Mads Östberg: «Mit diesem Druck kann ich leben»

Wir haben uns vor dem Start der Schweden-Rallye mit Mads Östberg (Qatar M-Sport WRT) unterhalten. Der 25-jährige Norweger entzückte die angereisten Landsleute mit dem zweiten Rang im Qualifying.
 
Welchen Eindruck hast Du von den Wertungsprüfungen nach dem Training?
Es hat zuletzt ziemlich viel geschneit. Dadurch sieht alles richtig toll aus. Allerdings ist es im Moment noch ein bisschen warm. Das Eis unter dem Neuschnee ist deshalb nicht sehr dick. Ich befürchte deshalb, dass die Wertungsprüfungen spätestens bei der zweiten Durchfahrt in schlechtem Zustand sein werden.

Hast Du bei solchen Verhältnissen getestet?
Ja, wir haben absichtlich auch auf Schotter getestet.

Was war das Ergebnis?
Die neuen Spike-Reifen verlieren zwar relativ schnell die Nägel. Sie halten aber auf Schotter erstaunlich lange. Wir haben eine Fahrwerksabstimmung gefunden, mit der wir einmal 120 Kilometer mit einem Satz gefahren sind – ohne Probleme.

Nach dem Qualifying bist Du Zweiter. Welche Startposition wirst Du wählen?
Ich hoffe, Sébastien Ogier überlässt mir die Position zehn. Zehn ist meine Glückszahl. Als Zehnter auf der Strecke hast du keine Probleme mehr mit Neuschnee beim ersten Durchgang über die Wertungsprüfungen. Und beim zweiten Durchgang ist die Strecke dann hoffentlich noch nicht zu stark zerstört.

Hört man sich unter Deinen Kollegen um, giltst Du als Topfavorit auf den Sieg. Wie lebt sich’s mit diesem Druck?
Der macht mir nichts aus, das bin ich mittlerweile gewohnt. Ich befürchte aber, so ganz einfach wird es nicht werden.

Wen siehst Du am Sonntag ganz oben auf dem Podium?
Meine Favoriten sind Sébastien Loeb, Mikko Hirvonen und Evgeny Novikov. Dass Loeb und Hirvonen hier gewinnen können, haben sie in der Vergangenheit bereits bewiesen. Und Evgeny ist auf Schnee auch immer sehr schnell.

Wie stark schätzt Du die beiden VW-Werkspiloten ein?
Hier in Schweden dürfte Jari-Matti Latvala stärker sein als Sébastien Ogier. Bei Jari-Matti weiss man allerdings nie. Entweder er fährt hier allen davon – oder er muss fleissig schaufeln. Außerdem steht er wahrscheinlich unter dem Druck, nach dem Unfall von Monte Carlo hier unbedingt ins Ziel kommen zu müssen. Entscheidend könnte sein, welche Bedingungen tatsächlich herrschen. Bei Neuschnee dürfte VW Probleme kriegen. Mit niedrigen Grip-Verhältnissen haben sie noch nicht viel Erfahrung.

Wie meinst Du das?
Diese Verhältnisse lassen sich beim Testen nicht simulieren. Wenn Du eine frisch verschneite Strecke hast, ist es spätestens nach der zweiten Durchfahrt vorbei mit tiefem Schnee auf der Ideallinie. Erfahrungen mit diesen Verhältnissen kann man nur im Wettbewerb sammeln.