Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Blitz-Comeback von Bezzecchi (3.): «Vale versteht es»

Von Nora Lantschner
Marco Bezzecchi landete am Freitag in Indonesien nur fünf Tage nach der Schlüsselbein-OP auf Rang 3. Der VR46-Ducati-Pilot hat turbulente Tage hinter sich – und musste unter anderen erst seine Mama überzeugen.

Das erste Rennen gegen die Zeit gewann Marco Bezzecchi in Indonesien bereits vor der ersten Session: Um 7.50 Uhr kam er am Freitagmorgen auf Lombok an, nachdem erst am Mittwoch nach Rücksprache mit den Ärzten die Entscheidung gefallen war, die Reise nach Indonesien überhaupt anzutreten.

«Als ich am Montag nach der Operation nach Hause gegangen bin, habe ich mich wirklich Scheiße gefühlt», erzählte der WM-Dritte in Mandalika gewohnt direkt. «Der erste Gedanke war, dieses Rennen auszulassen und direkt nach Phillip Island zu fliegen. Ich bin am Montag aber dennoch ins Gym gegangen, um mit Carlo [Casabianca] und meiner Crew zu arbeiten. Am Dienstag bin ich dann aufgewacht und habe mich viel besser gefühlt. Ich konnte den Arm besser bewegen, ich hatte mehr Kraft und weniger Schmerzen. Also wollte ich es natürlich versuchen. Nicht jeder war damit einverstanden, am Ende habe ich aber alle überzeugt – vor allem meine Mama. Am Mittwochmorgen hatte ich eine letzte Kontrolle beim Arzt. Ich bin dann in das Flugzeug gestiegen und am Freitagmorgen hier angekommen.»

Auch mit Mentor Valentino Rossi tauschte sich der Mooney-VR46-Jungstar aus, bevor er sich zu dem Blitz-Comeback entschloss: «Zu Beginn war seine Sichtweise etwas konservativer als meine. Als ich ihm aber gesagt habe, dass ich mich gut fühle, war er einverstanden. Er ist ein Rennfahrer, er versteht das.»

Sechs Tage nach dem Trainingsunfall auf der Ranch und fünf Tage nach der OP am gebrochenen rechten Schlüsselbein schwang sich «Bez» dann auf dem Mandalika International Street Circuit erstmals wieder auf seine Ducati GP22 – und landete im FP1 in der Schlussphase auch noch wuchtig im Kiesbett («Ich habe mir den Arsch verbrannt, um den Arm zu schützen»). Dennoch beendete er das erste Training auf Platz 5.

Vor dem zweiten Training holte sich der Rossi-Schützling bei den MotoGP-Ärzten die endgültige Freigabe ab und wurde auch für den Rest des Indonesien-GP für «fit» erklärt. Er blieb dann als Erster unter der letztjährigen Pole-Zeit von Fabio Quartararo und zog als Dritter souverän ins Q2 ein, auch wenn Aleix Espargaró ihm den All-Time-Lap-Record wieder entriss.

«Mir geht es gut», versicherte der Italiener anschließend in seiner Presserunde. Gleichzeitig räumte er aber auch ein: «Es war keine einfache Woche für mich. Die letzten 24 Stunden waren dabei die einfachsten. Ich war nur im Flugzeug, die Schulter ist zwar auf der Reise ein bisschen angeschwollen, aber ich habe nicht besonders gelitten. Ich habe dann in Jakarta ein paar Stunden auf den Flug hierher gewartet. Ich bin heute Morgen hier angekommen und zum Glück war das Gefühl nicht so schlecht, als ich auf das Motorrad gesprungen bin. Ich kann mich nicht beklagen.»

Die Schmerzen sind beim Fahren aber sehr wohl spürbar, gestand Bezzecchi. «Die Schmerzen sind da, ich hatte aber etwas mehr erwartet, einfach aus dem Grund, dass ich zu mir selbst gesagt habe: ‚Ich erwarte das Schlimmste – und wenn es dann besser ist, ist es nur besser.‘ Es macht sich aber in jeder Bremsphase bemerkbar. Ich kann nicht jede Runde die beste Performance abrufen. Ich habe zum Beispiel im ersten Run am Nachmittag langsam angefangen und bin dann Runde für Runde schneller geworden. Das ist schwierig zu managen. Vom Kopf her versuche ich einfach, das Risiko da zu nehmen, wo ich es wirklich nehmen muss.»

