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Barcelona-Test: 10 Mal Halo, Galerie des Grauens

Von Mathias Brunner
​McLaren-Superstar Fernando Alonso geht davon aus, dass sich die hitzige Diskussion um den Kopfschutz Halo bald von selbst erledigen wird. Wenn sich der zweifache Weltmeister da mal nur nicht täuscht.

Nun ist sie uns also serviert worden, die Generation Halo. Wir haben an diesem Montag, 26. Februar, zehn Formel-1-Renner mit dem Heiligenschein als Kopfschutz erlebt. Hübscher sind die Titanbügel seit den ersten Attrappen nicht geworden, Lackierung hin, Verkleidung her. Die Formel-1-Fans haben den 2018er- Rennwagen entgegengefiebert. Ihre Reaktion auf den sozialen Netzwerken: Geile Kisten, die neuen Autos – wenn da nur nicht der verflixte Halo wäre!

McLaren-Superstar Fernando Alonso geht davon aus, dass sich die hitzige Diskussion der Grand-Prix-Anhänger von selber erledigen wird. Sein Argument: Vor einigen Jahren haben wir uns über die rüsselartigen Fortsätze der Fahrzeugnasen aufgeregt, nach wenigen Rennen sprach keiner mehr davon. Vergleichbares geschah mit der Einführung der lächerlichen Zusatzflügelchen, die von Formel-1-Weltmeister Damon Hill im vergangenen Jahr als Kleiderbügel verspottet worden sind. Auch da regten sich die Fans auf, nach wenigen Rennen redete keiner mehr davon.

Aber die Diskussion um den Halo dürfte uns noch eine Weile begleiten, auch deshalb, weil der Bügel nicht nur schützt, sondern auch die Sicht auf den Helm des Fahrers erschwert.

Im Fahrerlager von Barcelona gibt ein Formel-1-Techniker zu bedenken: «Was passiert eigentlich, wenn sich bei einem Unfall die Fahrzeugnase im Halo eines gegnerischen Autos verhakelt?»

Antwort: Offen gesagt möchten wir das lieber nicht herausfinden.

Der Techniker besteht auf Anonymität. Niemand will gegenüber der FIA als Nestbeschmutzer dastehen, wo sich der Automobilweltverband doch so vehement für die Einführung des Titan-Schutzbügels eingesetzt hat.

Mercedes-Teamchef Toto Wolff sagte in Silverstone den baffen Journalisten zum Thema Halo-Ästhetik: «Gebt mir eine Kettensäge und ich schneide das Ding glatt ab.»

Die Fans sind gnadenlos. Sandale oder Flip-Flop sind eher zärtliche Veräppelungen, aber in den Internet-Foren ist auch von Augenkrebs die Rede und davon, «dass ich langsam die Schnauze voll habe», wie nicht nur ein einzelner Wutbürger unter den GP-Fans festgehalten hat.

Marc Surer schimpfte im Fahrerlager des Circuit de Barcelona-Catalunya: «Die FIA hat es erneut geschafft, ein Reglement so zu machen, dass wir richtig hässliche Autos haben. Wir haben einfach auf allen Autos eine Klobrille drauf! Ich behaupte – die Lösung 'shield' ist nie seriös ausprobiert worden. Ich meine, Sebastian Vettel fuhr in England zwei Runden, rapportierte, es sei ihm ein wenig unwohl, und das war’s dann. Das war doch eine Alibiübung, um den Halo zu rechtfertigen. Beim Aeroscreen von Red Bull hiess es, es habe die Belastungstests nicht bestanden. Aber wie oft haben wir es denn, dass wirklich ein Rad samt Radträger mit 200 Sachen geflogen kommt?»

Fernando Alonso: «Hier geht es um die Sicherheit der Fahrer. Da sollte es doch keine Diskussionen geben.»

Gibt es aber. Auch unter den Kollegen. Wir müssen nur Nico Hülkenberg zuhören: «Wenn es nach meinem persönlichen Wunsch ginge, würde ich den lieber runternehmen, denn ich finde, dass der Halo trotz Lackierung grässlich aussieht, da kann man nicht viel machen. Aber ich denke, in diesem Bereich wird noch viel entwickelt, da wird sich sicher in den nächsten Jahren noch viel tun.»

