Formel 1: Carlos Sainz zurück zu Ferrari?

1. Training Silverstone: Max Verstappen gibt den Ton

Von Mathias Brunner
Max Verstappen

Max Verstappen

​Erstes Training zum Traditions-GP von Grossbritannien auf dem Silverstone Circuit: Weltmeister Max Verstappen erzielt Bestzeit vor Sergio Pérez, dann Alex Albon und Fernando Alonso.

Im Mai 1950 wurde auf dem Silverstone Circuit der erste Formel-1-WM-Lauf ausgetragen, er gab vor, wie die erste Saison der Königsklasse verlaufen würde: Sieg für Alfa Romeo mit Giuseppe Farina, der Turiner wurde nach sechs Rennen in Europa Weltmeister. Alfa Romeo gewann alle Rennen, das damals zur Formel-1-WM zählende Indy 500 ignorieren wir in diesem Zusammenhang.

73 Jahre später dominiert ein anderer Rennstall: Red Bull Racing. Bislang neun Rennen und neun Siege für die Mannschaft aus Milton Keynes. Aston Martin-Teamchef Mike Krack vor dem ersten Training: «Diese Bahn sollte den Qualitäten des RBR-Rennwagens entgegenkommen, sie werden auch hier vorne sein.»

Die WM-Leader in England mit optimierter Bremsbelüftung vorne, Mercedes mit einem neuen Frontflügel, Ferrari mit der Ausführung des Wagens wie in Österreich.

Neue Frontflügel auch bei Aston Martin, Williams und McLaren, am meisten Verbesserungen waren bei AlphaTauri zu entdecken: Neuer Boden, neuer Motorverkleidung, geänderte Hinterradaufhängung, anderer Heckflügel. Williams übrigens mit einer besonderen Lackierung, der drittälteste Formel-1-Rennstall (nach Ferrari und McLaren) feiert 800 F1-WM-Einsätze.

Das erste Training auf der Traditionsstrecke in der Grafschaft Northamptonshire begann mit viel Sonne, 23 Grad Lufttemperatur, der Asphalt 39 Grad warm – Idealbedingungen. Das soll gemäss britischer Meteorologen am Samstag anders sein, da ist den ganzen Tag über mit Schauern und Gewittern zu rechnen.

Die Formel 1 boomt: Die Organisatoren hier in Silverstone sprechen von 480.000 Zuschauern von Donnerstag bis Sonntag. Das wäre neuer Rekord für einen WM-Lauf auf der Traditionsbahn.

Die 20 Autos rollen auf einer neuen Reifenkonstruktion von Serien-Alleinausrüster Pirelli: Die Autos bauen mehr und mehr Abtrieb auf, daher haben die Spezialisten des Mailänder Traditionsherstellers die Konstruktion verstärkt.

Unter den Augen des früheren Ferrari-Rennleiters Mattia Binotto deutete Max Verstappen nach fünf Minuten an, wer hier Chef auf dem Circuit ist: fast eine Sekunde schneller als Lewis Hamilton, beide auf der härtesten Reifenmischung von Pirelli.

Erster Mann in Schwierigkeiten: AlphaTauri-Fahrer Nyck de Vries mit einem Dreher in Luffield. Der Niederländer konnte weitermachen, der Wagen blieb unversehrt.

WM-Leader Verstappen monierte am Funk mangelnde Haftung der harten Pirelli-Reifen («ich fahre hier wie auf Eis»), aber der Niederländer hielt weiter die Führung, eine Sekunde vor Carlos Sainz im Ferrari, dem Vorjahressieger. Auch Lewis Hamilton und Esteban Ocon beklagten sich bei ihren Renningenieuren über schwachen Grip.

Nach 20 Minuten rückte Charles Leclerc im Ferrari bis auf sieben Zehntel an Leader Verstappen heran, dann schob sich Sergio Pérez im zweiten Red Bull Racing-Renner auf Platz 2, dann, überraschend, Logan Sargeant im Williams, der US-Amerikaner aus Florida aber auf der weichen Mischung von Pirelli.

Der Spanier Carlos Sainz setzte nach 30 Minuten eine neue Bestmarke: 1:29,357 min. Aber der Madrilene wie Sargeant auf den weichsten Walzen, die Pirelli hier im Angebot hat.

Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton beklagte sich am Funk über ein altes Problem: «Der Wagen hüpft ziemlich stark.» In der Regel gilt dann für die Ingenieure: Auto höher setzen, das vermindert die Tendenz des Wagens zu dieser Stampfbewegung, allerdings geht das auf Kosten der aerodynamischen Effizienz.

Haas-Fahrer Nico Hülkenberg schob sich auf Rang 10, verrauchte dann aber links vorne einen Reifen, als er das Rad blockieren liess.

Neuer Leader nach 40 Minuten: Esteban Ocon mit Alpine, auch der Franzose mit der weichen Reifenmischung. Sekunden später konterte Charles Leclerc im Ferrari – Bestzeit.

Mercedes-Fahrer George Russell berichtete über merkwürdige Vibrationen im Lenkrad, in der schnellen Passage von Maggotts und Becketts.

Sergio Pérez liess sich weiche Pirelli-Walzen gebenb, kam aber nicht an Leclerc und Ocon vorbei. Das machte Champion Max Verstappen besser – der 42-fache GP-Sieger fuhr 1:28,836 min, 444 Tausendstelsekunden schneller als Leclerc und dies mit einer Runde, die nicht fehlerfrei war.

Kurz vor Schluss schob sich Sergio Pérez auf Rang 2, worauf Verstappen nachlegte: 1:28,600 min. Der Weltmeister ist auch in England in blendender Verfassung.

Erstes Training, Grossbritannien

01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:28,600 min
02. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +0,448 sec
03. Alex Albon (T), Williams, +0,489
04. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +0,668
05. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +0,680
06. Esteban Ocon (F), Alpine, +0,719
07. Carlos Sainz (E), Ferrari, +0,757
08. Lando Norris (GB), McLaren, +0,841
09. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +0,871
10. Oscar Piastri (AUS), McLaren, +1,058
11. Nyck de Vries (NL), AlphaTauri, +1,091
12. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +1,168
13. Pierre Gasly (F), Alpine, +1,228
14. George Russell (GB), Mercedes, +1,274
15. Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo, +1,490
16. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri, +1,492
17. Logan Sargeant (USA), Williams, +1,524
18. Guanyu Zhou (RCH), Alfa Romeo, +1,721
19. Kevin Magnussen (DK), Haas, +1,785
20. Nico Hülkenberg (D), Haas, +1,991

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