24h Daytona: Analyse des IMSA-Saisonauftakts

Kolumne von Oliver Müller
SPEEDWEEK.com blickt auf die 24 Stunden von Daytona. Dort gab es sowohl bei den Prototypen als auch in der GTLM-Klasse einen verdienten Doppelsieg. Und das ist beim Langstrecken-Klassiker noch alles aufgefallen.

Die 56. Ausgabe der 24 Stunden von Daytona hatte einen komplett anderen Charakter als die vorangegangenen Versionen des Langstrecken-Klassikers. Früher ging es in Daytona zunächst hauptsächlich nur darum, die ersten 20 bis 22 Stunden locker im Verkehr mitzurollen und das Material zu schonen. Die in Amerika üblichen vielen Gelbphase halfen stets mit, immer wieder in die Führungsrunde der eigenen Klasse zu kommen. Und am Ende wurde dann ordentlich angegast. 2018 gab es über die komplette Renndistanz jedoch nur vier 'Full-Corse-Yellows'. Somit ergaben sich teilweise erhebliche Abstände zwischen den einzelnen Fahrzeugen, die eher an ein europäisches Langstrecken-Rennen erinnerten. Ohne die künstlichen Zusammenführungen ging natürlich etwas an Spannung verloren. Doch das Rennen zeigte sich dadurch deutlich authentischer und die Platzierungen erscheinen ehrlicher.

Das große Thema im Paddock von Daytona waren die vielen Reifenschäden. Vor allem das extrem beanspruchte rechte Hinterrad ging oft in die Knie. Auffälligstes Opfer wurde der WTR-Cadillac, den Teamchef Wayne Taylor nach etlichen Plattfüßen aus Gründen der Sicherheit medienwirksam aus dem Rennen nahm. Continental warf den Teams zunächst vor, sich nicht an die herausgegebenen Vorgaben bei Reifendruck und Sturz zu halten. Zumindest bei WTR bestätigte der Reifenhersteller noch während des Rennens, dass die Empfehlungen aber tatsächlich eingehalten wurden. Letztendlich hatten viele Teams durch den harten Wettbewerb in Daytona diesmal auf Doppelstints gesetzt, was den Pneus einfach nicht gut bekam. Auf der anderen Seite schaffte Action Express mit dem Cadillac in der Nacht sogar einen Tripplestint. Das Reifen-Thema wird die Szene noch eine Weile begleiten. Ab 2019 ergibt sich jedoch eine neue Situation. Dann muss der neue Serienpartner Michelin beweisen, dass seine Pneus auf dem so speziellen 5,729 Kilometer langen Kurs besser funktionieren.

Der Doppelsieg von Action Express verdeckte die Schmach, welche die im Vorfeld so gehypten DPi-Modelle erlitten. Denn bis auf die beiden Cadillac der Truppe von Teamchef Bob Johnson hatten alle anderen DPi mit technischen Problemen zu kämpfen. Zwar hatten die amerikanischen Prototypen in Daytona einen besseren Speed als die LMP2, doch im Vergleich zu den europäischen Wagen wirkten sie etwas überzüchtet. Vor allem Mazda und Nissan hatten in Daytona ihr Material nicht wirklich im Griff.

Anders sah es bei Oreca aus. Alle sechs der französischen LMP2 erreichten das Ziel. Fünf Oreca landeten letztendlich sogar in den Top acht des Gesamtklassements. Hier kann wieder die alter Sportwagen-Weisheit hergenommen werden, dass ein Auto zunächst einmal halten muss, bevor Risiken bei der Entwicklung eingegangen werden.

Insgesamt ist der Doppelsieg des kleinen Teams Action Express Racing mehr als verdient. Schon beim Roar-Test Anfang Januar präsentierten sich die beiden Cadillac der Mannschaft aus Denver (US-Bundesstaat North Carolina) als die schnellsten Wagen. Damals dominierte Ex-F1-Pilot Felipe Nasr die Qualifikation für die Boxengassenplätze. Der Brasilianer drehte mit 1:37,475 Minuten übrigens auch die schnellste Runde im Rennen.

Mit 808 absolvierten Runden wurde auch ein neuer Distanzrekord aufgestellt. Das Siegertrio Joao Barbosa, Filipe Albuquerque und Christian Fittipaldi kam damit auf insgesamt 2876,48 Meilen (ca. 4630 Kilometer). Der alte Bestwert stammte aus dem Jahre 1982, als John Paul Jr., Rolf Stommelen und John Paul Sr. in einen Porsche 935 genau 2760,960 Meilen schafften. Letztendlich übertrumpften sogar die ersten 15 Fahrzeuge des Gesamtklassements diese Marke. Hier spielten natürlich auch die angesprochenen wenigen Gelbphasen eine große Rolle. Dennoch zeigt dieser Fakt eindeutig auf, welche Pace die heutigen LMP2/DPi inzwischen anschlagen können. Von den in Daytona nicht startberechtigten LMP1 ganz zu schweigen.

In der GTLM-Kategorie hatte Ford ganz klar die Zügel in der Hand. Schon zu Rennmitte überrundeten die amerikanischen GT alle Konkurrenten in der Klasse. Und das, obwohl in der GTLM eigentlich eine BoP für (künstliche) Chancengleichheit sorgen soll. Ryan Briscoes schnellster Rennrunde von 1:44,054 Minuten konnten Ferrari (mit Davide Rigon 1:44,278 Min) und Corvette (mit Oliver Gavin 1:44,437 Min.) zwar einigermaßen standhalten, doch die Ford reproduzierten ihre schnellen Umläufe einfach viel regelmäßiger. Auch im dichten Überrundungsverkehr kamen die Ford besser zurecht. Für das Einsatzteam Chip Ganassi Racing war es der 200. Sieg überhaupt.


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