlerhaften Angaben in den Bordbüchern. Vor der Stelle, an der das führende VW-Team Carlos Sainz/Michel Perin im VW Touareg vier Meter tief in den Abgrund gestürzt war und dort wegen der Schulterblattfraktur von Perin aufgeben musste, habe der Veranstalter im Bord nicht ausreichend gewarnt. «Wir waren auf dem Weg zum nächsten Wegpunkt unterwegs, ich zählte - wie immer - die Distanz herunter, und als ich 20 Meter ansagte, sind wir in dieses Loch gestürzt», schilderte Perin den eventuell vermeidbaren Un- und Ausfall. Schon die vergangenen Tage sei «das Bordbuch nicht besonders exakt» gewesen, «heute haben wir dafür den Preis gezahlt. Bei dem Unfall habe ich mir das Schulterblatt gebrochen und damit war die Rallye für mich und Carlos vorbei. Es tut mir sehr Leid für das Team. Aber ich hoffe, dass am Ende ein 'Blauer' vorn ist.» Sainz ergänzte: «Wir sind reingestürzt und auf dem Dach gelandet. Ein BMW und Nani Roma konnten im letzten Moment noch ausweichen.»
Mit einer navigatorischen Meisterleistung lotste der deutsche Beifahrer Dirk von Zitzewitz sich und seinen südafrikanischen Fahrer Giniel de Villiers nicht nur über das extrem schwierige Terrain sondern erneut auch die Spitze. Mit einem Vorsprung von 2:35 Minuten auf seinen amerikanischen VW-Teampartner Mark Miller startet der Norddeutsche aus Karlshof in die vorletzte Etappe in Richtung zum möglichen ersten Dakar-Sieg der VW-Truppe aus Hannover. Der Südafrikaner wusste, wem er die Führung zu verdanken hat. Im Bordbuch seien ein paar Stellen offengelassen, die die Navigation extrem erschwert hätten. «Aber mein Beifahrer Dirk von Zitzewitz hat etwa fünf Kilometer vor dem Ziel viel Zeit für uns gut gemacht, als er am schnellsten den Weg gefunden hat, während andere noch suchten», lobte er seinen Co-Piloten.
Angesichts der schwierigen Bedingungen auf der Donnerstagsprüfung hatte sich der Veranstalter entschlossen, die Prüfung für die Nachzügler ab Kilometer 175 zu neutralisieren. Hierdurch wurde der Spanier Nani Roma, der wegen eines Elektrikproblems am letzten im Rennen noch befindlichen Mitsubishi Lancer liegen geblieben war, mit 7:09.36 Stunden Rückstand auf die Tagesbestzeit gewertet und büßte so zwei Plätze in der Gesamtwertung ein. «Das war die härteste Prüfung, die ich je gefahren bin. Manchmal hatten wir riesige Steine vor uns und mussten darüber fahren, weil es keinen Weg daran vorbei gab», kommentierte Matthias Kahle (Köln) die Route. Der sechsfache Deutsche Rallye-Meister belegt im Honda-Buggy nach etlichen Problemen den 17. Gesamtplatz.