Brands, Barbecue und britischer Humor

Kolumne von Jamie Green
Jamie Green

Jamie Green

Auch wenn ich in Brands Hatch nur 15. geworden bin, war es ein ganz spezielles Wochenende für mich. Bis zum nächsten Rennen werde ich in meiner Heimat zudem Urlaub machen.

Brands Hatch war für mich wie ein großes Familientreffen. Es ist inzwischen Tradition, dass meine Familie und Freunde zum Rennen kommen, auf dem Campingplatz wohnen, ein Barbecue veranstalten, essen, trinken, Musik hören und sich mein Rennen anschauen. Rund 40 Freunde habe ich nach Brands Hatch eingeladen, über mangelnde Unterstützung konnte ich mich also nicht beklagen.

Und das Schöne an Familie und Freunden ist, dass sie dich in guten wie in schlechten Zeiten unterstützen. Ob ich nun gewinne oder wie in Brands ein sportlich wirklich hartes Wochenende hatte  - wir hatten hier eine gute Zeit zusammen. Sie wollen dass es mir gut geht und dass ich glücklich bin, und das ist es, was wirklich zählt. Natürlich wollen sie dass ich gewinne, aber sie schauen lange genug Rennen um zu wissen, dass man nicht immer gewinnen kann.

Meine Mutter sagt zu mir: Glaube an dich selbst, an deine Fähigkeiten und zweifel nicht an dir. So sind Mütter: Ich bin 15. geworden und sie sagte zu mir ‚Mach dir nichts draus, ich weiß, dass du der Beste bist‘. Ich selbst zweifel auch nicht an mir, auch wenn die Ergebnisse noch nicht da sind. Ich bin erfahren genug um zu wissen, dass Dinge manchmal nicht so laufen, wie man es sich wünscht. Und Brands war ein wirklich gutes Beispiel. Ich wurde im Qualifying von zwei Autos aufgehalten und bin deshalb zu spät auf meine schnelle Runde gegangen. Ich war eigentlich der Sechstschnellste auf der Strecke und stand auf Startplatz 17. Und der Kurs ist der schlechteste, um von so weit hinten zu starten. Es bleibt dir nichts anderes übrig als zu lachen und zu sagen: ‚Das ist dumm gelaufen‘. Eine Portion britischer Humor ist in solchen Situationen schon hilfreich.

Ich bin immer noch dabei, mich bei Audi einzuleben. Und es wird immer besser. Die Strukturen, an die man sich gewöhnen muss, sind ganz andere. Die Leute schauen sich das Rennen im Fernsehen an und sehen, dass Jamie Green 15. in einem Audi ist und denken: ‚Was macht der denn da?‘. Aber sie sehen natürlich nicht die Dinge hinter den Kulissen, die alle einen Effekt haben und die Zeit brauchen. Ich muss Geduld haben. Wenn ich weiter lerne und mich wohlfühle und etwas Glück habe, bin ich auch wieder ganz vorne.

Manchmal muss nur ein Schalter umgelegt werden, wie bei meinem Teamkollegen Timo Scheider, der nach seinem schlechten Jahr 2012 in Hockenheim auf der Pole stand. All die kleinen Details müssen funktionieren, um ein gutes Resultat zu erreichen. Zum Beispiel, nicht zu spät über die Linie zu fahren. Die Meisterschaft ist so eng, es kommt immer auf Kleinigkeiten an.

Das Rennen habe ich als eine Art Trainingseinheit genutzt, ich war sehr vorsichtig. Wenn ich nicht vorsichtig gewesen wäre, hätte ich vielleicht einen Unfall gebaut und das Rennen wäre vorbei gewesen. Ich brauche die Runden aber, um weiter lernen zu können. Am Ende habe ich weitere Erfahrungen gesammelt, so dass ich mich immer mehr wie Zuhause fühle.

Apropos Zuhause: Wir bleiben nun bis zum nächsten Rennen in Österreich in meiner Heimat. Bis vor zweieinhalb Jahren haben wir noch in England gewohnt, und das letzte halbe Jahr waren wir nicht so oft hier. Es ist also wie Urlaub inzwischen, wenn wir zurückkommen. In Leicester werde ich Tanten, Onkel, Großeltern und Freunde besuchen. Ich werde mich fit halten, mit meinem Bruder Rad fahren, die englische Luft genießen und mich auf Spielberg vorbereiten. Ich freue mich darauf, meinen Fans für ihre Loyalität und Unterstützung endlich etwas zurückzahlen zu können. Für sie ist es noch etwas seltsam, mich in einem Audi zu sehen. Für uns alle ist es immer noch eine Zeit der Eingewöhnung.

Jamie Green fährt seit 2005 in der DTM. Nach acht Jahren bei Mercedes wechselte der 29-Jährige vor der neuen Saison zu Konkurrent Audi. Green gelangen in der DTM bislang acht Siege, 2012 schaffte er als Gesamt-Dritter sein bestes Ergebnis. In dieser Saison schreibt Green regelmäßig bei SPEEDWEEK.de als Kolumnist.

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