«Ein längerfristiges Projekt»
Alpha Racing und BMW auch in der IDM 2009
Wie ist die Arbeitsaufteilung zwischen BMW und alpha Racing?
Wir bringen für das Superbike-WM-Projekt unsere Leute mit ihrer Rennerfahrung ein. BMW hat einige Techniker, die in unserem Team mitarbeiten, ihnen fehlt es aber teilweise an Erfahrung. Das Projekt ist ein gemeinsames. BMW unterstützt uns vor allem bei der Konstruktion und Berechnungen. Um den operativen Einsatz kümmern wir uns. Das Motor-Management ist eine Eigenentwicklung von BMW, entsprechend haben sie dafür auch Mitarbeiter abgestellt. Auch für Dinge wie Fahrwerk oder Motor hat BMW Techniker abgestellt.
Wird euch die Erfahrung aus der IDM helfen?
Wenn man in der IDM top ist, ist man das in der WM noch lange nicht. Wir haben aber auch in der IDM schon immer gute Ideen gehabt und bereits vor über zehn Jahren mit Eigenentwicklungen befasst, wie sie heute Standard sind. Zum Beispiel verstellbare Saugrohrlängen oder die Einspritzung. Wir haben ein eigenes Motor-Management konstruiert. Die letzten beiden Jahre haben wir zusammen mit Bosch ein Motor-Management auf das Motorrad adaptiert. Dabei haben wir viel gelernt. Diese Möglichkeiten haben in der IDM nicht viele Teams, deshalb waren wir was Data-Recording oder Fahrwerksgeometrie betrifft sicher vielen voraus. In der IDM wird viel vermutet, spekuliert und ausprobiert, wir haben immer versucht zu ergründen, warum etwas geht oder nicht. Durch diesen Antrieb haben wir uns einen Stand erarbeitet, mit dem wir von Anfang an im Mittelfeld mitmischen können.
Wo werden im ersten Jahr die grössten Schwierigkeiten erwartet?
Bei Motor und Fahrwerk habe ich kaum Bedenken. Dort haben wir uns das geholt, was nötig ist. Wir haben von Öhlins Werksunterstützung. Die Schwierigkeiten beginnen dann, wenn all’ diese Komponenten zusammenwirken und eine schnelle Rundenzeit herauskommen soll. Da muss alles passen. Das ist eine Aufgabe, die Zeit erfordern wird.
2009 ist für uns ein Lernjahr, in dem wir uns zusammenraufen müssen. Wir werden Fehler machen und auch die Technik wird uns Streiche spielen. Uns ist bewusst, dass wir nicht von jetzt auf gleich ganz vorne dabei sein werden. Ich hoffe aber, dass uns das beim ein oder anderen Rennen gelingt. Wir rechnen aber nicht damit.
In Phillip Island ist unser erstes Rennen, das ist eine der Lieblingsstrecken von Troy Corser. Ein super Erfolg für uns wäre, wenn wir unter die ersten zehn, vielleicht in Richtung Platz 5 kommen könnten. Wenn es nicht so kommt, sollten wir aber nicht allzu enttäuscht sein.
Warum braucht eine Firma wie BMW euch?
Zum Einen ist in grossen Firmen die Gewerkschaft sehr mächtig, was die Arbeit am Wochenende sehr schwer macht. Im Rennsport geht es aber nicht ohne. Zum Anderen verfügt BMW zwar über sehr viel Know-how im Theoretischen, nicht aber im Renneinsatz. Deshalb war es nur logisch und konsequent, dass sie sich einen entsprechenden Partner suchten. Dass wir es geworden sind, ehrt uns.
Ist alpha Racing nur ausführendes Organ von BMW oder habt ihr überall Mitspracherecht?
Sehr viel beschliessen wir im Gremium mit Berthold Hauser und Rainer Bäumel. Eigentlich alles wird im gegenseitigen Einvernehmen entschieden.
Vorerst läuft unser Vertrag bis 2012, wir gehen aber von einer längeren Zusammenarbeit aus. All die Investitionen, die wir getätigt haben, würden sich in den fünf Jahren nicht rechnen. Das war für uns ein grosses finanzielles Wagnis, weil wir einen zweistelligen Millionenbetrag investiert haben. Das hat uns BMW nicht einfach so erstattet, diese Kosten müssen sich amortisieren. BMW ist in solchen Sachen ein sehr harter Verhandlungspartner und die Sparwelle, die derzeit überall in der Industrie durchs Land zieht, ist auch bei BMW da. Den Neubau hat nicht BMW ermöglicht, sondern wir. Wir haben das gemacht, weil wir davon überzeugt sind, dass es ein gutes Projekt wird und weil wir auch in die Zukunft sehen. Wenn wir Erfolg haben, wird sich auch BMW längerfristig zum Rennsport bekennen.