Belgien führt nach Quali, Deutschland gut dabei

Von Thoralf Abgarjan
Max Nagl trug mit Rang 4 im Qualifikationsrennen zum guten Auftakt der deutschen Mannschaft bei

Max Nagl trug mit Rang 4 im Qualifikationsrennen zum guten Auftakt der deutschen Mannschaft bei

Die Qualifikationsrennen für das Motocross der Nationen gewann Titelverteidiger Belgien vor Frankreich und Großbritannien. Das DMSB-Team zeigte sich auf Platz 7 vor dem favorisierten Team USA trotz Verletzungspechs gut aufgestellt.

In der Nacht zum Samstag hatte es heftige Regenschauer über Kegums gegeben.

Die angekündigte Revanche des US-Teams hat nach dem Ausfall von Jeremy Martin und einem Startcrash von Eli Tomac einen heftigen Dämpfer bekommen. Die Karten werden zwar morgen komplett neu gemischt, aber die Ausgangslage für die Amerikaner ist nach dem Qualifying mehr als schwierig.

Im MXGP-Rennen zeigte Max Nagl seine Klasse und fuhr von Rang 14 auf Platz 4!

Der Russe Alexander Tonkov stand trotz seiner in Mexiko zugezogenen Verletzung in Kegums am Start. Er hämmerte seine Husqvarna wieder einmal wie entfesselt um den Sandkurs von Kegums! Den Zuschauern stockte jedoch der Atem, als er, in Führung liegend, mehrfach strauchelte und verbissen auf der für ihn ungewohnten MXGP-Maschine seine Position gegen die Angriffe des Franzosen Gautier Paulin und Jeremy van Horebeek verteidigte. Wie so oft, wurde Tonkov schließlich erneut Opfer seines hitzigen Temperaments und flog heftig über den Lenker ab, als sich Jeremy van Horebeek innen am Russen vorbei quetschte. Der Russe hatte wieder einmal besonders großes Pech, als er genau auf seinen angeschlagenen rechten Arm stürzte, den er sich im MX2-Finale mit Verbrennungen dritten Grades verletzt hatte: Tonkovs Arm geriet in Mexiko zwischen Jordi Tixiers Hinterrad und Schwinge. Der erneute Sturz sollte den Russen auf seine berüchtigten Steherqualitäten prüfen!

Das MXGP-Qualifikationsrennen gewann Gautier Paulin vor van Horebeek, Ryan Dungey und Max Nagl. Ryan Dungey zeigte auf Rang 3 ein zurückhaltendes und unauffälliges Rennen. Einen konkurrenzfähigen Eindruck hinterließ er gegen van Horebeek, Cairoli und co. nicht. Allerdings ist Dungey ein erfahrener Routinier, der weiß, dass das Qualifying ohne Belang für das Rennergebnis ist.

US-MX2-Champion Jeremy Martin (Yamaha) strauchelte zu Beginn des MX2-Rennens. Er kam von der Strecke ab und geriet in einen Wassergraben neben der Strecke. Mit Wut im Bauch versuchte er, sich zwischen den GP-Stars zu behaupten - allen voran Antonio Cairoli (KTM), dem achtfachen Weltmeister. Julien Lieber hielt sich im Rennen sehr prominent auf Rang 2 und fiel mit technischem Defekt aus. Das setzte Titelverteidiger Belgien unter erheblichen Druck, im Open-Rennen ein Top-Ergebnis abzuliefern. Das tat Kevin Strijbos mit einem blitzsauberen Sieg im letzten Rennen des Tages im Lauf der Open-Klasse dann auch.

Antonio Cairoli kam im MX2-Rennen aus einer schlechten Startposition (die ausgelost wird) von Rang 11 und pflügte die für ihn ungewohnte 250er eindrucksvoll durch das Feld. Er gewann das MX2-Qualifikationsrennen in überlegener Manier. Vier Minuten vor Rennende flog Jeremy Martin an der gleichen Stelle ab, wo er zu Beginn des Rennens gestrauchelt war - allerdings dieses Mal mit ernsten Folgen: Der US-Outdoor-Champion ging über den Lenker zu Boden und schlug sich das rechte Knie heftig an. Zunächst sah es nach einer ernsten Verletzung aus. Die Amerikaner hatten Glück: Martin konnte auf eigenen Füßen zurück in das Fahrerlager humpeln. Er schien für das morgige Rennen einsatzfähig. Die Psyche ist allemal angeknackst.

