Der ungeliebte V8
Siegerjubel bei Action Express
Selbst wagemutige hätten vor den 24h von Daytona nicht auf einen Sieg des Action Express-Riley-Porsche getippt. Zwar trat in diesem Jahr nur ein überschaubares Häuflein von 15 Daytona-Prototypen zum «Rolex 24» an, doch der sponsorlose Riley mit geschmacklich fragwürdiger Retro-Lackierung gehörte nicht zum Favoritenzirkel.
Hinter dem Riley stand zwar nichts anderes als die Vorjahressiegermannschaft von Brumos, doch das Technikpaket war unbekannt. Bisher hatte noch kein Team den privat entwickelten Porsche-V8 mit dem seit 2004 dominierenden Riley-Chassis gekreuzt. Die Erwartungen an die neue Kombination waren nicht zuletzt auch auf der Pilotenseite vor dem Rennen eher gedämpft.
In der NASCAR und auch deren Tochter Grand-Am kommt man nicht um den Verdacht des Strippenziehens umhin. Und auch beim Porsche-V8 leistete France-Familie Geburtshilfe. Der von Lozano Brothers Porting aus Texas privat aus Basis eins Cayenne-Blocks gebaute Motor debütierte beim Saisonfinale 2007 im Sprit of Daytona-Fabcar, einem Team, dass der France Familie gehört. Im letzten Jahr sorgten Antonio Garcia und Buddy Rice im Spirit of Daytona-Coyote für einige Achtungserfolge mit dem von Porsche nicht unterstützten privaten V8. Im Winter fand der Porsche V8 dann schliesslich den Weg in ein Top-Chassis, in ein Schwesterteam von Brumos, dass der France-Familie auch seit Beginn der DP-Ära äusserst nahe steht.
Da Brumos aus politischen Gründen nur mit dem bewährten Boxer und nicht mit dem V8 antreten konnte, ersann man Action Express Racing als Feigenblatt.
Als Teamchef wurde Bob Johnson installiert, ein langjähriger Brumos-Teilhaber. Johnson leaste ein vier Jahre altes Riley-Chassis (#18), mit dem Pacific Coast Motorsport bereits 2006 in Daytona und der Grand-Am unterwegs war. Brumos übernahm den Einsatz, fertig war Action Express Racing.
Beim Vortest blieb der Action Express Riley noch blass, nur zwei DP waren noch langsamer. Im Qualifying für das «Rolex 24» lief es etwas besser, Startplatz acht liess aber dennoch kaum Sieghoffnungen aufkeimen.
Auch zu Rennbeginn deutete wenig auf den späteren Sieg hin. Gleich am Start rumpelten Startfahrer João Barbosa und Buddy Rice aneinander, schon in der ersten Rennstunde bracht der Portugiese seinen Riley zum kurzen Check an die Box. Ab da lief der Riley abgesehen von kleineren Problemen mit der Kupplung wie ein Uhrwerk.
Als die Favoriten immer wieder Zeit an den Boxen durch klein Maläsen verloren, schraubte sich der Action Express-Riley mit der Startnummer neun mit problemloser Fahrt in der Nacht an die Spitze.
Kurz nach Mitternacht, zwei Runden bevor der BMW-Motor des bis dahin führenden Riley-BMW sein Leben aushauchte, eroberte Barbosa in Runde 248 erstmals die Führung. Ein überragender Mike Rockenfeller und ein nicht minder schneller Ryan Dalziel sorgten dafür, dass sich daran auch in kommenden Stunden wenig ändern sollte.
Als der weisse Riley mit schwarz-rot-gelber Streifen beim Morgengrauen in Daytona immer in der Spitzengruppe fuhr, dämmerte auch dem letzten der wenigen fröstelnden Fans auf den Tribünen, dass es mit dem Sieg gleich bei der Premiere von Action Express durchaus klappen konnte.