Alberto Puig (Honda): «Letztendlich lagen wir falsch»

Von Nora Lantschner
Alberto Puig in Assen

Alberto Puig in Assen

Nach der Dutch TT in Assen zog Repsol-Honda-Teammanager Alberto Puig eine Zwischenbilanz der für Honda ernüchternden ersten Saisonhälfte der MotoGP-WM 2022.

Die Zuversicht war im Honda-Lager nach den Wintertests (Bestzeit von Pol Espargaró in Mandalika) groß, die Erwartungen an die neue RC213V hoch. Zunächst schienen sich die Hoffnungen mit dem dritten Platz von Pol Espargaró beim Saisonauftakt in Doha auch zu bestätigen. Es blieb allerdings das einzige Erfolgserlebnis für das ruhmreiche Repsol-Honda-Werksteam in der ersten Saisonhälfte.

Pol Espargaró ging angeschlagen in die Sommerpause und bestritt das Rennen in Assen aufgrund starker Schmerzen an den Rippen gar nicht mehr. Mit 40 Punkten liegt er nur auf dem 17. WM-Rang. Marc Márquez musste die Saison zunächst wegen einer erneuten Diplopie-Episode und danach für seine insgesamt vierte Oberarm-OP unterbrechen. Bei sechs Starts blieb er ohne Podestplatz, sammelte aber immerhin 60 Punkte. Damit liegt er als WM-13. noch vor seinem Teamkollegen. Sein Ersatzmann Stefan Bradl wartet in diesem Jahr noch auf die ersten WM-Zähler.

Alberto Puig weiß, dass diese Ergebnisse keinesfalls den Erwartungen an das Honda-Werksteam entsprechen. «Ja. Zu Beginn der Saison glaubten wir, dass das 2022er-Bike sehr konkurrenzfähig sei, aber letzten Endes lagen wir falsch», räumte der Repsol-Honda-Teammanager in seinem «Track-Report» nach der Dutch TT ein. «Der erste Test und das erste Rennen gaben uns Informationen, die nicht wirklich der Realität entsprachen, und deshalb verkannten wir die Situation. Seit dem Indonesien-GP liefen die Dinge immer schlechter.»

«Wir kamen an einen Punkt, wo wir alle wissen, was passiert ist», fuhr Puig fort. «Marc Márquez musste an seinem rechten Oberarm operiert werden, es gab viele Stürze von all unseren Fahrern, wir kämpfen nicht um gute Platzierungen und all das ist wahrscheinlich eine Folge davon, dass wir nicht fanden, was wir mit der 2022er-Maschine nach den Tests geplant und erwartet hatten.»

Honda tappe aber nicht im Dunkeln, gab Puig zu verstehen. «Wir verstanden, wo unser Problem liegt, aber es ist nicht einfach zu lösen. Wäre es einfach, hätten wir es mit Sicherheit schon gelöst», unterstrich er. «Wir glauben, dass wir ein paar Chassis-Probleme haben. Wir probierten einige unterschiedliche Lösungen, aber es war bisher noch keine komplette Antwort auf das Problem. Das heißt jedoch nicht, dass wir das Problem nicht verstehen. Was wir noch schaffen müssen, ist eine Lösung für dieses Problem zu finden.»

Puig brachte in Assen sogar einen nötigen Strategiewechsel für die Zukunft zur Sprache. «Wir müssen es tun, weil wir unsere Ziele nicht erreichen», bekräftigte er. «Honda ist ein Unternehmen, das im Rennsport immer ein Leader war, vor allem auf zwei Rädern. Das ist unsere DNA. Wir erreichen diesen Anspruch des Leaders nicht, deshalb müssen wir unsere Herangehensweise verändern. Wir haben das in der Vergangenheit gemacht und wir werden es jetzt in der Gegenwart wieder tun müssen.»