Henry Jacobi, der für den verletzten Marcus Schiffer eingesprungen war, zeigte auf Rang 14 eine sehr solide Leistung. Es war sein erster MXoN-Einsatz!

Zurück zu Team USA: Die US-Crew befand sich nach Martins Horrorcrash unter massivem Zugzwang und hatte nach dem Ausfall von Martin ein ganz eindeutiges Streichergebnis. Eli Tomac musste nun unter allen Umständen ein Ergebnis abliefern. Tomac war am Morgen der schnellste Mann am Platz. Aber in der ersten Kurve ging Tomac zusammen mit mehreren Gegnern zu Boden: unter anderem mit Arnaud Tonus und dem Australier Matt Moss. Die GEICO-Honda des US-Stars verfügt bekanntlich über keinen Elektrostarter. Tomac brauchte eine gefühlte Ewigkeit, um seine Maschine endlich per Kickstarter zu starten und jagte dem Feld als Letzter hinterher!

Dean Wilson (Team Großbritannien) führte das Feld an, wurde aber rasch vom belgischen Titelverteidiger Kevin Strijbos abgefangen. Im Rennen zeigte Tomac fortan eine überragende Leistung und beendete das Rennen immerhin noch auf Rang 8.
Die Vorstellung des deutschen «open»-Fahrers Dennis Ullrich war beeindruckend: Er kam als Fünfter aus der ersten Runde und wurde nur vom Franzosen Steven Frossard abgefangen.

Nach den Top-Leistungen von Nagl und Ullrich sowie der sicheren Zielankunft von Jacobi erreichte das deutsche Team am Ende des ersten Tages Rang 7 hinter Estland, aber vor dem Team USA! Vom Punktestand hätte dieses Resultat sogar beinahe für Rang 5 gereicht, denn es gab Punktegleichstand zwischen Italien, Estland und Deutschland mit jeweils 10 Punkten. Es entscheidet in diesem Falle das dritte Ergebnis, welches in der Gesamtsumme gestrichen wird.

Auch die Schweiz kam nur 2 Punkte hinter Team USA und mit Rang 9 auf ein Ergebnis, das für das Rennen Optimismus verbreitet!

Estland konnte mit Tanel Leok (MXGP) auf Rang 4 und dem Finnen (!) Harri Kullas auf Rang 6 in der MX2 ein überraschendes Ergebnis abliefern. Der Finne Harri Kullas startet nicht im Team Finnland, sondern für Estland, da er für ein estnisches Team startend eine doppelte Staatsbürgerschaft besitzt.

Australien enttäuschte mit Chad Reed, Matt Moss und Luke Clout auf Rang 17, war aber auch in den Start-Crash des Open-Rennens verwickelt.

Den stärksten Eindruck hinterließen die Teams aus Belgien und Frankreich. Aber das Team USA darf noch nicht abgeschrieben werden. Heute Nacht wird es wohl noch das eine oder andere Krisenmeeting in der Mannschaft um Roger DeCoster geben. Die US-Boys sind sehr schnell, wenn der Kurs frisch geschoben ist. Sobald sich auf der Strecke Bremswellen und tiefe Spurrinnen bilden, fallen die Amerikaner erbarmungslos zurück, machen Fehler und sind nicht mehr konkurrenzfähig gegen die Grand-Prix-Stars. Ob sie dagegen bis zum morgigen Renntag noch ein Wundermittel aus dem Ärmel zaubern können, bleibt abzuwarten.

Für Spannung ist also weiterhin gesorgt.

Nach Abzug eines Streichergebnisses ergibt sich folgender Stand nach dem Qualifikationstag:

Ergebnis Qualifikation MXoN 2014, Kegums:

1. Belgien (Strijbos, Van Horebeek, Lieber), 3 Punkte
2. Frankreich (Paulin, Frossard, Ferrandis), 5 Punkte
3. Großbritannien (Simpson, Wilson, Searle), 7 Punkte
4. Holland (Coldenhoff, De Reuver, Klein Kromhof), 9 Punkte
5. Italien (Cairoli, Philippaerts, Guarneri), 10 Punkte
6. Estland (Leok, Kullas, Krestinov), 10 Punkte
7. Deutschland (Nagl, Ullrich, Jacobi), 10 Punkte
8. USA (Dungey, Tomac, Martin), 11 Punkte
9. Schweiz (Tonus, Guillod, Seewer), 13 Punkte
10. Russland (TonkovBrylyakovMikhailov), 18 Punkte

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