Sébastien Ogier, ein würdiger Nachfolger?

Kolumne von Yörn Pugmeister
Sébastien Ogier (VW) hat die Rallye-WM 2014 frühzeitig für sich entschieden. Aber er steht weiter im Schatten des übermächtigen Vorgängers Loeb.

Séb II. – nicht mehr? Séb II. – ein Titel, der dem Sébastien Ogier sicher wenig gefallen würde.

Nur Séb II.

Das ist ihm sicher zu wenig, selbst wenn er mit diesem, seinem ersten Rallye-WM-Titel jetzt jenen Rallyethron bestiegen hat, auf dem sich Séb I. Loeb neun Jahre lang halten konnte. Und vielleicht auch noch länger hätte halten können, würde er ein Kleben an bewährten Polstern erstrebt haben.

Der Sébastian aus den Alpen holte sich das Championat für Volkswagen, bevor die eigentliche Rallye begonnen hatte. Auch bemerkenswert die Eroberung jenes entscheidenden, einen Punktes, erbeutet gegen 18.50 Uhr am Vortag des Rallyestarts, eigentlich ohne Grandezza auf einer unrühmlichen «Power Stage» zwischen Verwaltungs-Hochhäusern in der Großstadt, im Europaviertel von Wacken.

Kein Heldentum in freier Wildbahn. Dennoch: Der 29jährige Franzose konnte gar nicht früh genug jubeln. «Ich bin überglücklich. Vor der Prüfung war ich nervös, jetzt kann ich kaum glauben, was passierte. Es ist die Krönung einer idealen Saison», strahlte er.

Nun ja, eigentlich hätte er warten müssen mit seinem Jubel, mit all den großen Gefühlen, bis zur technischen Abnahme seines Polo WRC beim offiziellen Ende der Rallye in drei Tagen.

Aber da gab es ja noch Séb I.

Den Mann aus dem Elsass, den Jungen aus Hagenau, gegen den der Nachfolger anjubeln musste. Denn dem ersten Séb applaudierte das Publikum, ihm lag Strassburg zu Füssen. Loeb, ein Held, der mit eigenem Hubschrauber anreist, wegen schlechten Wetters landen muss vor seinem Ziel, von einem Wildfremden ein Auto geliehen bekommt und damit in seine Stammkneipe nach Hagenau fährt, um mit alten Kumpels zu bechern.

Dagegen ist die ebenfalls in Hagenau ablaufende Presseveranstaltung von Ogier nur ein Gestachel.

Dass Ogier von den bisher zehn gelaufenen Rallyes lediglich vier nicht hat gewinnen können, zählt eindeutig beim Punktestand. Dass aber Loeb zwei Siege – bei bislang nur drei Einsätzen – kassierte, das zählt in den Herzen der Fans. Verglichen mit den alljährlich einmal stattgefundenen, gewaltigen Abflügen seines Vorgängers Loeb (die unglaublichen Überschläge in Griechenland etwa anno 2009 oder der Einschlag mit 110 km/h in einen Hinkelstein von Baumholder) entbehren die vier Ausfälle von Ogier – so der lächerliche Ausrutscher in Deutschland – jeglichen Charmes.

Séb I. hätte Elektriker werden können, Séb II. Skilehrer.

Der Citroën-Star verdient heute – dank vieler Sponsoren – mehr als acht Millionen Euro im Jahr.

Der Mann von Volkswagen? Vielleicht zweieinhalb.

Aber auch um dessen finanzielle Zukunft muss man sich keine Sorgen machen. Sein Mentor Carlos Sainz sieht das so: «Ich habe bei VW jemanden engagiert, der bald mehr Siege haben wird als ich mit meinen 26!»

Allerdings: Séb I. Loeb hat schon 78 Siege auf seinem Konto.

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