Zur Herangehensweise an die zweite Saisonhälfte sagte der Spanier: «Aus der Sicht der Fahrer ist es eine Geschichte, aus der Sicht des Werks eine andere. Sie fahren das Motorrad und versuchen ihr Bestes mit dem, war wir als Honda ihnen geben. Aus Sicht des Herstellers ist klar, dass mit dieser Situation keiner glücklich ist und dass wir alles tun müssen, was nötig ist, um die Lösung zu finden. Alles, was ich sagen kann: In Japan versuchen sie, das hinzubekommen, genauso wie die Teammitglieder in Europa und das gesamte Repsol Honda Team versuchen zu analysieren, was wir noch tun können, um uns aus dieser aktuellen Situation zu befreien.»

Was aber ist wichtiger: Das Motorrad für die Zukunft zu verbessern oder so schnell wie möglich in dieser Saison gute Ergebnisse zu erzielen? «Das Wichtigste ist, unser Motorrad zu verbessern und uns wieder auf den normalen Level zu bringen, den Honda gewohnt ist. Das hat Priorität», so Puig.

Und was kann ein Teammanager machen, um die Mannschaft und die Partner zuversichtlich zu stimmen? «Das Einzige, das man machen kann, ist weiterzumachen, auch wenn dich die Situation zurückdrängt.»

MotoGP-Ergebnis, Assen (26. Juni):

1. Bagnaia, Ducati, 26 Rdn. in 40:25,205 min
2. Bezzecchi, Ducati, + 0,444 sec
3. Viñales, Aprilia, + 1,209
4. Aleix Espargaró, Aprilia, + 2,585
5. Brad Binder, KTM, + 2,721
6. Miller, Ducati, + 3,045
7. Martin, Ducati, + 4,340
8. Mir, Suzuki, + 8,185
9. Oliveira, KTM, + 8,325
10. Rins, Suzuki, + 8,596
11. Bastianini, Ducati, + 9,783
12. Nakagami, Honda, + 10,617
13. Zarco, Ducati, + 14,405
14. Di Giannantonio, Ducati, + 17,681
15. Alex Márquez, Honda, + 25,866
16. Dovizioso, Yamaha, + 29,711
17. Marini, Ducati, + 30,296
18. Bradl, Honda, + 32,225
19. Gardner, KTM, + 34,947
20. Savadori, Aprilia, + 35,798
– Fernández, KTM, 8 Runden zurück
– Quartararo, Yamaha, 15 Runden zurück
– Darryn Binder, Yamaha, 18 Runden zurück
– Morbidelli, Yamaha, 18 Runden zurück

MotoGP-Fahrer-WM nach 11 von 20 Grand Prix:

1. Quartararo 172 Punkte. 2. Aleix Espargaró 151. 3. Zarco 114. 4. Bagnaia 106. 5. Bastianini 105. 6. Brad Binder 93. 7. Miller 91. 8. Mir 77. 9. Rins 75. 10. Oliveira 71. 11. Martin 70. 12. Viñales 62. 13. Marc Márquez 60. 14. Bezzecchi 55. 15. Marini 52. 16. Nakagami 42. 17. Pol Espargaró 40. 18. Alex Márquez 27. 19. Morbidelli 25. 20. Di Giannantonio 18. 21. Darryn Binder 10. 22. Dovizioso 10. 23. Gardner 9. 24. Raúl Fernández 5.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati 246 Punkte. 2. Yamaha 172. 3. Aprilia 155. 4. KTM 121. 5. Suzuki 101. 6. Honda 85.

Team-WM:
1. Aprilia Racing 213 Punkte. 2. Monster Energy Yamaha 197. 3. Ducati Lenovo Team 197. 4. Prima Pramac Racing 184. 5. Red Bull KTM Factory 164. 6. Suzuki Ecstar 152. 7. Gresini Racing 123. 8. Mooney VR46 Racing 107. 9 Repsol Honda 100. 10. LCR Honda 69. 11. WithU Yamaha RNF 20. 12. Tech3 KTM Factory 14.

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