Softporno auf Dorna-Website
Wirbt für Playboy: Randy de Puniet.
Zwei Minuten und acht Sekunden dauert das Video auf der offiziellen MotoGP-Website der Dorna, das von üblichen Gepflogenheiten abweicht und eigentlich nichts auf einer Motorsport-Homepage verloren hat, die häufig von vielen Jugendlichen aufgesucht wird.
Das Video trägt nämlich Spuren eines Softporno-Streifens. Ob sich MotoGP-Vermarkter Dorna damit einen Gefallen tut, mögen die User beurteilen.
Der Videoclip wurde hinter den Kulissen eines Fotoshootings gefilmt, das Randy de Puniet und seine Honda RC212V gemeinsam mit einem Oben-ohne-Model zeigt, in einem Studio des neuen LCR-Teamsponsors Playboy in Italien.
Wenn man Internet-Massstäbe anlegt, ist das Video noch als relativ züchtig zu beurteilen. Aber es geht um die Anerkennung der Dorna zur Freigabe dieses Filmchens, die uns ein bisschen aus der Fassung bringt.
Der Film zeigt Randy, wie er besagtem Model (ein molliges Exemplar mit sichtbarem Mangel an Unterwäsche) beim Reinsteigen in sein Lederkombi behilflich ist. Dann schaut der Franzose mannhaft in die Ferne, während es sich die oberweitenstarke Dame auf dem Motorrad bequem macht und genüsslich ihre Brüste zur Schau stellt.
Auch LCR-Honda-Teambesitzer Lucio Cecchinello ist zwischendurch auf diesem Video zu sehen. Der Ex-Rennfahrer sieht dabei viel vergnügter aus, als er sollte. Auf der LCR-Website ist dieser Clip schon seit einigen Wochen abrufbar. Der Rennstall will damit den neuen Sponsorship-Deal feiern, der aus einem Geschäftsbereich kommt, der bisher für den GP-Sport noch nicht sehr stark ausgekundschaftet war.
Ganz neu daran ist der Siegel des Einverständnisses durch die Dorna. Es handelt sich um ein Video, das mittendrin in einer Reihe anderer Filme zu finden ist, bei denen es um die üblichen mehr oder weniger attraktiven Geschichten geht: Stürze, sterile Interviews, irgendwelche langweiligen Aufnahmen aus dem Fahrerlager.
Der Deal zwischen dem Playboy und dem LCR-Honda-Team wurde Ende März beim IRTA-Test in Jerez verlautbart. Er sollte zuerst einmal nur für drei Rennen gelten. Die Fahrerlager-Insassen waren auf die hübschen Grid-Girls von Randy de Puniet gespannt.
Aber beim Saisonauftakt in Katar musste das LCR-Team den Playboy-Ball flach halten. Die Bunnies mussten versteckt bleiben, die heimischen Sharia-Gesetze erlauben in den arabischen Staaten keine freizügig gekleideten Girls.
Aber dafür haben die Dorna-Verantwortlichen die Hosen runter gelassen. Zweifellos trifft der Playboy-Clip auf der Dorna-Website auf das gewünschte, jugendliche Zielpublikum. Ob andere Dorna-Partner wie Air New Zealand mit solchen Videos in Zusammenhang gebracht werden wollen, lässt sich von aussen schwer beurteilen. Vielleicht streben die Dorna-Werbepartner einfach nach möglichst vielen Zugriffen und Klicks, egal um welchen Preis.
In Zeiten, wo die MotoGP-WM wegen technischer Neuerungen, Sparmassnahmen und wegen der Finanzkrise ins Gerede gekommen ist, wird natürlich jeder neue Sponsor mit Handkuss willkommen geheissen. Keine Frage. Aber vielleicht sollte man bei der Auswahl von Geldgebern etwas behutsamer vorgehen und nicht alles mitmachen. Wer nackte Brüste sehen will, sucht sie normalerweise nicht auf einer offiziellen Motorsport-Website wie www.motogp.com
Aber die Männer-Magazine haben schon immer gern einen Blick in den Motorsport geworfen. Penthouse hat einst das britische Suzuki-500-Team mitfinanziert. Auch das österreichische Hardcore-Magazin ÖKM war jahrelang als Sponsor von Andy Preining und Klaus Klaffenböck im GP-Sport am Werk. Pornostar Dolly Buster stolzierte damals regelmässig als ÖKM-Aushängeschild durch das Fahrerlager. Den Horden von Mechanikern gefiel es, sie gafften der halbnackten Dolly mit heraushängender Zunge nach; das offenherzige Kontakt-Magazin war im Fahrerlager meistens schnell vergriffen.
Aber es wundert uns trotzdem, dass die Dorna so weit gegangen ist. Wo soll das hinführen? Was führen die unternehmerisch denkenden Teammanager wie Lucio Cecchinello als Nächstes im Schilde? Sollen wir uns überhaupt darüber aufregen?
Jahrezehntelang haben wir zugeschaut, wie die Motorräder für alle möglichen Zigarettenfirmen Werbung gemacht haben. Im Vergleich dazu sollten wir halbnackte Frauen vielleicht sogar als Wende zum Besseren betrachten.