Mit Blick auf den weiteren Verlauf des Wochenendes weiß der dreifache GP-Sieger der laufenden Saison: «Es wird morgen härter als heute. Ich werde mit meiner Kraft für den Sprint, aber auch für das Qualifying haushalten müssen. Denn das Qualifying ist zwar nicht sehr lang, aber sehr fordernd. Für den Sonntag hoffe ich, dass das Adrenalin und der Renngeist mir helfen können», fügte Bez schmunzelnd ein. «Heute habe ich Schmerzmittel genommen, aber nicht besonders starke. Ich möchte auch nicht zu starke Mittel einnehmen, es hängt aber davon ab, wie sich die Schmerzen entwickeln.»

Nach dem Startcrash von Barcelona hatte Bez in dieser Saison besonders in Misano auch schon mit Schmerzen an der linken Hand und dem verstauchten Daumen zu kämpfen. Vergleichbar sei die Situation nach der Schlüsselbein-OP jedoch nicht. «Es ist jetzt viel schlimmer. In Misano war es schmerzhaft, jetzt sind die Schmerzen aber viel schlimmer.»

Bei seinem Heim-GP schaffte es der 24-Jährige aus Rimini trotzdem auf das Podest. Wird er den Mix aus Schmerzmittel und Champagner an diesem Wochenende wiederholen? «Tja, wenn ich gut unterwegs bin, ist Champagner sicherlich ein sehr gutes Schmerzmittel», schmunzelte er.

Ergebnis MotoGP Practice, Mandalika (13.10.2023):

1. Aleix Espargaró, Aprilia, 1:30,474 min
2. Viñales, Aprilia, + 0,154 sec
3. Bezzecchi, Ducati, + 0,170
4. Binder, KTM, + 0,288
5. Martin, Ducati, + 0,400
6. Marc Márquez, Honda, + 0,632
7. Oliveira, Aprilia, + 0,725
8. Di Giannantonio, Ducati, + 0,733
9. Miller, KTM, + 0,742
10. Quartararo, Yamaha, + 0,755
11. Pol Espargaró, KTM, + 0,802
12. Marini, Ducati, + 0,893
13. Zarco, Ducati, + 0,983
14. Raúl Fernández, Aprilia, + 1,026
15. Morbidelli, Yamaha, + 1,087
16. Bagnaia, Ducati, + 1,161
17. Nakagami, Honda, + 1,181
18. Augusto Fernández, KTM, + 1,332
19. Mir, Honda, + 1,653
20. Bastianini, Ducati, + 1,734
21. Rins, Honda, + 1,952

Ergebnis MotoGP FP1, Mandalika (13.10.):

1. Martin, Ducati, 1:31,811 min
2. Viñales, Aprilia, + 0,102 sec
3. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,536
4. Morbidelli, Yamaha, + 0,730
5. Bezzecchi, Ducati, + 0,741
6. Bagnaia, Ducati, + 0,759
7. Miller, KTM, + 0,835
8. Binder, KTM, + 0,857
9. Bastianini, Ducati, + 0,952
10. Marini, Ducati, + 1,000
11. Di Giannantonio, Ducati, + 1.040
12. Quartararo, Yamaha, + 1,057
13. Nakagami, Honda, + 1,067
14. Marc Márquez, Honda + 1,082
15. Zarco, Ducati, + 1,290
16. Augusto Fernández, KTM, + 1,328
17. Raúl Fernández, Aprilia, + 1,437
18. Mir, Honda, + 1,620
19. Oliveira, Aprilia, + 1,636
20. Alex Márquez, Ducati, + 1,745
21. Rins, Honda, + 1,849
22. Pol Espargaró, KTM, + 2,736

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