Die Leidenschaft Ferrari
Ferrari ist 800 Formel-1-WM-Läufe alt geworden
Ferrari-Star [*Person Fernando Alonso*] schmunzelt: «Wenn es nach mir geht, dann werde ich auch dann noch hier fahren, wenn Ferrari den 1000. Grand Prix feiert.»
Wir rechnen: dann müsste der Spanier gute zehn Jahre länger Formel-1-Grands Prix bestreiten …
Ferrari ist in der Türkei 800 WM-Läufe alt geworden, eine unglaublicher Meilenstein.
Monaco 1950 bis Istanbul 2010, das ist ein weiter Weg, gepflastert mit strahlenden Siegern, zerschmetterten Helden, gesäumt von einer Allee der Intrigen: es gibt keinen politischeren Rennstall als Ferrari, das begann mit dem grossen Enzo Ferrari, 1988 verstorben, einem Mann mit sicherem Gespür dafür, wie man Menschen zum Entfalten bringen, wie man sie aber auch zerstören kann.
Die Geschichten, wie Techniker zermürbt und Fahrer gegeneinander ausgespielt wurden, sind längst Teil der reichen Motorsporthistorie. Kein Drehbuch-Autor könnte sie finessenreicher inszenieren.
Ferrari ist der Gegenbeweis, dass nur Sieger beliebt sind. Denn selbst in Zeiten, als Ferrari motorsportlich in einer Flaute festsass, mit ständig ausgewechseltem Personal an den Riemen, da tat das der Faszination für diese Marke keinerlei Abbruch.
Der Wiedererkennungswert von Ferrari ist schwindelerregend hoch, jedes Kind kennt Ferrari, und jedes rote Auto wird unverzüglich mit Ferrari in Verbindung gebracht.
Selbst nach der Ära jener knatternden GP-Boliden, die in Landesfarben die Massen begeisterten (blau für Frankreich, weiss oder silbern für Deutschland, grün für Grossbritannien und so fort), gab es für Enzo Ferrari nur eine Farbe: Rot ist Leidenschaft, rot ist Blut, Blut ist Leben, solche Zusammenhänge verankern Ferrari tief in den Köpfen der Menschen.
Da verzeihen die Fans dem «cavallo rampante», dem aufbäumenden Pferd, auch die Ernüchterung, dass ein Sieg beim Türkei-GP eher in die Abteilung Märchen aus 1001 Nacht einzuordnen war.
Eine Feier am Samstag im früheren Anwesen des Grosswesirs Sait Halim Pascha (vergleichbar mit einem Minister) war der würdigere Rahmen zum 800er als der Auftritt auf dem Istanbul-Park-Kurs.
Fiat- und Ferrari-Chef Luca di Montezemolo liess sich die Freude nicht verderben: «800 Grands Prix, das erfüllt mich mit Befriedigung und Stolz.»
Luca schrieb jedem F1-Fahrer, der ein Ferrari-Lenkrad in Händen gehalten hat, einen Brief. Ferrari, das ist eben nicht nur automobile Eleganz, das ist auch Stilsicherheit und Zeitlosigkeit. Zwei weitere Puzzle-Teilchen eines unvergleichlichen Mythos’.