Franz Tost (Toro Rosso): «Honda hält Versprechen»

Von Mathias Brunner
​Der Tiroler Franz Tost, Teamchef der Scuderia Toro Rosso, über die hohe Leistungsdichte im Formel-1-Mittelfeld, die Fortschritte von Honda und seine beiden Fahrer Daniil Kvyat und Alex Albon.

Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost sagte im vergangenen Winter über die Ziele für die Saison 2018: «Wir haben grosse Pläne mit Honda, auch mittel- und langfristig. Ich sage immer – die ersten drei Ränge mit den Top-Teams sind in der Konstrukteurs-WM weg, aber dahinter ist im dichten Mittelfeld im Kampf um Rang 4 alles möglich. Wir wollen uns im vorderen Mittelfeld einnisten.» Das hat nicht ganz geklappt: Der Rennstall aus Faenza ist nur WM-Neunter geworden. In Barcelona sprechen wir mit dem Tiroler über die neuen Ziele.

Franz, mit welchen Gedanken gehst du in die neue Saison?

Ich bin optimistisch. Es wurde in den vergangenen Monaten sehr hart gearbeitet, wir haben ein gutes Auto. Honda ist ein vorzüglicher Partner, sie haben mit dem Motor in jeder Hinsicht zugelegt. Wir haben Rückkehrer Daniil Kvyat und Neuling Alex Albon, ein gutes Duo. Wir glauben, dass wir im zweiten Jahr mit Honda alle Möglichkeit besitzen, am vorderen Ende des Mittelfeldes aufzutauchen.

Was plant ihr in Sachen Entwicklung – Pakete alle paar Rennen oder einen konstanten Fluss an neuen Teilen?

In den letzten Jahren hat es sich in der Formel 1 bewährt, bei jedem Rennen Neues dabei zu haben, und so werden wir vorgehen.

Alex Albon muss nach nur vier Tagen Tests in die neue Saison gehen. Ist das nicht eine gewaltige Herausforderung?

Es ist eine Herausforderung, die er gerne annimmt. Und wir sind ja da, um ihm zur Seite zu stehen. Ich glaube, Albon wird einige Leute überraschen. Er ist in den Nachwuchsklassen sehr gut unterwegs gewesen, seine Überholmanöver waren klasse, er hat auch einen Charles Leclerc besiegt.

Im vergangenen Jahr kam das Abkommen mit Honda recht spät zustande. Für 2019 war das ganz anders. Wie hat sich das ausgewirkt?

Die ganze Vorbereitung lief viel glatter. Wir konnten die Installation des Motors verbessern und auch die Anordnung der Zusatzaggregate. Das ist ein Riesenschritt für uns, und die Partnerschaft mit Honda sowie Red Bull Technology ist extrem eng. Da sind wir viel besser aufgestellt als vor einem Jahr.

Wo genau siehst du Toro Rosso in diesem Jahr?

Schwer zu sagen. Wir haben ein geändertes Aero-Reglement, wir haben den ersten Tag hier. Wir achten jetzt zunächst mal darauf, wie das bei uns läuft. Dann schauen wir auf die Konkurrenz. Generell erwarte ich, dass das Feld noch näher zusammenrückt.

Im vergangenen Jahr musstet ihr viele Strafversetzungen hinnehmen, weil Honda ständig weiterentwickelt hat. Geht das so weiter?

Nein. 2018 wussten wir von Anfang an: Das ist ein Entwicklungsprozess, durch den müssen wir durch. Aber inzwischen hat Honda in Sachen Leistung und Standfestigkeit ein ganz anderes Niveau erreicht. Ich erwarte also nicht, dass es so viele Wechsel geben wird wie im vergangenen Jahr. Ich bin sehr zufrieden mit den Fortschritten von Honda. Alles, was sie versprochen haben, haben sie gehalten. Ich bin davon überzeugt, dass Honda mit Red Bull Racing Rennen gewinnen wird.

Daniil Kvyat erhält eine neue Chance bei Toro Rosso. Wieso?

Am Speed von Daniil Kvyat gab es nie etwas auszusetzen. Er kam als GP3-Meister direkt zu uns. Dann wurde er nach nur einem Jahr zu Red Bull Racing versetzt, weil dort nach dem Abgang von Vettel ein Pilot gebraucht wurde. Vielleicht ist alles ein wenig zu schnell passiert. Als er zu uns zurückkam, weil Max Verstappen den Platz bei RBR übernahm, hatten wir kein besonders gutes Auto. Er hat nun ein Jahr als Simulatorfahrer von Ferrari hinter sich, er ist viel dazu gelernt. Als er in Abu Dhabi für uns getestet hat, fühlte es sich an, als wäre er nie weg gewesen. Er kennt alle Mechaniker, er fühlte sich sofort wieder zuhause. Ich erkenne einen reiferen und entspannteren Fahrer. Und wenn wir ihm das richtige Auto geben, dann wird er zeigen, was er wirklich kann.

Wie wirkt sich das neue Aero-Reglement aus?

Da bin ich mir nicht so sicher. Das Ziel besteht ja darin, das Überholen zu verbessern. Aber wenn ich sehe, wie schnell diese Autos in den Ecken sind, das ist atemberaubend! Das kommt im Fernsehen überhaupt nicht rüber. Das spürst du nur, wenn du an der Strecke stehst, was ich in Abu Dhabi mit grosser Freude getan habe. Wir müssen die Kurventempi verringern, um das Überholen zu verbessern. Wir müssten den Abtrieb dramatisch verringern und den Speed auf den Geraden erhöhen. Das würde die Bremszonen vergrössen, die unfassbar kurz sind. Die Autos müssten ein grösseres Loch erzeugen, um Verfolgern einen besseren Windschatten zu bieten. Aber das sind alles Punkte, die wir erst für 2021 in Angriff nehmen können. Bei den geänderten Flügeln für 2019 bezweifle ich, ob sie viel bringen, um den Sport zu verbessern.

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