FIA-Chef Ben Sulayem: Andretti geht nicht vor Gericht
FIA-Chef Mohammed Ben Sulayem
Michael Andretti, der 60-jährige Sohn der Rennlegende Mario Andretti, hat Anfang Oktober vom Autosport-Weltverband FIA mitgeteilt erhalten, dass seine Bewerbung zum Formel-1-Einstieg akzeptiert sei. Damit könnte Andretti theoretisch schon 2025 mit zwei Autos in der Startaufstellung stehen, das Feld wäre dann neu 22 Wagen stark. Allein – das grüne Licht der FIA bedeutet noch nicht, dass nun alles in Butter ist.
Denn nun muss der US-Amerikaner eine Lösung mit Formula One Management (FOM) finden. Gemäss der Formel-1-Verfassung Concorde-Agreement (das die technischen, sportlichen und finanziellen Belange im Dreieck FIA, FOM und Rennställe regelt) ist verankert – ein neues Team muss nicht nur die Rahmenbedingungen der FIA erfüllen, sondern sich auch mit dem kommerziellen Rechteinhaber einigen, also mit der FOM unter dem Formel-1-Geschäftsleiter Stefano Domenicali.
Der Italiener hat wiederholt erklärt, ein neues Team müsse für die Königsklasse einen Mehrwert bedeuten. Übersetzung: Die Neuen müssen so viele Einnahmen zusätzlich aufbringen, dass die zehn bisherigen Teams ins Sachen Preisgelder nicht weniger gut abschneiden als zuvor. Bislang haben sich exakt aus diesem Grund die meisten der etablierten Teams gegen einen neuen Rennstall ausgesprochen. Das hat zu Gerüchten geführt, dass Andretti notfalls vor Gericht ziehen könnte, um seinen Einstieg durchzusetzen.
Während die Verhandlungen mit der FOM laufen, hat sich in Katar FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem zum geplanten Einstieg von Michael Andretti geäussert. Der 61-Jährige aus Dubai sagt: «Andretti wird nicht vor Gericht gehen, niemand will eine rechtliche Auseinandersetzung, kein Mensch hier spricht davon. So eine Story klingt vielleicht spannend für gewisse Medien, aber warum sollten wir uns vor einem Richter wiedersehen?»
«Wir werden das in konstruktiven Gesprächen lösen. Wir dürfen nicht vergessen, dass Formel-1-Rechtehalter Liberty Media ein US-amerikanisches Unternehmen ist, und sie sind dafür, dass ein neues Team in die Formel 1 kommt. Zudem ist im Concorde-Abkommen verankert, dass die Königsklasse aus bis zu zwölf Teams bestehen kann. Aber ich sehe keinen Grund zur Eile. Ich bin nicht in der Lage, die FOM zu drängen oder ihnen zu sagen, was sie tun sollen.»
Andretti wäre der erste neue Grand-Prix-Rennstall seit dem Formel-1-Einstieg des US-Amerikaners Gene Haas Anfang 2016.