Hinterbänkler müssen keine Hinterbänkler bleiben
In Zolder 81 noch Lachnummer, später Weltmeister: Toleman
Glaubt man den Testzeiten, werden Virgin und Lotus wohl um die hintere Reihen kämpfen. Die gute Nachricht für die beiden: Mit HRT kommt wohl noch ein Wettbewerber hinzu, der in der Wüste seine ersten Kilometer überhaupt fahren wird, damit sind die Chancen gut, dass Lotus und Virgin nicht ganz hinten stehen. Doch man sollte den Teams Kredit einräumen und sie nicht am ersten Rennen, wahrscheinlich auch nicht an der ersten Saison messen.
Es gab immer Teams, die nur wenig konkurrenzfähig waren. Manche haben den Sprung nach oben geschafft, manche nie. Das extremste Beispiel ist sicher Toleman.
Jenes Team, dass sich später Benetton nannte, Grand Prix und sogar WM-Titel gewann.
Toleman stieg mit ungetesteten, halbfertigen Wagen in Zolder 1981 in die Formel 1 ein. Die Verantwortlichen des Rennstalls wollten nicht antreten. Weder Auto war bereit, noch der neue Hart-Turbo-Motor. Doch der Sponsor machte Druck, so begann Toleman mit dem Wissen, sich kräftig zu blamieren.
In Zolder war man meilenweit von der Qualifikation entfernt, der Motor spukte und wenn er lief, kollabierte das Auto. Doch das Team um Pat Symonds und Rory Byrne arbeitete unbeirrt weiter. In Monza im Herbst schaffte Brian Henton erstmals den Sprung ins Starterfeld, Derek Warwick gelang gleiches in Las Vegas.
Ein Jahr später schafften es die Wagen regelmässig auf den Grid, in Holland gab es die schnellste Runde, in Brands Hatch fuhr Warwick bis zum Ausfall auf Rang 2. Der Schwachpunkt war noch immer der Motor, deshalb dauerte es bis Zandvoort 1983, als Warwick die ersten Punkte holte.
84 gab es dann mit Ayrton Senna das erste Podium, 85 holte Teo Fabi die erste Pole am Nürburgring. Dann wurde das Team von Sponsor Benetton gekauft, mit BMW-Motoren erzielte Gerhard Berger in Mexico 1986 den ersten Grand Prix-Sieg, Michael Schumacher wurde dann mit dem Team 94 und 95 Weltmeister. Mit jenem Team, dass in seiner ersten Saison die absolute Lachnummer war.
Hätte Toleman im ersten Jahr die Flinte ins Korn geschmissen, hätte der Sponsor die Zahlungen eingestellt, der Rennstall wäre tot gewesen. Wer weiss, wie weit es dann ein Senna, Berger oder Schumacher je geschafft hätten?
Deshalb sollte man die Leistungen von Virgin, Lotus und HRT zwar kritisch betrachten, aber nicht veralbern. Auch wenn heute andere Zeiten sind, vielleicht ist es eines der drei Teams schon in einigen Jahren ganz vorn mit dabei.