Übernimmt Marc Márquez die Rolle von Rossi?
Mugello 2013: Pedrosa, Lorenzo, Crutchlow – ein Ausländer ist dabei
Auch wenn einige das anders sehen, die Vorherrschaft der Spanier in den drei Klassen der Motorrad-Weltmeisterschat ist kein neuer Spanischer Bürgerkrieg. Es geht um die Eroberung der Welt.
Marc Márquez ist der jüngste und vielleicht der Beste eines nationalen Trends, der schon 1989 seinen Lauf genommen hat. Damals gewannen Herreros, Crivillé und Pons die WM-Titel in den Klassen 80, 125 und 250 ccm.
Der Trend hält also bereits seit bald 25 Jahren an. Und es ist kein Ende in Sicht. In der Moto3, wo die künftigen Champion gezüchtetet werden, machen Viñales, Salom und Rins den Titel unter sich aus. Sie haben alle Rennen gewonnen. Nur einmal hat ein Ausländer den Podestfrieden gestört – Folger war Dritter in Jerez
Und es geht nicht nur um die Fahrer. Auch die spanischen Teams sind in der Überzahl. Zum Teil finden sie gar keine heimsichen Fahrer mehr. Mapfre fährt in der Moto3 mit einem Deutschen und einem Brasilianer (Folger und Granado). Desguaces La Torre fährt in der Moto2 mit einem Deutschen und einem Belgier (Schrötter und Simeon).
Seit 2010 gibt es vier WM-Rennen in Spanien!
Und seit das MotorLand Aragón 2010 zum neuen GP-Schauplatz geworden ist, haben die Spanier auch vier Grands Prix im Jahr – dazu noch Jerez, Barcelona und Valencia.
Und die Spanier haben noch andere anständigen Pisten in Cartagena, Almeria, Albacete, Alcarras, Monteblanco, Jarama und Parcmoto.
Zur Erinnerung: 1975 existierte in Spanien mit Jarama nur eine Strecke. England hatte 15.
Aber die Vorherrschaft der Spanier fällt für den spanischen GP-Promoter Dorna Sports unter Geschäftsschädigung. Carmelo Ezpeleta, der Architekt des modernen GP-Sports, stört die spanische Übermacht.
Er hat mehrmals erklärt, er würde lieber mehr verschiedenen Nationen auf dem Podest sehen.
Aber er hat noch keine Patentlösung gefunden. «Wir können niemanden umbringen», zuckte er die Schultern.
Auch eine Quote ist nicht durchsetzbar.
Könnte GP-Arzt Dr. Claudio Costa Abhilfe schaffen? Kann er Pässe transplantieren?
Dani von Pedrosa könnte der neue Stolz Deutschlands im GP-Sport werden. Es könnte den grossartigen irischen Fahrer Valentin O’Rossi erfinden. Und so weiter.
Übernimmt Márquez die Rolle von Rossi?
Rossi ist momentan einer der wenigen Nicht-Spanier, der in der MotoGP-Klasse für Furore sorgt. Er ist international. Aber er wird keine Ewigkeit mehr fahren. «Wir müssen uns auf seinen Rücktritt vorbereiten», weiss Ezpeleta.
Vielleicht kann Marc Márquez in absehbarer Zeit die Rolle des Zugpferds Rossi übernehmen. Er hat eine Persönlichkeit, was nicht für alle seine Landsleute gilt.
Pedrosa kommt in der Öffentlichkeit nicht besonders gut an. Lorenzo ist ein rätselhafter, weltentrückter Perfektionist.
Márquez ist aufgekratzt, einnehmend, man sieht, dass er sich gut unterhält. Er hat also gewisse Ähnlichkeiten mit dem jungen Rossi.
Der spanische Erfolg hat viel mit der Dorna zu tun, aber nicht alles. Die Dorna hat auf dem aufgebaut, was vorhanden war. Sie hat die Spanische Meisterschaft CEV zu dem gemacht, was früher die Europameisterschaft war.
Eine Gehschule für künftige Grand-Prix-Fahrer.
Ezpeleta betont auch, dass die Dorna den spanischen Fahrern nie besonders geholfen habe. Naja, darüber lässt sich diskutieren, manche spansichen Teams waren zeitweise sehr eng mit der Dorna verbunden. Aber das hat sich längst geändert. Seit mehr als zehn Jahren unterstützt die Dorna auch Briten, Deutschen, Franzosen und so weiter, es geht hier auch um das TV-Publikum.
Nicky Hayden hat vom US-Pass profitiert, denn für Ducati ist der amerikanische Motorradmarkt von grosser Bedeutung.
Was kann die Dorna gegen die Flut spanischer Talente tun? Der GP-Sport ist Show-Business, die Besten sollen auf der WM-Bühne zur Schau gestellt werden
Die Fahrer entscheiden, wer gewinnt und wer verliert, der Gasgriff entscheidet über Sieg und Niederlage.
Wie armselig stünde der GP-Sport da, wenn Márquez wegen seiner spanischen Herkunft irgendeiner Quote zum Opfer gefallen wäre?
Keiner darf durch das Sieb fallen, weil er zu schnell ist. Oder zu spanisch.