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Jack Miller: «Stewards haben keinen leichten Job»

Von Günther Wiesinger
Jack Miller

Jack Miller

Beim Deutschland-GP hielten sich die MotoGP-Stewards an die Vorgabe, weniger Penaltys auszusprechen. KTM-Werkspilot Jack Miller wundert sich über manche Entscheidungen und nennt den Fall Alex Márquez als Beispiel.

Beim Sachsenring-GP ging es im Zusammenhang mit den Urteilen des umstrittenen FIM MotoGP Stewards Panel etwas friedlicher und gesitteter zu als bei den ersten sechs Grand Prix 2023. Aber die Wogen gehen besonders bei den MotoGP-Piloten immer noch hoch, wenn man das Thema mit den vielen umstrittenen Penaltys in der Saison 2023 aufs Tapet bringt. Denn kaum ein Spitzenfahrer war in diesem Jahr noch nicht auf unliebsame Weise betroffen.

Aleix Espargaró hat bereits in Le Mans trotzig angekündigt, er wolle sich zu diesem Thema nicht mehr äussern, es sei Zeitverschwendung. Jack Miller geht diese Geschichte auch schon auf die Nerven. «Ich bin es satt, darüber zu reden», erklärte der Australier beim Liqui Moly GP von Deutschland.

«Alles, was ich hoffe – dass ich sie in diesem Jahr nicht zu Gesicht bekomme. Ich verstehe, dass sie ihr Bestes tun. Aber am Ende des Tages ist Motorradrennfahren nicht mit Fußball vergleichbar, wo es recht klare und übersichtliche Vorschriften gibt. Im Motorrad-GP-Sport sind manche Dinge merkwürdig, das ist unbestritten», erklärte der Red Bull-KTM-Star. «Trotzdem hatten wir relativ Glück mit dem Replay von Alex Márquez, als er sein Bike vor dem Turn 1 beim Bremsen in Mugello wie eine Nadel wieder zwischen zwei andere Motorräder steckte. Das machte für mich den Eindruck, als sei wieder einmal ein Fahrer ein bisschen außer Kontrolle gewesen. Es war nicht das erste Mal bei ihm und wird nicht das letzte Mal gewesen sein. Aber zum Glück ist nichts passiert; der Vorfall ist glimpflich verlaufen.»

«Einige der Vorschriften bei den Stewards muss man so hinnehmen, wie sie sind. Solange wir keinen definitiven Strafenkatalog haben, der durchgesetzt wird, wird sich an dieser Situation nichts ändern. Wir haben darüber gesprochen, in der Safety Commission, in Le Mans mit den Stewards und mit der IRTA und Dorna. Wir Fahrer haben alles unternommen, was wir unternehmen konnten. Jetzt sind die Verantwortlichen ganz oben an der Reihe, eine Entscheidung zu treffen.»

«Als Fahrer will ich gar nicht mehr so viel darüber reden, denn es ist sinnlos», fasste Miller im Gespräch mit SPEEDWEEK.com zusammen. «Damit meine ich nicht, dass wir uns nicht mehr mit dem Thema befassen sollen. Aber wir diskutieren jede Woche über die Stewards. Aber bisher hat es zu nichts geführt.»

Besonders lächerlich war die Begründung für den Morbidelli-Penalty im Sprint in Jerez. Dem Yamaha-Werksfahrer wurde die Schuld am Abbruch in die Schuhe geschoben, deshalb bekam er die Long-Lap-Strafe. Die Stewards begründeten sie mit dem Vorwurf, er sei «ambitioniert» gefahren.

Was soll ein Ex-Weltmeister, der um seinen Werksvertrag kämpft, sonst machen?

In Le Mans wurde am Freitag vereinbart: Bei einem Kontakt mit einem anderen Fahrer wird der Sündenbock mit einer Long-Lap bestraft.

Am nächsten Tag hatte diese Maßnahme offenbar schon keine Gültigkeit mehr.

Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti: «Unsere Fahrer haben nach der Sitzung in Le Mans berichtet: Wenn du im Rennen bei einem Überholmanöver einen Gegner berührst, musst du dich einen Platz zurückfallen lassen. Wenn du bei einem Überholmanöver einen Gegner zu Sturz bringst, musst du eine Long-Lap-Runde fahren. Doch einen Tag danach hatten diese Maßnahmen anscheinend schon keine Gültigkeit mehr. Denn Marc Márquez hat Spuren am Leder von Bagnaia hinterlassen, er hatte ihn berührt. Eine Strafe gab es nicht. Dann gab es den Vorfall zwischen Binder und Marini. Luca war anderer Ansicht als Brad und sagte, er sei von ihm berührt und von der Fahrbahn gedrängt worden. Es gab keine Strafe. Marini hat mir gesagt, er sei gerammt worden. Ich glaube ihm.»

«Es gibt einige Vorschriften, die klar und verständlich sind», sagt Miller. «So musste Fabio in Jerez am Sonntag eine zweite Long-Lap fahren, weil er beim ersten Versuch aufs Grün gekommen war. Das ist klar; so sieht es das Reglement vor. Es muss auch eine Strafe geben, wenn ein Fahrer in der Kurvenmitte einen anderen Fahrer rammt. Das Problem, das wir heute haben: Natürlich geht es im Racing eng zu. Aber manchmal vermisse ich den Respekt beim Überholen. Dieser Respekt ist bei manchen Kollegen verloren gegangen. Oft rammen sie dich sogar, wenn du klar vorne bist, damit du einen Umweg fahren musst und sie vorbeikommen. Manchmal schaust du als Vordermann dann wie der Übeltäter aus.»

«Es ist kein leichter Job, Steward in der MotoGP zu sein», fasste Jack zusammen. «Ich habe überhaupt keine Ambitionen, diesen Job irgendwann zu übernehmen. Ich glaube, überhaupt niemand will diese Funktion haben. Sie verdienen ja definitiv auch nicht so viel Geld wie ein Fahrer…»

Manchmal tun die Fahrer nach unfairen Aktionen der Gegner durch eindeutige Handbewegungen ihren Unmut kund, als Hinweis für die Stewards, sich den Vorfall anzuschauen.

Miller grinsend: «Aber du kannst den Arm auch nicht zu hoch strecken, sonst erleidest du womöglich eine Schulterluxation – wegen des Fahrtwinds bei 300 km/h.»

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