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FIA-Chef Mohammed Ben Sulayem: «Das kann ich nicht»

Von Gerhard Kuntschik
FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem

FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem

Der im Dezember 2021 zum FIA-Präsidenten gewählte Mohammed Ben Sulayem, Ex-Rallye-Profi aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, hatte in Österreich kaum Zeit, die schöne Landschaft zu genießen.

Mohammed Ben Sulayem, 14-facher Middle East Rallye Champion, ist im Dezember 2021 zum neuen FIA-Chef gewählt worden, als Präsident des Autosport-Weltverbands ist er Nachfolger des Franzosen Jean Todt. Der 60-Jährige aus Dubai hetzte am Red Bull Ring, bei seinem ersten Besuch in Österreich, von einem Termin zum nächsten, aber zwischendurch nahm er sich Zeit für ein Gespräch mit SPEEDWEEK.com.

Wie sehen Sie den Zustand der Formel 1, die aktuellen Maßnahmen zum Budgetlimit und die GP-Regeln ab 2026?

Das müssen wir getrennt betrachten. Auf der kommerziellen Seite ist die Formel 1 sehr gut aufgestellt. Aber diese Seite muss von den Regelmachern unterstützt werden. In diesem Sinn hatten wir am Red Bull Ring ein sehr effizientes Meeting der Formel-1-Kommission.

Waren danach alle zufrieden?

(Schmunzelt.) Es wäre nicht gut, wenn nachher alle aufgebracht wären. Aber alle glücklich zu machen, ist ein Ding der Unmöglichkeit, das kann ich nicht. Aber wenn nur wenige etwas aufgebracht sind, die Mehrheit aber happy ist, dann ist das schon okay. Ich verstehe, dass jeder bei einer solchen Sitzung das Beste für sich erreichen will, das will ich ja auch – ich will das Beste für den Sport. Die FIA ist der Regulator, und ich muss als Präsident auch die Mitgliedsverbände repräsentieren.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit dem kommerziellen Rechteinhaber?

Ausgezeichnet. Wir arbeiten Hand in Hand. Mit Stefano Domenicali (dem CEO der Firma «Formula One Management», FOM, die Redaktion) spreche ich fast jeden Tag. Wir sind uns einig darüber, dass Stabilität im Regelwerk ganz essenziell ist. Wir müssen auch für ein gutes Verhältnis zu den Herstellern sorgen. Denn nur in Zusammenarbeit mit ihnen können wir die Herausforderungen in Sachen Nachhaltigkeit bewältigen.

Sind die Regeln zum Antriebsstrang ab 2026 auf Schiene?

Ja, denn jeder weiß, wie wichtig diese auf dem Weg zu unserem Ziel von null Emissionen ab 2030 sind. Daher müssen wir 2026 einen extrem effizienten Antrieb haben. Für die Hersteller ist die Formel 1 die Arena, ihre Technologie im Wettbewerb zu präsentieren. So haben wir ein gemeinsames Ziel.

Porsche und Audi kommen in die Formel 1, noch mehr Hersteller in den nächsten beiden Jahren in die Langstrecken-WM. Beginnt da eine neue Blütezeit?

Wir brauchen für die WEC ebenso neue Hersteller wie für die Formel 1 – oder solche, die zurückkehren. Motorsport ist weit mehr als Formel 1, ich muss mich genauso den anderen Disziplinen widmen. Wir brauchen alle, um den Motorsport stärker zu verankern. Dabei geht es auch ums Thema Diversität. Dafür haben wir vor kurzem Tanya Kutsenko als Beauftragte für Gleichstellung, Diversität und Inklusion nominiert. Aber zurück zur WEC, die nicht nur für mich ein wichtiger Teil des Motorsports ist und zu Recht einen Aufschwung erlebt.

Entwickelt sich der Rallyesport ihrer Meinung nach in die richtige Richtung?

(Zögert) Ja, schon. Wir haben jetzt die Cross-Country-Serie, die wir lang als WM etablieren wollten und dafür einen Promotor suchten. Das World Rally Raid Championship ist mittlerweile auf gutem Weg. Aber es gibt noch Einiges zu lernen. Für die Weltmeisterschaft WRC gilt es, neue Märkte zu erschließen. Ich denke da vor allem an Asien.

Erschließt die Formel E dem Motorsport neues Publikum?

Ja, sie wendet sich an zukunftsorientierte Fans. Ich werde mich am letzten Juli-Wochenende am Samstag von Budapest nach London begeben, um mir dort das zweite Formel-E-Rennen anzusehen. Wir müssen die Formel E pflegen und uns genauso um ihren Aufschwung kümmern wie in den anderen Meisterschaften.

Eine Frage zur allgemeinen Mobilität. Werden Sie die intensiven Bemühungen ihres Vorgängers Jean Todt in Sachen Verkehrssicherheit fortsetzen?

Auf jeden Fall, das ist ein ganz wichtiger Punkt. Dabei müssen wir die Regionen und die nationalen Klubs unterstützen. Wir müssen aber dabei darauf achten, nicht nur die Verkehrssicherheit weiterzuentwickeln, sondern auch Nachhaltigkeit in der allgemeinen Mobilität. Da müssen Sport und Mobilität alle Synergien nützen.

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