Bradley Smith über Loris Baz: «Es ist wie ein Krieg zwischen uns»
Im Gespräch mit SPEEDWEEK.com berichtet Ex-MotoGP-Pilot Bradley Smith über sein erstes Jahr in der King-of-the-Baggers-Serie. Weshalb die Entwicklungsarbeit bei einem 280-kg-Bike so spannend ist.
Bradley Smith ist den meisten MotoGP-Fans ein Begriff. Der Brite fuhr von 2006 bis 2018 als Stammpilot in der Motorrad-WM. 2009 wurde er Vize-Weltmeister in der 125-ccm-Klasse, 2013 bestritt er für Yamaha seine erste Saison in der Königsklasse. Seine bestes MotoGP-Jahr hatte Smith 2015, als er Gesamtrang 6 belegte.
2017 und 2018 half er im KTM-Werksteam gemeinsam mit Teamkollege Pol Espargaro, die RC16 zu einem konkurrenzfähigen Bike zu entwickeln. 2019 musste Smith seinen Platz beim österreichischen Hersteller für Johann Zarco räumen. Er wechselte in die MotoE-WM und wurde Testfahrer für Aprilia.
2020 stieg Smith bei Gresini Racing während der Saison zum Stammfahrer auf, da Andrea Iannone wegen Dopings gesperrt wurde. 2021 wurde es dann wieder still um den Mann aus Oxford.
2024 war Smith Testfahrer für das BMW-Testteam in der Superbike-WM. 2025 folgte für ihn wieder ein neuer Karriereabschnitt – er wechselte in die MotoAmerica und gab sein Debüt in der King-of-the-Baggers-Serie, wo er auf einer Harley-Davidson in 14 Rennen drei Podestplätze erzielte und Gesamtrang 9 belegte.
«In meinem ersten Rennen bin ich gleich auf den zweiten Platz gefahren, was schon eine Überraschung war. Danach wurde es aber doch etwas schwieriger», blickte der 35-Jährige im exklusiven Gespräch mit SPEEDWEEK.com zurück. «Die großen Strecken kommen mir aber zugute, denn diese haben Ähnlichkeiten zu den Rennstrecken, die ich aus Europa kannte. An die kleinen Pisten musste ich mich zuerst gewöhnen. Es war aber sehr eng die ganze Saison über, und es gab acht Jungs, die jederzeit für den Sieg gut waren. Das kommt sehr selten vor.»
Die hart umkämpfte amerikanische Rennserie findet der ehemalige MotoGP-Pilot äußerst spannend. Sein Teamkollege im Werksteam von Harley-Davidson ist Kyle Wyman, der Champion von 2025.
«Es war ein großartiges Jahr, in dem ich sehr viel Spaß hatte. Ich bin eingestiegen in eine komplett andere Form des Racings. Mit einem Unternehmen wie Harley-Davidson zusammenzuarbeiten, das möglicherweise nicht so für Rennsport bekannt ist, war sehr spannend», betonte Smith. «Ich habe eine Gruppe von Leuten und Ingenieuren vorgefunden, die sehr enthusiastisch und kompetent sind. Sie machen einen großartigen Job, wenn man bedenkt, dass sie eine Road-Glide-Plattform zur Verfügung haben, die eigentlich nicht auf Rennen fahren ausgerichtet ist. Sie haben daraus ein Bike gemacht, dass auf einer Runde manchmal um weniger als eine Sekunde langsamer ist als ein Supersport-Motorrad. Das Ganze ist sehr beeindruckend.»
Die Fahrer treten in rennfertigen Harley-Davidson-Road-Glide-Motorrädern gegeneinander an. Das Reglement schreibt ein Mindestgewicht von knapp über 281 kg, ein spezielles Steuergerät und eine Drehzahlbegrenzung von 7000 U/min vor und die Front- und Heckpartie sowie die Silhouette des Motorrads müssen der Serie treu bleiben – mit Koffern. Die 200-PS-Monster erreichen Spitzengeschwindigkeiten von über 300 km/h. Auf das Hinterrad wirken unglaubliche 245 Nm.
Sie haben daraus ein Bike gemacht, dass auf einer Runde manchmal um weniger als eine Sekunde langsamer ist als ein Supersport-Motorrad. Das Ganze ist sehr beeindruckend!
Bradley Smith
Bradley Smith betonte in der Vergangenheit, als er Testfahrer für unterschiedliche Hersteller war, dass es ihm Spaß macht, bei der Entwicklung eines Rennmotorrads involviert zu sein. Wie geht es ihm damit bei den Harley-Davidson-Bikes? «Die Plattform befindet sich immer noch in einer frühen Phase. Die Meisterschaft gibt es erst seit fünf Jahren, und ich denke, dass viel Zeit davon für die Transformation des Motorrads in eine Rennmaschine aufgewendet wurde», grübelte Smith. «Jetzt besteht die Chance, mit neuen Ideen zu kommen. Hinsichtlich des Reglements haben wir zwar einige Limits – das bedeutet aber auch, dass man bei kleinen Details kreativ sein kann. Wir bauten verstellbare Gabelbrücken, die an die MotoGP angelehnt sind. Wir entwickeln die Schwinge weiter und beschäftigen uns mit der Anpassung der Ergonomie. Was den Lenker anbelangt, war ich dieses Jahr der Erste, der einen Road-Racing-Stil einsetzte. Dann geht es darum, das Maximum an Power aus diesen Bikes herauszuholen. Wir versuchen generell alle Bereiche zu verbessern. Auch unsere Partner machen einen großartigen Job. Beispielsweise haben wir zwei oder drei verschiedene Auspuffvarianten zur Verfügung, um das Leistungsband optimal anzupassen. Mit diesem Bike beschleunigst du von 4000 bis maximal 7000 Umdrehungen pro Minute. Somit hast du als Fenster nur 3000 rpm zur Verfügung – das heißt, dass es sehr speziell ist, wie du die Leistung nutzt. Wenn du dazu noch so ein schweres Motorrad hast und einige Anpassungen machst, dann hat dies einen massiven Effekt, weil du die gesamte Ergonomie und Gewichtsverteilung dadurch sehr beeinflussen kannst.»
«Unsere Konkurrenten sind Indian, wir müssen vor ihnen sein. Es macht auch Spaß einen Freund wie Loris Baz, der für Indian fährt, an meiner Seite zu haben. Es ist ein bisschen wie ein Krieg zwischen ihm und mir – dabei geht es darum, wer das Wissen aus der MotoGP am besten einbringen kann, um das Motorrad so schnell als möglich weiterzuentwickeln», schmunzelte Smith. Loris Baz ist 2025 von der Superbike-WM in die King-of-the-Baggers-Serie gewechselt. Der Franzose belegte in seinem Rookie-Jahr Gesamtrang 2.
Im zweiten Teil spricht Bradley Smith über die größten Vor- und Nachteile der Harley-Davidson Bagger im Vergleich zu einem MotoGP-Bike und was er sich vom Bagger World Cup erwartet.
Fortsetzung folgt…
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