Formel 1: Carlos Sainz zurück zu Ferrari?

Es gibt keine Zufalls-Weltmeister!

Kolumne von Guido Quirmbach
Auch mit dem besten Auto wird Mickey Mouse niemals Weltmeister

Auch mit dem besten Auto wird Mickey Mouse niemals Weltmeister

Als Jenson Button Weltmeister wurde, galt er bei manchen als unwürdiger Titelträger. Gestern gab er erneut die richtige Antwort. Wie schon manche vor ihm.

Der Titelgewinn von Jenson Button im letzten Jahr brachte wieder einmal die Diskussion auf, ob er ein würdiger Weltmeister ist oder den Titel nur abgestaubt hat.

Sicher kann man dies dezimieren auf die einfache Grundregel, das der mit den meisten Punkten am Ende Weltmeister ist. Doch es gibt keinen zufälligen Weltmeister, alle, die es schaffen, den Titel einzufahren, sind fantastische Piloten. Sonst kämen sie gar nicht in die Situation, überhaupt um die Meisterschaft zu fahren. Doch sie haben noch etwas mehr. Den Killerinstinkt!

Hätte, wenn, wäre, das alles zählt sowieso nicht. Und gerade die, an deren Titelwürdigkeit manch einer zweifelte, bewiesen auch später, dass sie mit zu den Besten gehören, manche mehr, manche weniger.

Keke Rosberg ist so ein Beispiel. 1982 kam er nach Jahren in Hinterbänkler-Teams plötzlich zu Williams, die ein schönes Auto hatten, aber gegen die Turbos chancenlos waren. Keke hat halt gemacht, was ging und regelmässig gepunktet, während die Turbos noch eine Ankunftstrate hatte, die vielleicht um die 50% lag. Und die damals standfesten Ferrari verloren leider beide Piloten im Verlauf der Saison. Keke gewann nur einen Grand Prix, der reichte neben dem Punktehamstern, um Weltmeister zu werden.

Und er verschwand danach nicht in der Versenkung, sondern gewann weitere Grand Prix. Sein Sieg im Regen von Monaco 1983 war sicher eine der grössten Leistungen im Grand Prix-Sport bis heute.

Damon Hill ist ein extremeres Beispiel, vielleicht nicht das Naturtalent schlechthin, aber ein akribischer Arbeiter. Er überzeugte Frank Williams und Patrick Head als Testfahrer, die ihm mangels Alternative für 1993 engagierten. Im zugebenermassen besten Rennauto gewann er drei GP bereits in seiner ersten Saison. Vielleicht etwas zu viel, sicher wirkte er nach Sennas Tod mit der Rolle des Nummer 1-Piloten 1994 und vor allem 1995 etwas überfordert. Doch Williams glaubte an ihn, er dankte es mit dem WM-Titel 1996. Neun GP gewann er in dem Jahr. Die gewinnt niemand mal eben durch Zufall, auch nicht 22 in der Karriere.

Hill hatte anschliessend niemals mehr das Material, um noch um Siege kämpfen zu können. Doch bei zwei Gelegenheiten schlug er zu: In Ungarn 1997 hatte er mit dem unterlegenen Arrows den Reifenvorteil der Bridgestones. Erst ein technischer Defekt in der letzten Runde verhinderte den Sieg. Und er gewann in Spa 1998 das erste Rennen von Eddie Jordan. Und diejenigen, die jetzt aufspringen und sagen, es war Stallregie, die seien daran erinnert, dass Hill vor der Safety-Car-Phase bereits 40 Sekunden Vorsprung auf Ralf Schumacher hatte. Die Favoriten in dem Rennen strauchelten, Hill war da.

Für die einen ist sowas Glück, andere nennen es Killerinstinkt. Die Chance erkennen und nutzen. Wenn ein Nick Heidfeld zehn Jahre Formel 1 fährt ohne je einen Grand Prix zu gewinnen, dann ist der Killerinstinkt zumindest nicht seine Paradedisziplin, auch wenn er sicher ebenfalls ein sehr guter Pilot ist. Ein Vettel nutzte in Monza 2008 gleich seine erste Chance und es müsste bei seinen Fähigkeiten mit dem Teufel zugehen, wenn er nicht einmal Weltmeister werden wird.

Deshalb hat es mich gefreut, gestern zu sehen, wie Button seinen Teamkollegen besiegte. Einfach, weil im Herbst vielerorts so viele Besserwisser behaupteten, Button hätte nur Glück gehabt und Hamilton würde ihn nach Strich und Faden verblasen. Ich halte den derzeitigen Weltmeister nicht für besser als seinen Vorgänger. Aber auch nicht für schlechter. Er hat im Vergleich seine Stärken und seine Schwächen und kommt wie Hamilton dem perfekten Rennfahrer nahe.

Doch wie dem auch sei: Button, Hamilton und all die anderen Titelträger haben bewiesen, dass sie in der Lage sind, Chancen zu erkennen und zu nutzen. Und dies ist die wichtigste Eigenschaft eines erfolgreichen Rennfahrers überhaupt. Glück und Pech gibt es im Rennsport vereinzelt, aber nicht über ganze Karrieren. Und Zufälle gibt’s sowieso nur wenige im Motorsport! Aber ganz sicher keine zufälligen Weltmeister.

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