Max Verstappen: «Das sind Bullshit-Kommentare»
Max Verstappen und Sebastian Vettel: je neun Siege in Folge
Monza war für Max Verstappen oft steiniger Boden: Rang 12 beim Debüt im Jahre 2015, Siebter 2016, Zehnter 2017, Fünfter mit Fünfsekundenstrafe 2018, Achter 2019, Motorschaden 2020, Kollision mit Hamilton 2021 – das ergab bei sieben Einsätzen kümmerliche 22 Punkte.
Erst 2022 konnte der Niederländer seine Monza-Bilanz aufhübschen: Erster Sieg beim Grossen Preis von Italien. Ein Jahr später kehrt der 25-Jährige als überlegener WM-Leader, als elffacher Saisonsieger und als Gewinner der vergangenen neun Rennen nach Monza zurück (Rekord von Sebastian Vettel egalisiert). Unglaublich, aber wahr: Seit Anfang Mai in Miami hat nur noch der Red Bull Racing-Star Formel-1-WM-Läufe gewonnen.
Max erinnert sich: «Ich weiss noch, als Seb diese neun Rennen in Folge gewann. Ich dachte damals: ‘Das wird kein anderer Fahrer schaffen.’ Und jetzt sitze ich hier mit ebenfalls neun Siegen hintereinander. Das ist schon verrückt.»
Für den 14. Lauf der GP-Saison 2023 hat Bestand: Wer mit dem Sieg liebäugeln will, muss entweder am inzwischen 46-fachen GP-Sieger vorbei (ganz schwierig) oder auf Pech des Niederländers hoffen, sei dies wegen einer Kollision oder wegen eines technischen Defekts.
Nur: Verstappen macht so gut wie keine Fehler, sein Auto läuft standfest, und Red Bull Racing glänzt mit der Selbstsicherheit der Weltmeister in Sachen Rennstrategie.
Ist Max mit sich im Reinen im Wissen, dass keine Siegesserie ewig dauert? Verstappen antwortet im Fahrerlager der Monza-Rennstrecke: «Natürlich. Als Racer verliere ich häufiger als ich siege, wenn du dir all meine Rennen anschaust. Das ist völlig normal. Und das ist auch im normalen Leben so. Klar weiss ich, dass dies irgendwann zu Ende gehen wird. Im Moment versuche ich, eine Aufgabe nach der anderen anzupacken und weiter zu gewinnen.»
«Was mir wichtig ist – wir haben bislang alle Läufe 2023 gewonnen, und von aussen mag das hin und wieder einfach aussehen. Aber wer das behauptet, der hat keinen Schimmer, denn der unterschätzt, wie viel Arbeit bei uns investiert wird, um so konkurrenzfähig zu sein.»
Einer der Gründe für die Siegesserie, so hat vor kurzem Mercedes-Teamchef Toto Wolff anklingen lassen: Max Verstappen habe den Red Bull Racing RB19 genau auf seine Bedürfnisse getrimmt, was die Entwicklung des Autos angeht, so dass er seine Stallgefährten zerstöre, und das sei auch die Erklärung dafür, wieso Sergio Pérez nach gutem Saisonstart nicht mehr so stark fahre.
Max fegt das sofort vom Tisch: «Das sind Bullshit-Kommentare. Ich fahre das Auto so schnell ich kann. Aber ich sage meinen Leuten nicht: ‘Entwickelt den Wagen so, dass ich die Vorderachse mehr spüre.’ Ich sage vielmehr: ‘Gebt mir einfach das schnellstmögliche Auto, den Rest erledige ich.’ Jedes Jahr ist ein Formel-1-Rennwagen vom Gefühl her anders. Dann ist es so, dass ich meinen Fahrstil leicht verändere, um mehr Speed aus dem Fahrzeug zu holen. Ich schätze, das gehört zu meinen Stärken – dass ich mich der Charakteristik des Autos anpassen kann.»
Red Bull-Technikgenie Adrian Newey ist nicht der Einzige, der glaubt – Max Verstappen gehört längst zu den ganz Grossen des Formel-1-Sports. Max bleibt bescheiden: «Es ist natürlich schön, wenn jemand wie Adrian so etwas über dich sagt. Aber ich wollte nie in die Formel 1, um eines Tages behaupten zu können, ich gehöre zu den grossen Fahrern. Ich will einfach meine beste Leistung zeigen und im Idealfall gewinnen, wenn ich dazu die Gelegenheit erhalte.»
Alpine-Fahrer Pierre Gasly hat geäussert, Red Bull Racing werde in Monza aufgrund des Pistenlayouts wohl nicht ganz so dominant sein wie sonst. Verstappen grinst: «Jeder Gegner darf sich das wünschen. Ich für meinen Teil glaube, dass wir hier sehr gut aussehen werden.»
Welche Hürden erkennt Verstappen? Max meint: «Es sind jedes Mal andere. In Zandvoort war es zum Beispiel das launische Wetter. Die Bahn war tückisch, und es war sehr leicht, einen Fehler zu machen. Hier fahren wir mit anderer Reifenzuteilung als sonst, das kann das Kräfteverhältnis beeinträchtigen. Du weisst letztlich nie, was auf dich zukommt. Du musst du Ruhe bewahren und auf alles gefasst sein.»
Lewis Hamilton hat für weitere zwei Jahre bei Mercedes unterzeichnet, er bleibt bis mindestens Ende 2025 Formel-1-Fahrer. Max meint: «Das ist gut für ihn, gut für Mercedes und gut für den ganzen Sport.»
Niederlande-GP, Circuit Zandvoort
01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 2:24:04,411 min
02. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +3,774 sec
03. Pierre Gasly (F), Alpine, +7,058
04. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +10,068
05. Carlos Sainz (E), Ferrari, +12,541
06. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +13,209
07. Lando Norris (GB), McLaren, +13,232
08. Alex Albon (T), Williams, +15,155
09. Oscar Piastri (AUS), McLaren, +16,580
10. Esteban Ocon (F), Alpine, +18,346
11. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +20,087
12. Nico Hülkenberg (D), Haas, +20,840
13. Liam Lawson (NZ), AlphaTauri, +26,147
14. Kevin Magnussen (DK), Haas, +26,410
15. Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo, +27,388
16. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri, +29,893
17. George Russell (GB), Mercedes, +55,754
Out
Guanyu Zhou (RCH), Alfa Romeo, Crash
Charles Leclerc (MC), Ferrari, Unterboden beschädigt
Logan Sargeant (USA), Williams, Crash
WM-Stand (nach 13 von 22 Rennen inkl. 3 von 6 Sprintrennen)
Fahrer
01. Verstappen 339 Punkte
02. Pérez 201
03. Alonso 168
04. Hamilton 156
05. Sainz 102
06. Leclerc 99
07. Russell 99
08. Norris 75
09. Stroll 47
10. Gasly 37
11. Ocon 36
12. Piastri 36
13. Albon 15
14. Hülkenberg 9
15. Bottas 5
16. Zhou 4
17. Tsunoda 3
18. Magnussen 2
19. Sargeant 0
20. De Vries 0
21. Ricciardo 0
22. Lawson 0
Konstrukteurspokal
01. Red Bull Racing 540 Punkte
02. Mercedes 255
03. Aston Martin 215
04. Ferrari 201
05. McLaren 111
06. Alpine 73
07. Williams 15
08. Haas 11
09. Alfa Romeo 9
10. AlphaTauri 3