IDM-Misere: Der DMSB fühlt sich nicht zuständig

Kolumne von Günther Wiesinger
DMSB-Präsident Hans-Joachim Stuck

DMSB-Präsident Hans-Joachim Stuck

Teams und Fahrer fürchten ein Zerbröseln der IDM. DMSB-Präsident Hans Stuck sagt: «Ohne Motor Events wäre die IDM am Ende.»

Naja, vielleicht darf man es als Kindesweglegung bezeichnen, was der DMSB in Bezug auf die Internationale Deutsche Motorrad-Meisterschaft (IDM) betreibt. «Wir als Verband können keine Rennserie veranstalten», sagt DMSB-Präsident Hans-Joachim Stuck. «Deshalb haben wir einen Promoter gesucht und ihn mit Motor Events gefunden. Wenn diese Firma nicht eingestiegen wäre, hätte die IDM 2013 gar nicht durchgeführt werden können. Dann wäre diese Serie zu Ende gewesen.» Dann betont Stuck: «Ich bin im Präsidium für  die Schwerpunkte Nachwuchs und Umwelt zuständig. Ich kann mich nicht noch um Pocket-Bike und Formel 3 kümmern; das ist nicht zu schaffen.»

Doch nach den beunruhigenden Hinweisen von SPEEDWEEK.de erkundigte sich Stuck gestern bei Michael Steiner, dem DMSB-Generalsekretär und Leiter Motorradsport, nach der aktuellen Situation in der IDM.

Teams und Fahrer zeigen sich erschüttert, wie zahlreiche Postings auf unserer Website beweisen. Das Rennen am Nürburgring wurde vor wenigen Tagen abgesagt, das Meeting auf dem Red Bull Ring (23. Juni) ist bisher nicht bestätigt, anstelle des Eifel-Rennens wurde ein zweites IDM-Event auf dem Lausitzring in den Kalender aufgenommen, für 13. Oktober; da könnten die Fahrer Erfrierungen davontragen.

«Das IDM-Rennen auf dem Nürburgring musste abgesagt werden, weil die neuen Betreiber die Veranstaltungsgebühren für den Veranstalterclub in die Höhe getrieben haben», beschwichtigt Hans Stuck. «Die neuen Promoter bemühen sich. Man muss ihnen jetzt mal ein Jahr Zeit geben.»

Der DMSB hat die IDM in den letzten Jahren mit wechselnden, aber regelmässig stark überforderten Serienmanagern an den Rand des Ruins getrieben. Wichtige Hersteller wie KTM wurden verärgert und zogen sich schlagartig zurück.
 
Jetzt agiert Motor Events als neuer Promoter. Die handelnden Personen Poensgen, Meier und Hofmann sind gleichzeitig Betreiber des Lausitzrings, deshalb findet dort jetzt ein gutes Viertel der bisher nur sieben Rennen statt. Wie viele es 2013 genau in jeder Klasse geben wird, weiss freilich noch keiner. Es ist ja erst Mitte März.

Einfallslos: IDM wird von Fahrern finanziert

Prominente Teambesitzer wie Jens Holzhauer vom HRP-Honda-Superbike-Team mit Michi Ranseder investieren pro Jahr bis zu 500.000 Euro in die IDM. Jetzt beklagen sie unter anderem die mangelhafte Kommunikation von Promoter Motor Events. Verwunderlich ist das nicht: Die neuen Promoter organisieren die IDM als Drittjob.

Es heisst, die IDM sei fahrerfinanziert. Das ist zwar einfallslos, aber einfacher, als sie für die Zuschauer attraktiv zu machen. Tatsächlich bezahlen die Teilnehmer Nenngeld, Preisgeld gibt es seit zehn Jahren keines, zuletzt schüttete SPEEDWEEK im Jahr 2009 einen Preisgeldtopf aus.

Motor Events brüstet sich jetzt, mit DEKRA einen Seriensponsor gefunden zu haben. Aber was bringt das den Teams und Fahrern, ausser dass sie kostenlos einen Aufkleber montieren müssen? Keiner weiss es.

Falsche Versprechungen

Ärger verursacht auch der IDM-Pool. 2011 konnten in der IDM Superbike und IDM Supersport nur Motorräder an den Start gebracht werden, deren Hersteller ihren Beitrag in den Pool einbezahlt haben. Doch am 9. Dezember 2011 versicherte der damalige IDM-Serienmanager Jochen Schäfer: «Diese Regel gibt es so nicht mehr. Damit wollen wir die Markenvielfalt erhöhen und auch den klassischen Privatfahrer ansprechen.»

Die Kunde hör’ ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.

Denn Daniel Kartheininger fuhr 2012 mit einer KTM RC8 von Oppermann Racing in der IDM Superbike auf Rang 20. Offiziell scheint er im Ergebnis aber nicht auf, KTM fehlt auch bei den Herstellern, weil die Mattighofener 2012 nicht mehr in den Pool eingezahlt haben. Kein Wunder: 2011 wurde KTM noch mit 30.000 Euro zur Kasse gebeten. Das heisst: Die Werksteams müssen noch teuer dafür bezahlen, dass sie eine Rennserie aufwerten.

Für 2013 wird Kartheininger auf der KTM sogar überhaupt die Teilnahme an der IDM Superbike verweigert. «Er darf nicht einmal in der Superstock-Klasse mitfahren; das soll Nachwuchsförderung sein? Und das Ganze haben wir erst im Februar von Herrn Poensgen auf der Messe in Dortmund erfahren, also sehr spät», ärgert sich ein Oppermann-Teammanager.

«Das geht nicht anders, sonst zahlen die anderen Hersteller auch nicht mehr in den Pool ein», rechtfertigt Hans Stuck diese weltweit einzigartige Vorgangsweise, die wohl jeglicher EU-Richtlinie widerspricht und wegen unrechtmässiger Ausnützung einer monopolistischen Stellung jederzeit klagbar wäre.

«Wenn unsere Sponsoren mitkriegen, wie es in der IDM zugeht, werden sie uns bestenfalls noch einen Kaffee spendieren», entrüstete sich ein Rennfahrer-Vater.

Flüchten die Teams in die neue CEMC-Rennserie?

Man fragt sich: Warum florieren die Meisterschaften in Grossbritannien, Frankreich, Spanien und Italien und sogar in den Niederlanden, während die IDM den Bach runtergeht? Und warum gibt es in den meisten dieser Länder sogar Nationalteams wie das Team Italia in der WM, finanziert vom Verband, während der DMSB seine Teams und Fahrer nur schröpft?

Die DMSB-Funktionäre müssen endlich aufwachen. Sie können nicht so tun, als gingen sie die Probleme der IDM-Teams nichts an. Sonst  erübrigt sich bald die Existenz des Verbands.

Denn die neue Zentral-Europameisterschaft CEMC von Brünn-Betreiber Karel Abraham senior wird der IDM jetzt viele Teams und Fahrer abspenstig machen. Abraham hat für seine Piratenserie einen eigenen Verband geschaffen. Ein Vorbild für die IDM?

In der CEMC gibt es Preisgeld, es winkt für den jeweiligen Klassensieger ein GP-Startplatz der Dorna! In der Moto1 fahren Superbikes und Superstock 1000, in der Moto2 treten Supersport und Superstock 600 an, dazu wird eine Moto3-Klasse ausgetragen, in der auch 125er mitfahren dürfen.

Oppermann KTM Racing ist nicht das einzige Team, das aus der IDM in die CEMC umsteigen will. «Da sind wir dran», heisst es bei Oppermann. «Gedanklich sind wir bereits stark damit beschäftigt.»

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