Wir wollten mal wissen: Zu welchen Lösungen sind die Teams eigentlich gekommen? Wie gut integriert wirkt der Halo an den zehn 2018er Formel-1-Rennern und mit welchen Verkleidungen oder Luftleit-Elementen arbeiten die GP-Teams?

Bei Red Bull Racing – mit Daniel Ricciardo am ersten Barcelona-Testtag Klassenbester – fällt sofort auf, dass nichts aufällt: Ausgerechnet die Aero-Truppe um Adrian Newey hat sich gewiss mehr einfallen lassen als einen nackten, schwarzen Halo. Hier werden wir schon bald mehr entdecken! Ein ähnliches Versteckspiel bei Weltmeister Mercedes. Auch hier ist der schwarze Halo noch unverkleidet. So wie auch bei Renault.

Anders Ferrari: Der Halo ist nicht nur an der Oberseite rot lackiert (die Unterseite soll gemäss FIA-Vorgaben schwarz bleiben) und mit einem Ferrari-Logo versehen, sondern auch mit einer Zusatzlippe als Luftleiter ausgerüstet. Das wirkt schon moderner.

Eine ähnliche Lösung erkennen wir am McLaren, wobei die Zusatzlippe den Halo mit fingerartiger Befestigung festhält.

Eine aufgesetzte Lippe in Metallic-Blau gibt es am Toro Rosso-Honda zu bewundern, ebenso am Williams, dort allerdings in Weiss, ähnlich wie am Alfa Romeo-Sauber. Der Spielraum der Techniker beträgt übrigens zwei Zentimeter.

«Pretty in Pink» hiess eine romantische Teenie-Komödie Mitte der 80er Jahre, ob das auch auf den Halo von Force India zutrifft, darüber streiten die Fans herzhaft. Der Bügel des Rennstalls aus Silverstone ist noch unverkleidet. Betonung auf noch. Denn schon sind am Bügel (zugeklebte) Verankerung für Aufsätze zu erkennen.

Toro Ross-Fahrer Pierre Gasly bringt die Problematik Halo sehr schön auf den Punkt: «Ich bin kein Freund des Halo. Um genau zu sein, kann ich ihn nicht ausstehen. Aber ich muss halt damit leben.»

Sie möchten mehr über den Halo wissen? Kein Problem. Wir legen Ihnen unsere Story «12 Fragen, 12 Antworten» ans Herz.

Barcelona-Test, Tag 1

1. Daniel Ricciardo (AUS), Red Bull Racing RB14-TAG Heuer, 1:20,179 (103 Runden)
2. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W09 EQ Power+, 1:20,349 (58)
3. Kimi Räikkönen (FIN), Ferrari SF71H, 1:20,506 (80)
4. Nico Hülkenberg (D), Renault R.S.18, 1:20,547 (73)
5. Fernando Alonso (E), McLaren MCL33-Renault, 1:21,339 (47)
6. Carlos Sainz (E), Renault R.S.18, 1:22,168 (26)
7. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W09 EQ Power+, 1:22,327 (25)
8. Brendon Hartley (NZ), Toro Rosso STR13-Honda, 1:22,371 (93)
9. Lance Stroll (CDN), Williams FW41-Mercedes, 1:22,452 (46)
10. Romain Grosjean (F), Haas VF-18-Ferrari, 1:22,578 (55)
11. Marcus Ericsson (S), Sauber C37-Ferrari, 1:23,408 (63)
12. Nikita Mazepin (RU), Force India VJM11-Mercedes, 1:25,628 (22)
13. Sergey Sirotkin (RU), Williams FW41-Mercedes, 1:44,148 (23)

Und so geht es am Dienstag, 27. Februar, weiter:

Barcelona-Test, Tag 2, Fahrer

Sebastian Vettel (D), Ferrari SF71H
Estaban Ocon (F), Force India VJM11-Mercedes
Kevin Magnussen (DK), Haas VF-18-Ferrari
Stoffel Vandoorne (B), McLaren MCL33-Renault
Lewis Hamilton (GB), dann Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W09 EQ Power+
Carlos Sainz (E), dann Nico Hülkenberg (D), Renault R.S.18
Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB14-TAG Heuer>
Charles Leclerc (MC), Sauber C37-Ferrari
Pierre Gasly (F), Toro Rosso STR13-Honda
Lance Stroll (CDN), dann Robert Kubica (PL), Williams FW41-Mercedes

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